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Hülfe eines: Kfl sationsinstrumentes sieh darstellen lassen, in mit Polarisationsvorriehtungen versehenen zu bringen. Zwar glauhte 1872 Groth,* dass diesem th^m damals neues Pobirisationsinstniment abgehoUoi ■ eine daraufhin abzielende Bemerkung findet adki n(*uesten vSehriften,^ allein, wie man alsbald ^ftf von (iKUTii gemachte Vorschlag hei der Unten partioen im Dünnschliif als nicht ausfiihrbtr ft Folg(» dess(ui nicht zur Anwendung. Es Ij Alten, und man nahm nach wie vor an, I besitzen, um d<'is erstrebtem Ziel zu emicb niss, da doch schon damals nahezu ilk ] ^ ri)ei* Apparate und Beobnchtunj riitersiidnin^iMi. Poggrnd. Annalen 187a B. 14^1 ' Physiknlisclie Krystallogi-aphie 1885 &€ ' Ks leticlitet ohne Weitei'es ein, dMi äü körniger Gesteine, die einzelnen Mineraltlidk sind, um sie ntich der genannten Metho' Math. IL DAturwui. Mitth. IWa IV. 124 Matlieinntische und naturwissenschnflliclie Mittiioilungcn. [222] Händen hatt^en, mit denen sie die betreffenden Untersueliungen, ohne jede Umänderung an den Instrument<*n vorzunelimen , liätten aus- fuliren können. Erst im Jahre 1878 trat eine Wandhmg ein, indem durch die alsdann angegelx^nen Metlioden der Umwandlung dvs Polarisations- mikroskops in ein Polarisationsinstrument ersteres zur Untersu<*liung der Mineralpart ieen in Dünnsehliffen hei Anwendung convergenten Liehtes eingericlitet wurde. Wie hekannt hat von Lasaulx* die erste dieshezfigliclie Bekannt^ maehung veröffentliclit: er setzt auf den Polarisator Lins(»n zur Erzeu- gimg stark eonvergenten Lidites imd entfernt aus dem Mikroskoptuluis das Ocular, so dass das Interferenzhild nur vom Ohjectiv entworf(*n wird. Danacli kam Bertrand'" und zeigte, wie man durch Einschiel)en einer achromatischen Linse zwischen ()l)jectiv und Ocular das von ersterem entworfene Interlerenzhild durcli ein schwach(\s Mikroskop, bestehend «aus der neu eingescholienen Linse als übjectiv und dem frfdieren Ocular als damit jetzt verbimdenem Ocular, betracht(*n köiuie. Das Verfahren setzt voraus, dass (durch Aufs(»tzen von ( ond(»nsor- linsen) das den Polarisa tor verlassende Lidit stark convergent sei. Zur Pmfinig der Erscheinungen im ])arallelen j)olarisirten Liclite, zur Unt^rsucluing eiiKT besonderen Stelle etwa, wird em])fohl(Mi die Linse im Tubus zu lieben imd so mit schwacher Vergrösserung zu operiren. Bertrani) macht mit Recht darauf aufmerksam (j). 97), dass die so disponirte Vorrichtung das Bild nicht umkehre. Ich selbst hatte mich schon zwei Jalin* vorher mit dem gl(»ichen Probleme beschäftigt, war alxT durch andere wissenschaftliche Arbeiten und den 1877 bewerkst(41igt(Mi Umzug von Ibüdelberg nach (iöttingen nicht in der Lage gewesen (*twas dariiber zu publicin^n; so kam es, dass ich erst am 14. August 1878 der Königlichen (ies(»llschaft der Wissenscliaften zu (Jöttingen j Einfallen c(mverg(*nten Lichtes auf das Praeparat ist gut, aber nicht unbedingt, nöthig. Man sieht das Interferenzbild sich über der Frontlinse des Oculars bilden und kann es direct oder mit einer I^upe beobacliten.* * N. Jahrb. (ur Mineral, u. s. w. 1878 S. 377 — 378. — Die Veroffcntlicluing ist vom 7. März. * De rapplieation du Microscope a Tetude de la Mineralogie. Bulletin de la Sog. Min. de France 1878 T. I. p. 22 u. f., sowie p. 96 u. 97. — Die beiden Veröffent- lichungen sind vom 11. April und 14. November. — Vcrgl. auch 1880 T. III p. 97. ' Nachrichten von der k. Ges. der Wiss. zu Göttingen 1878 Nr. 14 .S. 461. * Dass icli vor von Lasaklx und Bertrand und zwar schon 1876 die in Rede stehende Metliodc kannte, hat mir mein ehemaliger Heidelberger College, Prof. Cohkn, [223] Klein: KrystAllo^ra])hisch-optisc}ie Untersnchunj^smethoden. 125 Die Vortlieile und Nachtheile der drei genannten Methoden wog Laspeyres 1880' in richtiger Weise gegen einander ah^ und machte namentlich geltend, dass die von von Lasaulx und von mir die schärf- sten Interferenzbilder, allerdings bei Verlust d(\s Fadenkreuzes, ergäben, wogegen dieses letztere bei der Methode von Bertrand erhalten bleibe und hier vergrösserte und in Folge dessen^ lichtsehwächere Interferenz- bilder gewonnen würden. Laspeyres verbindet bei seinem Mikroskop die BERXRAND'sche ' Linse insofern fest mit dem Ocular, als beide gleichzeitig he})bar oder senkbar sind und schlägt, ferner vor, zur Vergrösserung der Bilder bei der von LASAULx'schen Methode die auf und ab bewegliehe Ber- TRAND^sche Linse allein zu vei^wenden.^ — Beherzigenswerth sind auch seine Bemerkimgen über das Notiren der genauen Lage der zu unter- suchenden Platte zum Krystall und über die ])ekannte Bildumdrehung im Mikroskop und Nichtumdrehung des Interferenzbildes im Polari- sationsapparat.* Die eben erwähnten HulfsmittH zur Untersuchung der Mineral- partieen in Dünnschliffen wurden dadurch in's Leben eingeführt, dass, dem ich sie inittheilte, in seinem Werke: Zusammenstellung petrogmphischer Unt^,r- suchungsmetlioden 1884 S. 12 Anm. i bestätigt, und ich habe mich auf diese Bestätigung in meiner Prorectoratsrede, Göttingen 1886 8. 27 bezogen. Ich will imd kann selbst- verständlich damit nicht die Priorität reclamiren, moclite aber für mich die Thatsache der unabhängigen Entdeckung gewahrt sehen. Ich thue dies aus zwei Gründen, ein Mal, weil in neuerer Zeit, wie es scheint nicht ohne Absicht, wiederholt mein Name verschwiegen wird, während von LasAULX und Bertrand genannt werden, das andere Mal, weil auch in der seit jener Zeit in neuer Autlage erschienenen Mikr. Phys. der petr. wichtigen Mineralien von H. Kosknbusch 1892 8. 5 (woselbst noch ferner Hawes als Mit^ntdecker der Methode angegel>en wird, von welcher Unterart derselben wird nicht angeführt) immer noch wie in der vorhergehenden Auflage gesagt ist, es sei durch die Genannten «ziemlich gleichzeitig und nahezu unabhängig von einander« gezeigt worden, wie man sich des Mikroskops bei Beobachtungen im con- vergenten polarisirten Lichte bedienen könne. — Da dieser Ausspruch eine verschie- dene Deutung zulässt, so mochte ich durch obige Darlegung constatiren, dass ich vor den Anderen und absolut unabhängig von ihnen meine Methode gefunden habe. * Mineralogische Bemerkungen \' II. Zeitschrift; für Krystallographie 1880 Bd. IV S. 460 u. f. , ' Im Gegensatz hierzu findet man in der neueren Litteratur Bemerkungen, die von einer geringen Kenntniss der einschlägigen Verhältnisse zeugen. So schreibt Leh- mann, Molecularphysik 1888 I 8. 20: «X'on den versclüedenen Metlioden hat sich die BERTRAND*sche als die zweckmässigste erwiesen und wurde desshalb von den Mecha- nikern meist adoptirt.« — Hierbei ist ein Mal übersehen, dass nur die BERTRANo'sche Methode mechanische Andenmgen erfordert und mit ihr die anderen gegeben sind und fernerhin, dass genannte Methode und die anderen in ganz besonderen Fällen ihre V^or- züge haben und die eine die andere nicht ersetzen kann. ' Über eine Verwendung dieser Methode bei einfacher construirten Mikroskopen vergl. Nachrichten von der k. Ges. der Wiss. zu Göttingen 1884 8. 438 Anm. 2 und N. Jahrb. fiir Mineralogie u. s. w. 1885, Beilage))and III, 8. 543. * A. a. O. 8. 442. 12* 126 Mathematische nml naturwissenschaftliche Mittheihingen. [224] abgesehen von Hartnack, von dem Laspeyties sein Instrument ver- fertigen liess, in der Hauptsache von Nachet* in Paris, Voigt und IIocHGESANG^ in Göttiugen, Zeiss in Jena und R. Fuess^ in Berlin Con- struetionen ersonnen wurden, die, (Jie eine immer auf der andern fort- bauend und sie verbessernd, schliesslich das zu Tage gefördert lialien, was heute allgemein als am praktisclisten gilt. * Vergl. z.H. ForguE et Lkvy, Mineralogie micrograpliiei den neueren Instrumenten aufgegeben worden. Wie oben erwähnt, wandte sie auch Laspeyres bei seinem durch Hartnack construirten Mikroskope nicht mehr an. ' Vergl. R. FiESS, Über Mikroskope für krystallographische und petrographische Untersuchimgen. N. Jahrb. für Min. u. s. w. 1891, Beilageband VII, 8. 55 u. f. In dieser Arbeit ist U. Fuess bestrebt gewesen »die bewährtesten Hinrichtungen vei*schiedener Constructionen in einem neuen Instnimente zu vereinigen- und ausserdem zahlreiche V^erbesserungen selbst noch anzubringen. Dieselben sind theils von ihm ausgegangen, theils nach dem Vorgange von Abbe, Bertrand, Liebisch, Mallard, Michel-Levy, Sorbv u. A. dem Instrumente hinzugefügt, so dass dasselbe jetzt das Vollkommenste leistet, was zur Zeit zu leisten ist. Ich gestatte mir zu der Fi^ESs'schen Arbeit nur zu bemerken, dass ich e^ nicht gerechtfertigt finde, wenn von der BERTRANn'schen Linse als dem AMicfschen Hülfs- objectiv (a. a. O. 8. 62) gesprochen wird und zwar aus folgenden Gründen. Nach Jamin, Cours de Fhysique 1869 T. HI p. 628, ü^j^. 827; 1887 T. III p. 467, fig. 167, vergl. auch E. Verdet, I^e^ons sur la Polarisation chromatique, redigees par E. Mascart (ohne Jahresangabe) p. 52 und E. Verdet, Le(;ons d'optique physique pu- blices par A. Levistal 1870 T. H p. 145, fig. 20, sowie Liebisch, Physikalische Krystal- lographie 1891 8.453 "•^•» war schon vor Bertrand die von demselben angewandte Linsencombination bei den AMici'schen Polarisationsinstrumenten bekannt. Allein der Zweck, der bei der Zusammenstellung der ganzen Combination bei Bertrand leitet, ist doch ein verschiedener gegenüber dem, der die AMicfsche Con- struction bedingt. Amici (Annales de Ghimie et de Physique 1844, 3 ser. T. 12 p. 116; PoGG. Annalen 1845 Bd. 64 8.474, vergl. auch Babinet, Comptes rendus 1864 T. 9 p. 36) besitzt ein Polarisationsinstrument, bestehend, was die Linsencombination im Tubus anlangt, aus Objectiv und Ocular, schiebt, am Ende einer Rohre befindlich, ein schärferes Objectiv vor das bereits vorhandene vor, und bezweckt damit die stark di- [ 2 2 5 J K LKis : Krystflllo^raphiscli - optische Untersucluingsmetlioden. 127 Wie schon Laspeyres zutreffend liervorliebt (a. a. 0. S.460), werden die drei Methoden der Umwandlung des Polarisationsmikroskops in (4n Polarisationsinstnunent verschiedener Anw^endung föhig sein. Die BERTRAND'sche , welche unter Umständen (Wechsel der Ociüar- vergrösserung) die grössten, aV)er dann auch lichtschwächsten Bilder liefert, wird am meisten da in B(*tracht kommen, w^o es sich darum handelt, genaue Messungen auszuführen; die Methoden nach vonLasaulx und nach mir werdcai ihre Ilauptan wendung bei sehr dünnen , schwach doppelhrechenden Objecten find(*n. Und zwar wird in dieser Hinsicht die VON LASAULx'sche Methode am meisten leistarallele. J'ai fait construire par M. Nachet un oculaire tel quo Ton peut remplacer la loupe dont il vient dV^tre (piestion par la lentille superieure de son ocidaire N° i . II suflfit alors dVnlever la lentille inferieure de Toculaire a reti- cule mobile, servant aux mesures ordinaires, et de visser cet appa- reil ainsi modifie sur mon iiouv(»l oculaire. Les Images (pie Ton ob- tient av(»c ce dispositif sont plus grandes qu'avec celui de von Lasaulx, plus petites et plus nettes (ju'avec celui de M. Bertrand, ün peut ainsi beneficier des avantages des deux methodes.« Da Hr. Lacroix nicht zu wissen scheint, von wem die Methode herrührt, die er zu verbessern unternommen hat, so fiige ich, auch zur Vermeidung von späteren Missverständnissen, liinzu, dass, nach- dem ich dieselbe^ wie im Jlingang erwähnt, 1876 gefunden, im Jahre 1884 Hr. Emile Bertrand diesell)e ebenfalls ohne meine Autor- schaft zu kennen wiederum gefunden hat. In einer Notiz: »Sur Texamen microscopique des roches en lumiere polarisee convergente«, ver^renden Strahlen, die die Kiystallplatt^? verlassen, aufnehmen zu können. Bertrand hat ein Mikroskop vor sich, das in ein Polarisationsinstniment umgewandelt wenlen soll und schiebt zu diesem Ende seine Linse zwischen Ohjectiv und Ocular ein. Wenn er damit auch dasselbe erreicht, was Amici erlangt hat, so geht er doch von verschie- denem Standpunkt aus und jedenfalls mit einem anderen Instrumententheil vor. — Die AMiri'sche Vorrichtung war lange bekannt und Niemand wusste sie auf das Mi- kroskop anzuwenden. Erst Bertrand kam auf diesen glücklichen Gedanken. Man sollte daher auch seiner Einschieblinse füglich den Namen der Bertran Duschen Linse lassen. * Mineralogie de la France et des ses colonies, 1893 p. XV— XVL 128 Matlicinatische und iiaturNvissenschai'tliciie Mittlieiliiriij^cn. [226] die am i6. Decemher 1884 gedruckt wurde, nachher aber, auf meine Reclamation hin, nicht weitere Verbreitung fand , sclireibt Hr. Bertrand nach Besprechung seiner und der von LASAULx'schen Methode: »n est dans tous les cas plus simple d'employer la methode ([ue je vais indiquer. On peut voir les courbes d'int^rference, sans enlever Toculaire, et en ne changeant rien ä la disposition du microscope; il suffit d'examiner avec une loupe tenue ä la main, ou fixee sur un tube ä une dista^nce convenable, Tanneau oculaire ou cercle de Ramsden, qui vient se fonner au dessus de Toculaire. On voit alors les cour])es d'interference bien nettes et suffisament grossies. Leur image vient se former un peu au dessus de Tanneau oculaire.« Ich gehe nach dieser Klarstellung nun dazu über meinerseits anzugeben, wie man in bequemer Weise und unter Erhaltung des Fadenkreuzes nach meiner Methode das Interferenzbild sehen kann. Jedes bessere Mikroskop ist mit den Ocularen HuYGiiENs'seher Construction i, 2, 3 versehen. Man hat nur nöthig, Ocular i in den Tubus einzuschalten und 2 darauf zu setzen, oder dies mit 3 zu thun oder aber die Combination 2 (im Tubus) und 3 (daraufgesetzt) zu verwenden, um sofort bei Einfallen convergenten polarisirten Lichts auf die Platte, Vorhandensein eines starken Objectivsystems und Ana- lysators die Interferenzerscheinungen schön, deutlich und lichtstark zu sehen, ganz in der Weise wie es Lacroix nach seiner, aber um- ständlicheren Art besclireibt. Diese neue Methode erfordert also gar keine weitere Vor])ereitung. Man muss nur, wenn man Werth darauf legt, das Fadenkreuz centrisch zu haben, sich eine orientirt aufzusetzende Stülpe fiir das zweite Ocular machen lassen und auf diese selbst wieder das Nicol setzen, wenn es nicht in der Röhre angebracht ist. — Die neueren Instru- mente von FuEss eignen sich ohne alle weiteren Umstände zu der Darstellung des Axcnaustritts auf diese Weise , bei den von Voigt und Hochgesang construirten müssen die Oculare etwas umgeändert werden. Ich habe Hrn. Brunnee in Göttingen hierzu veraidasst, da nunmehr die von demselben gelieferten kleineren Instrumente genannte Vor- richtung an Stelle der früheren, vergl. S. 223 Anmerkung 3, bekommen sollen; erstere wird bis zu einem gewissen Grade die BERXRANn'sche zu ersetzen geeignet sein. Hält man fest, dass bei Untersuchung feinerer Details un paral- lelen sowohl, als im convergenten, polarisirten Lichte die Lage der zu untersuchenden Platte gegen den Krystall hin, aus dem sie ge- nommen wurde, genau bekannt sein muss, so wird es nützlich sein, sich folgender Tabelle zu bedienen, um in der Deutung der Lage |227J Klkin : Krystallographisch - optische Untei-suchtingsinetliudcn. 129 der Erscheinungen nicht irre zu gehen und zu wissen, von welchen Flächentheilen die betreffenden Interferenzbilder stammen/ wie das namentlich bei der Untersuchung orientirter Dünnschliffe wichtig wird. Art der Untersuchung Lage des Bildes g(>gen das übjeet Ljige des Interferenz- bildes g(*gen das Object Lage des Interferenz- bildes gegen das Bild Tiflge des Bildes bei gehobenem Tubus gegen das Object Mikroskop ohne Po- larisationsvor- richtung Verwendet Parallel NÖRRENBERG ' SCheS Polarisations- instrument Verwendet Verwendet Umgewandeltes Polarisations- mikroskop. Methode nach VON Lasaulx Parallel Verwendet Verwendet Methoden nach Klein — — Verwendet Verwendet Parallel Parallel Parallel Methode nach Bertkand Parallel Wie bekannt, ist es bei mhieralogisch - petrographischen Unter- suchungen von grösstem Interesse, den Charakter der Doppel- brechung der betreffenden Mineralien zu bestimmen. Bald nachdem Biot'"^ im Jahre 1814 am Quarz und Beryll entdeckt hatte, dass dieselben einander entgegengesetzte polarisirendeWirkmigen ausüben, Eigenschaften, die er im Nachtrag zu seiner Arbeit (p. 28) * Hierbei ist an die Stelle der von Bertrand vorgeschlagenen Methode, die BKRTRAND'sche Linsc zu heben, die getreten, vermöge deren man bei gehobenem Tubus das Bild des Objects schwach vergrossert sieht. * BioT, Sur la decouverte d*une pr()j)riete nouvelle dont jouissent les forces polarisantes de certains cristaux. (Lu a Tlnstitut le 25 avril 18 14.) Mem. de la Classe des sciences mathem. et physiq. de Klnstitut imperial de France. Annee 18 12. Paris 18 14 p. 19; sowie Addition au Memoire: Sur les deux genres de polarisation exerces par les cristaux doues de la double refraction. (Lu a Tlnstitut le lundi 15 mai 18 14.) 130 Matlieinatische und naturwisscnsfliaftlichr Mittheilunu;eii. [228] als Polarisation quartzeuse und polarisaHon heryllee unterschied, wies er nach, dass andere Mineralien sieh e])enfalls diesen Gruppen ein- reihen lassen und zu der des Berylls z. B. der Kalkspath gehört. In einer Note zu der letztgenannten Arheit wird endlich dar- gethan, dass die Doppelbrechung in diesen Krystallen verschieden geartet sei (p. 30) und die Bezeichnungen attractiv und repulsiv ehigefiilirt,* Benennungen, die Brewster" 181 8 durch positiv und negativ ersetzte. Wenn mm auch Biot alsbald lehrte,^ wie die Art der Doppel- brechung mit der Methode der prismatischen Ablenkung zu bestimmen sei und z. B. zeigte, dass im Kalkspath, wenn ein Prisma zur Ver- wendung kam, dessen brechende Kante pai-allel der Ilauptaxe gelegen war, das abgelenktere Bild parallel der IIaui)taxe und das weniger abgelenkte senkrecht zu dersel])en i)()larisirt sei, so waren doch manche Körj)er nicht auf diese Weise zu untersuchen und das Bedürfniss, andere Methoden zu besitzen, gab sich alsbald kimd. Wir werden uns bei der Betrachtung derseU)en nur auf optische llülfsmittel beschränken* und aus der Reihe derselben wiederum nur die einfachsten betrachten, also z. B. die, welche gewonnen werden, wenn man spectroskopische Untersuchung der Interferenzfarben vor- niuunt, ausschliessen. Die wichtigsten der optischen llülfsmittel, welche dann übrig bleiben, lassen sich eintheilen in solche, die ])ei Anwendung conver- genten, polarisirten Lichtes in Betracht kommen und solche, die zur Untersuchung im parallelen, polarisirten Lichte dienen. Bei allen Untersuchungsmethoden kommt es darauf an zu sehen, ob Interferenz- curven sich verengen, oder in bestimmter charakteristischer Weise umformen, Farben steigen, wodurch die gleiche Orientirung der zu untersuchenden Platte mit der nach ihren Elasticitätsrichtungen be- kannten Probeplatte erhellt, oder ob das Umgekehrte stattfindet, wodurch der entgegengesetzte Charakter hervorgeht. * Vergl. auch ebendaselbst Annees 1813. 181 4. 1815. Paris 1818 p. 232 u. 233. * David Brewster, On the laws of polarisation and double refraction in regu- larly crystallised bodies. Philosoph. Transactions of the Royal Society of London. 181 8 I p. 219. * BioT, Snr la natiire des forces qui parta)arkeit untersucht werden. 1. Vergleich mit einer Platte, senkrecht zur optischen Axe [ (oder senkrecht zur ersten Mittellinie) von bestimmtem optisdien Charakter. Das Verfahren rührt von Brewster her* und kommt darauf hinaus Ringverengung bei gleichem, Ringerweiterung bei entgegengesetztem C.'harakter der beiden Platten zu beobachten.^ Es ist j)raktisch bei '; den einaxigen Krystallen besser anzuwenden als bei den zweiaxigen.^ ; Seine Anwendung stösst öfters auf Hindernisse, namentlich bei kleinen : Praeparaten. 2. Anwendung der Biox'schen Compensationsplatte und in weiterer Folge der aus derselben entwickelten Quarzplatte senkrecht zur Axe. BioT zeigte im Jahre 1813,^ dass zwei Platten, die einzeln keine glatten Farben in der Hellstellung geben, diese dann hervortreten lassen, wenn ihre gleichnamigen Richtungen gekreuzt werden und * Brkwsier n. a. O. 215 weist nach, dass Bior, Traite de Physicine 1816. T. IV p. 497 — 498, theoretisch »las Verfaliren entwickelt, aber nicht praktisch ausgeführt habe. — Brkwster luhrt es mit Platten gleichen Charakters: Kalkspath und Beryll und mit solchen entgegengesetzten Charakters: Kalkspath und Zirkon, aus (p. 216). Er ])eobachtet ferner (p. 217), dass, wenn Platten entgegengesetzten optischen Charak- ters und gleicher Starke der Wirkung combinirt werden, ein vollständiges Verschwinden der Hinge und ein Aufheben der Doppelbrechung statt hat, — ein Umstand, der zur Erklärung gewisser Apophyllitringe, wie bekannt, zu benutzen und von grosser Wichtig- keit ist. — Das BREwsTKR^sche Verfahren ist im Laufe der Zeit in Anwendung ge- blieben und in die Lehr- und Handbücher übergegangen. ' Über gewisse, dabei in Betracht kommende Vorsichtsmaassregeln und Ver- besserungen (Verwendung einer einaxigen Platte, keilförmig zur Axe geschnitten) vergl. Mascart, Traite d^opticjue 1891. T. II p. 164, auch wohl Verdet, Le^ons sur la Pola- risation chromatique, redigees par Mascart. — Ohne Jahresangabe — p. 56 u. 57. ' Für zweiaxige Krystalle wird es u. A. empfohlen von Mascart, 1891. a. a. O. p. 165. * BiOT, Memoire sur une nouvelle application de la Theorie des Oscillations de la lumiere. (Lu a Tlnstitut le 27 decembre 1813.) Memoire de la Classe des sciences 132 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheihingen. [230] die Plattendicke verseliieden ist. Dieser wichtige Versuch, der als Gioindlage fiir die hauptsächlichst(Mi, im parallekMi polarisirten Lichte vorzunelimenden Bestiminungen des Charakters der Doppelbreclumg dient, liat Veranlassung gege})en, das Kreuzen gleiclnianiiger Rich- tungen auch auf die Untersuchiuigen im convergenten Lichte auszu- dehnen und das dahei zu beobachtende Entstehen, bez. die Veran- deiningen der Interfi^renzerscheinungen und der Farbentöne zur Bestim- mung des Charakters der Doppelbreclumg zu verwerthen. Eine Anwendung solcher Art findet man u. A. bei Jamin,* der eine dünne Platte aus einem (ünaxigen positiven Krystall, parallel der c-Axe geschnitten, anwendet, um durch Drehen derselben parallel, bez. senkrecht zur r-Axe, über einem senkrecht zur r-Axe geschnit- tenen einaxigen Krystall im convergenten, polarisirten Lichte, in dessen Interferenzcurvensystem Ringerweiterung od(*r Verengung zu studiren und daraus den Charakter der Doppelbrechung abzuleiten. — Das Ver- fahren lässt sich auch, wie bekannt, auf einaxige Krystalle parallel der Axe und auf zweiaxige parallel einem Ilaüptschnitt ausdehnen. — Wie es scheint, haben (trailkh" und Nörrenberg^ gleichzeitig und miabhängig von einander den ferneren Schritt gethan, an Stelle einer Platte, parallel der Axe eines einaxigen Krystalls, die Quarzplatte senkrecht zur Axe zur B(\stimmung des Charakters der Doppelbrechung, besonders })ei zweiaxigen Krystallen senkrecht zur ersten Mittellinie geschnitten, zu verwerthen. Das Verfahren besteht, wie bekannt, in Folgendem. Man bringt die zu untersuchende Krystallplatte in die diagonale St(*llung und dreht die Quarzplatte in dem Räume zwischen Analysator imd Instrument ein Mal um eine Axe, senkrecht zur Verbindungslinie der optischen Axen, das andere Mal dazu parallel. Entstehen bei der ersten Drehung, niathem. et phys. Annee 1812. Seconde Partie p. 5 u. f. Paris 18 16, ferner Traite de Phy- sique 18 16. T. IV p. 41811. f., Lehrbuch der Exj)erimentalphysik, deutsch von Fechner, 1829. Bd.V p. 179 u. f. — Das Jahr 18 13 für Bior's Entdeckung ist auch zu entnehmen ans dem Berichte von Brewster 1818 a. a. O. p. 220 Anmerkung. — Vergl. ferner Optics 1835 p. 191 u. f. — BiLLET, Traite d'opticjue physique 1858. T. I p. 352. ^ Jamin-Boutv, (\)urs de Physi(pie 1887. T. III p. 483 fig. 178. * Graimch, KiystaHographisch - optische Untersuchungen 1858 8. 44 u. f. ent- wickelt die Methode und betrachtet sie als eine Erweiterung dessen, was Bior angab. ^ Beriin, Annales de Chimie et de Physicpie 1863. 3«^ scrie T. LXIX p. 93 be- zeichnet die Methode als »d(» Mr. Biot, que Mr. de Nörrenberg a modifie de la ma- niere suivante*. Er gibt dann an, dass Nörrenberg ihm bei einem Besuche in Stutt- gart sein Polarisationsinstrument und verschiedene Operationen damit, imter anderen auch obige Methode, gezeigt habe. Dieselbe ist wie bei Grailich geschildert, doch scheint die CledSchtnissregel mit dem -f- und — Zeichen von Nörrenberg zu stammen. — Vergl. auch Bertin, Note sur la determination du signe des cristaux, ebendas. 1868. 4® Serie T. XI 11 p. 255. Die Methode findet sich ausserdem in zahlreichen jihysika- lischen und mineralogischen Lehrbüchern erwähnt. [231] Klein: Krystallographisch - optische Untersucliungsinetlioden. 133 bei der die Dreliaxc zu der Verbindungslinie der optischen Axen ein + Zeichen macht, in der Mitte des Gesichtsfeldes Curven, so wirkt die Quarzplatte verdünnend und der Krystall ist positiv, kommen dieselben Erscheinungen bei einer Dn^hung parallel der V(*rbindungs- linie der optischen Axen zu Stande, wird ein — Zeichen gebildet, so wirkt die Quarzplatte alsdann ebenfalls verdünnend und der Krystall ist negativ.* Das Verfahren kann auch bei einaxigen Krystallen, parallel der Axe g(\schnitten, in entsprechender Weise angewandt wc^rden. Bertin 1868 a. a. 0. p. 255 gibt der Metliode vor der mit dem compensirenden Quarzkeil den Vorzug; icli muss mit Valentin a. a. 0. S. 1 46 sagen, dass mich das Verfaliren nicht in allen Fällen mit Sicher- heit leitete. 3. Anwendung des BiOT'sclien compensirenden Quarz- bez. Gypskeils. Nach dem Vorgang von Biot^ hat man den Keil bis jetzt vor- zugsweise auf zweiaxige Mineralien, senkrecht zur ersten Mittellinie geschnitten, angewandt;^ ich werde später zeigen, dass man ilin auch bei einaxigen Körpern, senkrecht zur Axe c geschliffen, mit grösstem Vortheil benutzen kann. Der Keil ist, wenn das Material Quarz ist, mit der einen Fläche parallel der Axe genommen, besteht er aus Gyps, so ist diese Fläche parallel der besten Spnltbarkeit. Die sonstige Orientiiimg ist ver- schieden und dies(* Verschied(*nheit gereicht der Vorrichtung nicht zur Empfehlung, vergl. z.B. Bertin iSdS a. a. 0. p. 254 und 255. Aus später zu entwickelnden Gründen sollte al)er ein jeder Keil so gefertigt sein, dass seine Schneide parallel der Axe der * In der Ebene der zu untersuchenden Platte liegen im ersten Falle mittlere (für die Plattenebene kl oAbis -^/sK sind nun die Verändenmgen der Interferenzfiguren charakteristischer als die Farben- verändenmgen , bei anderer Dicke, 4^8^ his X und höheren Werthen von A, ist wieder die Farbenverändenuig das mehr in die Augen Fallende; so konmit es, dass man die jeweiligen Begleiterscheinungen öfters Obersehen hat. Y,s ist aber festzuhalten, dass beide stets zu- sammen vorkommen.* Dass dünne Blättehen von Gyps oder Glinmier überhaupt Farben geben, wenn sie zwischen gekreuzten Polarisationsebenen in der Hell- stellung betrachtet waren, haben im Jahre 181 1 Arago^ und unab- hängig davon im Jahre 181 2 Brewster^ gefunden. a. Anwendung von Gyps- oder Gliinmerblättchen von der Dicke von >> o X an bis zu ^/g X. Unter oA und 4[s^ liegend, selten verwandt worden zu sein, doch werden einige Fälle in der Litteratur erwähnt. So spricht Semarmont 1851" von der Anwendung eines '/aA- Blätt- chens. Des-Cloizeaux empfiehlt 1864^ bei schwach doppelbrechenden Körpern, bei denen ein 74^"Blättchen keine deutlichen Erscheinungen * G. B. Airy, Über einen neuen Lichtzerleger und seinen Gebrauch bei Polari- sationsversuchen. Poooend. Annalen 1832 Bd. 26 8. 140 u. f. Hier wird S. 146 das */4^- Blättchen, nel)en solchen von 3/^X und 5/^X, angegeben und auf ein- und zwei- axige KrystAlle angewandt. * ü. B. Airy, Über die Natur des Lichts in den beiden durcli die Doppelbrechung des Bergkrystalls hervorgebrachten Strahlen. Pooa. Annalen 183 1 Bd. 23 8. 204 u. f. Airy wendet hier noch zur Erzeugung circularpolarisirten Lichtes das Frksnel- sche Parallelepiped an, zeigt aber mit Hülfe desselben am Kalkspath (Taf. H. Fig. 4) das, was wir heute mit der */^>.- Platte hervorl)ringen. — Überhaupt ist die ganze Abhandhing von grosstein Interesse; für uns wird namentlich noch die Darstellung der sogenannten Achterfigur (Taf. H Fig. 5) wichtig, die erhalten wird, wenn bei ge kreuzten Nicols und zwischen denselben befindlicher Kalkspatii platte das FRESNEL'sche Parallelepiped gedreht wird, die cirrulnre Polarisation also in elliptische übergeht. * H. VV. Dove, Über den Unterschied positiver und negativer einaxiger Krystalle bei ch'cularer und bei elliptischer Polarisation. Pogo. Ann. 1837 Bd. 40 S. 457 u. f. — Vergl. auch Darstellung der Farbenlehre und optische Studien 1853 S. 242 u. f. * A. Bertin 1863 a. a. O. p. 93, Bertin 1868 a. a. O. p. 246, 251. — In dieser Abhandlung ist auch richtig dargestellt, welchen Antheil Airy und Dove an der Ent- deckung und Anwendung der Methode haben. * A. a. O. 1837 8. 460 u. 461; a. a. O. 1853 S. 244 u. 245. * H. DE Senarmont, Recherches sur le^ proprietes opti(]ues birefringentes des Corps isomorphes. Annales de Chimie et de Physique 1851. 3« serie T. X.XX1II p. 7 (Sep. - Abdr.). ^ A. des-Cloizeaux, Memoire sur Temploi du microscope polarisant 1864 p. 29. 136 Matheinatischo und naturwissenschaftliche Mittheihingen. [234] gibt, die Anwendung dünnerer Blätt<*lien, um die mit dem \/4A-Blätt- chen niclit deutlieli geimg gewordenen Krsclieinungen deutlicher zu machen. Die direete Anwendung eines '/gA-Blättehens unter dem Analysator angebracht, mit seiner kleineren Klasticitiitsaxe unter 45^ zai den ge- kreuzten Nicols gestellt und von vorn links nacli liintc^i rechts verlaufend, scheint nirgends versucht worden zu sein,* wenngleich eine demselben entsprechende Wirkung s(*it lange l)ekannt ist und erst noch neuerdings durch Bertin 1881 hervorgehol)en und ein Verfahren zur Erkennung posi- tiver und n(*gativer Krystalle, was sich darauf gründet, empfohlen wurde.^ Bei der Wichtigkeit der Sache scheint es angezeigt, auf die historische Kntwickelung etwas näher einzugehen. Brewster fand 1831,^ dass das von einer Stahlplatte reflectirt- 308 Fig. 150. * Vergl. S. 233 Anmerkung 2. ^ IL W. DovF, Versuche ü!)er Circularpolnrisafion des Lichts. Poc5(j. Annalen 1835. Bd. 35 S. 579 u. f. [235J Klein: Krystnllographisch- optische Untersuchiin^smethoden. 137 entstehende Farbenfigiir in den positiven um 90° in ihrer Ebene ge- dreht erseheint«, und dass sich bei Anwendung von Lieht, was von einer Metallfläche reflectirt ist, in (^inem positiven Kry stall die Farben- eurven in den Quadranten vom Mittelpunkt entfernen, in denen sie sich in einem negativen nähern. Die Arb(»it Dove's vom Jahre 1853 wiederholt auf S. 237 und 244, sowie 245, nur diese Angal)en ohne ihren Zusammenhang weiter zu verfolgen. In der Arbeit von Valentin vom Jahre 1861 wird der Achtrer an mehreren Stellen erwähnt, so S. 1 3 5 mit Bezugnahme auf Dove's « Angaben, dann S. 188 unter Berücksichtigiuig des UmsUndes, dass er durch eine Comlünation von vier, mit ihren Axenebenen jeweils rechtwinkelig gelegten Glimmerblättx'hen vom I^vendelgrau der ersten Ordnung hergestellt werden kann, wenn die Combination unter 45^ zu den gekreuzten Nicols gebracht wird. — Des Ferneren wird aucli seines Auffindens in organischen Praeparaten gedac^ht. In weiterer Folge wird die Ersclieinung in der Litteratur noch mehrfach erwähnt, so z. B. von des Cloizeaux 18G4,' ])eobachtet bei der Compensation mit dem Quarzkeil, von Brezina 1879^ ^^^ »Brillen- figur«. Cxenauer beliane, positive und ne- gative Kry stalle zu unterscheiden. Ich sel])st habe mich 1892^ ebenfalls mit der Ersclieinung der Achtercurve beschäftigt. Sie trat damals luiter verwickeiteren Um- ständen auf, so 4/jjX an his zu höheren Werthen von X. Von Blättchen, die eine charakteristische Änderung des Inter- ferenzbildes ge])en, ist die Anwendung von 3/^ A - Blättchen in der Lit- teratur mehrfach erwähnt, so findet sie sich, abgesehen von ihrer Er- wähnung ])ei AiRY 1832 a. a. 0. p. 146, bei Billet 1859,^ Valentin 1861,^ V. VON Lang 1867,^ Liebiscii 1881*. Während aber die letzt- genannten ei besonders auffallende Färbungen der abwechselndN Lang, Einleitung in die tlieoretisclie Physik 1867 S. 384. * Th. LiKBLsni, Artikel Kryst4ill()graj)liie, Handworterbiich der (^lieniie 1881 Bd. III S. 1202. [21J7] Klein: Kr}'vStall()graphisch-oj)tisclie Untersuclinngsinethoden. 1 Hl) 1818,' ihm folgte Herschel 1821,^ danadi fiihrte Brewster 1835^ das bestimmte Glimmer- oder (Typsblättehen vom Roth IL Ordnung ein, dessen Ton bei Kreuzung gleichnamiger Elasticitätsaxen und ent- spreehendem Ton der zu untersuchenden Platte, in der Hellstellung in zwei gegenüberliegenden Quadrant^^n schwarz wird. Nach diesen An- gaben ist das Verfahren in die Litteratur übergegangen,* in der man es bis in den Anfang der sechsziger Jahre verfolgen kann. — Da- nach hat es keine besondere Beachtung mehr gefunden. Erst in neuerer Zeit, als die Untersuchungen an dünnen Blättchen im convergenten, polarisirten liichte wieder die Wichtigkeit der Methode hervortreten Hessen, hat sie F. Rinne ^ wieder aufgenommen und zimi Gebrauch ehi (iypsblättchen Roth I. Ordnung empfohlen, ein Verfahren, was nach Rosenbus(mi's Angabe schon seit 1887 in seinem Institute ausgeübt wird.*^ Beide Forscher hatten gegenseitig keine Kenntniss von der betreffenden Anwendung, die sich im Lichte der vorstehenden Darstellung als eine glückliche Wiederaufnahme einer längst bekannten Methode darst<^llt. * Brkwstf.r, 18 18 a. «1. O. p. 219 u. 220. Das daselbst angegobene Vcrfabren beacbtet zunächst die Ringe, welche ausserhalb der sichtbaren Ringe eines Kalkspath- interferenzbildes entstehen, wenn dasselbe mit einer Quarzplatte, parallel der Axe, oder mit einem dickeren Gyi>sblättehen gekreuzt wird und verwerthet die Art ihrer Ver- änderung zur Bestimnumg des Charakters der Doppelbrechung. — \^ün diesem Ver- fahren ist in der Praxis wenig Anwendung gemacht worden. Mehr Eingang hat der auf p. 220 entwickelte Theil desselben Verfahrens gefimden, welcher die differente Färbung in den abwechselnden Ringquadranten beachtet. * J. F. W. Hkrschel, On a remarkable Peculiarity in the law of the extraordi- nary Refraction of differently-coloured Rays exhibited by certains varieties of Apo- phyllite. Transactions of the Cambridge Philosophical Society 1822. Vol. I. Part II j). 243. Das von Herschfl ebendaselbst, p. 244, noch angegebene andere Verfahren kommt auf die ersten Anfänge unseres Verfahrens mit dem »/.^X-Glimmerblättchen oder Blättchen ähnlicher Dicke hinaus (vergl. C. Klein 1892 a. a. O. 8. 225 und N. Jahrb. f. Min. 1892. Bd. 11 S. 175 — 176). ' D. Brewstfr, Optics 1835 p. 197 u. f. * \'ergl. Marx, Geschichte der Kry st all künde, 1825 S. 264; Herschel, Vom Licht, 1831 S. 520, woselbst das \*erfahren nach llKRsenEL citirt wird. Ferner vergl. man von Kohkll, Geschichte der Mineralogie, 1864 S. 253, woselbst das Brewsi KR'sche Verfahren erwähnt wird. Dagegen sehe man Brewster, A treatise on Optics, 1853 p. 256, H. W. DovE, Por.o. Annalen, 1837 Bd. 40 S. 461, Farbenlehre, 1853 S. 245, woselbst Brewster's verbessertes Vedahren erwähnt wird. G. \'alentin 1861 a. a. O. S. 154 citirt Brewster und Herschel und empfiehlt selbst ein Gypsblättchen vom Roth der HI. Ordnuni;, Billet, Traite d'opticpie physi(pie, 1858 T. I p. 501 citirt Niemand, empfiehlt aber ebenfalls ein im Allgemeinen nur wenig abgeändertes Verfahren. ^ F. Rinne, l'ber eine einfache Methode, den Charakter der Doppelbrechung im convergenten polarisirten Lichte zu bestimmen. N. Jahrb. f. Min. u. s. w. 1891 Bd. 11 S. 21 u. f. * Mikroskopische Physi()graj)hie der petrographisch wichtigen Mineralien von H. RosENBrscH, 1892 S. 189 — 190. Math. u. naturwiss. MiUh. 18Ü3. IV. 1.3 140 Matheintitische und naturwissenscliaftliche Mittheiliinj;pn. [238] n. Hfilfsmittel zur Bestimmung des Charakters der Doppelbrechung im parallelen polarisirten Lichte. Hier werden fast aiisscliliesslich Gyps- oder Glimmerblättelien einer gewissen Dicke angewandt, oder es wird mit drehbaren Quarz- platten parallel der Axe,' noch hesser mit Keileji operirt, die die Farben der verschiedenen Ordnungen geben. Immer konnnt es darauf an, durcli Kreuzinig gleichnamiger Elasticitätsaxen in dem Blättchen, bez. der Keilstelle, und dem Pra(»parat, durch einen auf der einen oder anderen Seite verbleibenden Uberschuss der Dicke Farben zu entwickeln, deren Deutung die Bestimnumg der I^ge der Elasticitat^- axen zulässt. Es werden in Folge dessen Platten aus einaxigen Krystallen parallel der Axe un^ Nahezu Lavendcigrau Rechts elliptische Polarisation 3- V8>^ Nahezu (iraubhiu Rechts circulare Polarisation 4- %>^ Klareres Grau Rechts elliptische Polarisation 5- V8>^ Blass Strohgelb Geradlinige Polarisation 6. Vh>^ Lebhaft Gelb Links elliptische Polarisation 7- v,-^ Braungelb Links circulare Polarisation 8. %x Orange Links elliptische Polarisation 9- %x Roth Geradlinige Polarisation 10. %>^ Indigo Rechts elliptische Polarisation II. >%>^ Himmelblau Rechts circulare Polarisation 12. "/s>^ Grün Rechts elliptische Polarisation «3- 'V,-^ Heller Griin Geradlinige Polarisation 14. »/«>^ Gelb Links elliptische Polarisation >5- >%>^ Orange Links circulare Polarisation 16. "/s>^ Röthlich Orange Links elliptische Polarisation «7- ^%>^ Dunkelviolettroth Geradlinige Polarisation Ein Blick auf diese Tabelle lehrt, dass die in dem Keil ent- haltene Farbenfolge das allgemeinste, einfachste und aus- giebigste Verfahren an die Hand gibt, den Charakter der Doppelbrechung zu bestimmen, weil in dieser Farbenfolge das Mittel vorhanden ist, nicht nur im parallelen Licht alle ^ Vergl. Muller -Pfaundler, Lehrbuch der Physik 1879. ^* H ' S. 61 1 Fig. 54a. [241] Klkin: Ki*ystaIh)grni)hisch-o])tische Untei*siichiingsinethoden. 143 Gyps- oder Gliinmerblättcheii der verschiedenen Nuancen, sondern auch im convergenten Licht die entsprechend wirkenden Blattclien, die die verschiedenen Interferenz- erscheiniingen mit schwachen oder lel)haften Farbenal)- tönungen in den abwechselnden Quadranten gehen, zu er- setzen. Zu diesem Zwecke sei das Polarisationsmikroskop mit einem ver- schliessl)aren Schlitze*, der selbst von vorne rechts nach hinten links fuhrt, unter d(*m ol)eren Nicol, bez. ül)er dem Objectiv, versehen. Es können an l)ei(len Stellen eingeschoben werden entweder: 1. Ein (Typskräuch- lichen des '/^A-Glimmerl)lättchens in Ul)ereinstumnung zu sein und vergleichbare Resultate erziehen zu können. Was diese selbst an- langt, so sind sie fiir einen positiven Krystall imd die Farben der ersten Ordnung in nachstehender Tabelle zusammengestellt' imd lassen sicli sowohl lur einaxige, als auch fiir zweiaxige Krystalle mit kleinem Axenwinkel im conv(*rgenten, polarisirten Lichte verw^erthen. Da es sich liier nur darum handelt, deutliche Unterscheidungsmerk- male zu gewinnen, so ist das Ontnun der Erscheinungen, woselbst sich Alles am deutlichsten abspielt, wesentlich in Betracht gezogen worden. * Es ist interessant, zu selien, dass Dovk, Versuche Ober Circularjjolarisation des Lichts, Pikkjknd. Annalen 1835 Bd. 35 S. 586 11. f. hei der Untersuchiinj; von Erscheinungen, die während des Krhitzens und Abkühlens der Glaser st-attfinden, manche hierher gehörige Erscheinungen schon heohaclitet hat (vergl. aucli Farbenlehre 1853 **^' ^3^ "• ^') "l»"t* sie mit denen zu vergleichen, die di(^ Krystalle unter der Ein- wirkung vei'schiedener Wellenlängenverzögerungen, d. h. in verschiedenartig j)olari- sirtem Lichte in gleicher Weise zeigen. 144 Mathematische und naturwisseiKsehai'tHche Mittheihiii^en. [242] Optisch einaxiger, positiver Krystall, zwischen gekreuzten Nicols, geprüft mit einem Gypskeil, dessen kleinere Klasticitätsaxe MM' von vorn links nach hinten rechts geht. Nr. Werth der Verzö- gerung för Gelb Polarisations- zustand Erscheinungen im inonochroniatischen gelben Licht K TSC h einungen im Tageslicht Ton der Keilotellen in der Hellstellung derselben zwischen gekreuxten Nirols ün parallelen Licht, bez. Farbe des Kreuzes bei Anwendung cunvergenten pidarimixtes Tageslichts. 6. 8. 0\ 'W^ Vs>^ V8>^ 'If?^ Vb>^ V8>^ Vh>^ V8>^ (jreradelinig. Schwingungsebenen von Polarisator und Ana- lysator gekreuzt. Rechts elliptisch. Grosse Axe der Ellipse liegt wie die Schwin- gungsebenc des Polari- sators. Rechts circular. Rechts elliptisch. Grosse Axe der Ellipse liegt unter 90° zu Nr. 2. Geradelinig. Schwingungsebene des Polarisators parallel der des Analysators. Links elliptisch. Grosse Axe der Ellipse liegt wie in Nr. 4. Links circular. Schwarzes Kreuz, helle und dunkele Ringe. Im Centrum erscheint eine Achterfigur, deren lange Er- streckung in MM' liegt. Von den Einschnürungen des Achters haben sich zwei schwarze Punkte abgehoben, die senkrecht diW^ MM* aus einander gewichen sind. An den Enden der langen Er- streckung des Achters haben sich zwei Bogentheile ge- bildet, die durch MM' hal- birt werden. Die Punkte nicken weiter von MM' ab, die Bogentheile mehr nach dem Gentium zu. Helles Kreuz. Die Punkte haben denselben Abstand vomC'entrum wie die Bogen- theile. Beide sind sich aber in der Form nahe gekonunen und mit kurzen Kreisseg- menten zu vergleichen. Die Punkte werden zu Bogon- theilen und entfernen sich mehr vom Centiaim als die B()genth*»ile, die zu Punkten geworden sind. Schwarzes Kreuz, Ringe in den NEWTOs'schen Farben. Achterligur, wie im mono- chromatischen Licht, an den in MM' liegenden Enden des Achters sind die Farben gestiegen. Zerfall der Achterfigur wie im monochromatischen Licht. An den durch MM' hal- birten Bogentheilen sind die Farben gestiegen. Links elliptisch. Grosse Axe aer Ellipse liegt wie in Nr. 2. Die nunmehrigen Bogentheile rücken noch weiter vom Cen- truin ab, die nunmehrigen in MM' gelegenen Punkte dem Centrum zu. Im Centrum erscheint ein Achter, dessen lange Aus- dehnung senkrecht zu MM' liegt. Geradelinig. Schwaiv.es Kreuz, helle und Schwingungsebenen von \ dunkele Ringe. Polarisator und Ana- lysator gekreuzt. j Es bieten sich dieselben Er- scheinungen, wie im mono- chromatischen Licht dar. Die Punkte bleiben dunkel, die Bogentheile sind gefärbt. Fast weisses Kreuz, sonst wie im monochromatischen Licht bezüglich der Stellung der kurzen Kreissegmente(Punk- te und Bogentheile früherer Bedeutung); ebenso bezüg- lich der Färbung wie vorher. Wie im monochromatischen Licht, nur ist jetzt an den Punkten (früheren Bogen- theilen) das Steigen der Farben zu beobachten, wäh- rend die Bogentheile (frü- here Punkte) ungefärbt sind. Wie im monochromatischen Licht. Die Punkte zeigen deutlich die noch mehr ge- stiegenen Farben, an den Bogentheilen beginnen nie- dere, graue Töne. Wie im monochromatischen Licht. Der Achter ist nach seiner kurzen Ei-streckung d.h. in MM' blau, senkrecht zu MM' gelb gefärbt. Rothes Kreuz. Dasselbe ist um das Centnim in MM' blau, senkreelit dazu gelb gefärbt. Schwarz I. Ordnung. Lavendelgrau I. Ilellgraublau I. Klareres Grau I. Blass Strohgelb I. (;elb I. Braungclb I. Rothoraiige I. Roth I. [24 3J Klein: Krystallographiscli- optische Untersuchungsmethoden. 145 Wie sieh ein positiver Krystall unter Anwendung von Farben höherer Ordnung verhalten muss, leuchtet nach der vorstehenden Tabelle fiir das monochromatische (gelbe) Licht sofort ein, und werden bei n+^/sX, n+ ^/^X u. s. w. {n eine ganze Zahl) dieselben Erschei- nungen sich darl)ieten, die bei \lsX, ^j^X u. s. w. vorkommen, so dass man sich leicht ül)er das Rechenschaft ablegen kann, was erscheint. Im Tagesliclit sind die Erscheinungen indessen nidit so einfach, da, wie schon Dove hervorhob, dann in höheren Ordnungen fiir ge- wisse Farl)en die Zustände der elliptischen Polarisation vorhanden sein können, während andere circulare Polarisation bewirken werden u. s. w.^ Es werden daher hier die Erscheinungen nicht mehr in der Reinheit hervortreten können, wie bei den Farben der ersten Ordnung mid nur noch im Allgemeinen entspn^chend sein. Wenn wir aber in der Tabelle sorgfiiltig das betrachten, was im convergenten weissen Lichte sich in den verschiedenen Quadranten abspielt, so sehen wir in denen, in welchen MM' liegt (vorn links und hinten rechts), durchweg ein Steigen der Farben. Dies nmss so sein, da im einaxigen positiven Krystalle die parallel der Axe c schwingenden Strahlen diesi* Schwingungen parallel der Axe der kleinsten Elasticität vollfuhren luid verstärkt werden müssen, wenn sie in MM' des Gypses ebenfalls die kleinere Elasticitätsaxe antreffen. Unbekümmert um die sich nach Lage bez. Form umkehren- den Punkte und Bogentlieile geht daher das Steigen der Farben in den Quadranten, durch die MM' zieht, und das Fallen in den andern.^ Dies ist im Allgemeinen festzuhalten und namentlich bei Anwen- dung von Farben höherer Ordnungen, da hier nothwendigerweise ein Unterschied zwischen gestiegenen und gesunkenen Tönen an den Curven- theilen der Mitte des Gesichtsfelds wie in den entsprechenden, jeweils sich anscldiessenden Quadranten vorkommen muss. Für die negativen Krj^st^Ue kehrt sich Alles imi luid es findet namentlich das Steigen der Farben in den Quadranten statt, durch die MM' des Gypses nicht geht.^ * H. W. Dove, Versuche über Circularpolarisation des Lichts 1835. Pogo. An- nalen Bd. 35 S. 590; Farbenlehre 1853 S. 233. * Wenn also einzelne Schriftsteller, vergl. S. 236, mit Recht hervorgehoben haben, dass sich bei Anwendung von 3/^ X- Blättchen die Regeln, die für »/.»^ Geltung haben, umkehren, so gilt dies für die Polarisationszustände und Punkterscheinungen, nicht aber für das Steigen und Fallen der Farben in den betreffenden Quadranten. ' Selbstverständlich haben auch die Achterfiguren die umgekehrte Lage. Da sie nun in beiden Fällen, wenn durch »/gX- Verzögerung (bez. n + ^/g X -Verzögerung, n eine ganze Zahl) hervorgenifen , die gestiegenen Töne an den Enden ihrer langen Axen und, wenn durch 7/gX -Verzögerung (bez. n + 7/3 X- Verzögerung) hervorgebracht, 14() Mathematische und naturwisseiiscliartliohe iMittheihmgcn. [244] Man sieht sonach oin, dass man mit dem Keil im convergonten Licht das ^8, 74' V^ ' 7/8A-Gypsblättch(Mi ersetzen und je nacli der Bescliaffenheit des Krystalls diejenige» Com])ensation l)ewerkst4*lligen kann, die die am besten anzuwendende ist. Hat man nocli andere Keile, so kann man auch mit anderen Tön(Mi arl)eiten, je nach Be- dürfniss. Vieles wird sich mit der Stelle des Keils erreiclien lassen, die ^I^K ents])richt; \lsX ist auch gut zu verwenden, jedoch nnissen die Keile richtig mit den niedtTcn Töikmi einsetzen; l)ei schwach doppcd- brecheiulen Körpern wird man zu ^/s-^/S^ seine Zuflucht nehmen, weil bei Anwendung dieser Verzögenmgen und weissen Tageslichts die charakteristischen Färlnmgen \l2, ^/4^5 charakteristische Erschei- nungen und lassen sich gut untersuclien. Zweiaxige Körper, namentlich solche mit grossem Axenwinkel, Platten senkrecht zu einer Elasticitätsaxe oder parall(4 der optischen Axe, lassen sich ebenfalls, wie l)ekannt, mit dem Keil vortrefflich er- forschen. Man nmimt am besten monochromatisches Licht und führt den Keil (l)ez. den zu höheren Ordnungen ansteigenrechung, die sehr niedrige Töne geben, mit einem Gypsblättchen (l)ez. einer Keil- st(*lle) Roth I. oder II. Ordnung (der sogenannten teinte sensihb' der Franzosen) und subtrahirt oder addirt zu diesen Tönen etwas, was in der Differenz od(*r in der Simime wieder sehr charakteristische Töne gibt. Dies ist die gewöhnlichste Methode der (Kompensation. Hat man dagegen das andere Extrem vor sich, so geben selbst noch die neuest<>n Lehrbücher an, man müsse bei starker Doppel- breclnmg und hohen Tönen Blättchen niederer Ordnung wählen imd doch ist hier das Gegentheil richtig. Compensiren in der Additions- lage nützt hier zwar überhaupt nichts, da man meistens nicht sehen kann, ob der dem schon an und fiir sich hohen Ton hinzugefiigte noch eine Steigerung bewirkt, wohl aber ist Kreuzung mit einer Prol)epLatte (bez. Keilstelle) am Platz, die fast den Ton der zu unt<*r- suchenden Platte erreicht, alsdann wird eine Differenz eintreten und ein Uberschuss auf Seiten der zu priifenden Platte verbleiben, der selbst in den unteren Tönen aufleuchtet. Wendet man einen stark wirkenden Keil an, der die Plattenwirkung beim Kreuzen gleichnamiger Elasticitätsaxen zuerst vernichtet und dann seinen Uberschuss zur Geltung bringt, so konnnen beim Darübergleiten des Keils die Farben von der I. Ordnung an zur Erscheinung und man weiss dann, dass hl der Plattenebene die grössere Elasticitätsaxe wie die Schneide des Keils liegt. 1247J 149 13. Über dieVerwerthung anatomischer Merkmale bei der systematischen Gliederung der Icacinaceae. Von A. Engler. (Vorgetragen am 9. März: — gedruckt im Bericht vom 13. April [St. XVlll]: — ausgegeben am 20. April.) Hierzu Tafel II. Uie anatomischen Verhältnisse der von den meisten Systematikern mit den Icacinaceae in Verbindung gebrachten Gattung Phytocrene haben schon seit langer Zeit die Aufmerksamkeit der Botaniker erregt ; nach- dem Griitith,* Wallich,^ Lindley,^ Mettenius/ V. MoHL,^ DE Bary® die eigenthiimliche Stmctur älterer Stamme von Phytocrene beschrieben hatten, hat in den letzten Jahren Robinson^ nicht bloss die Stamm- anatomic von Phytocrene entwickelungsgeschiclitlich verfolgt, sondern auch die Anatomie einiger anderer den Phytocreneae zugerechneten Gattungen besprochen. Da ich die Icacinaceae für »Die natürliclien Pllan^enfamilien« bearbeitete, so lag mir daran, möglichst alle (38) Gattungen dieser in den Tropen ziemlich stark vertretenen Familie in Bezug auf ihre Stammanatomie zu imtersuchen und den Werth derselben für die systematische Gruppirung der Familie zu prüfen, indem ich gleichzeitig die Blüthen- und Fruchtverhältnisse beachtete. Haben doch gerade die Blüthen- und Fruchtverhältnisse Veranlassung dazu gegeben, die habituell von den übrigen Icacinaceae abweichenden Phytocreneae mit diesen in eine Familie zu vereinigen. Bei allen * Griffith, Notulae IV. 320, Icon, posth. I. 487, 490, 496. * Wallich, Plantae asiaticae rariores, lü. 11, 216. ' LiNDLEY, Introduction to botany, I. 211t. und Veg. Kingd. 270. * Mettknius, Beiträge zur Botanik (1850), S. 50 — 61 t. VI. 5 V. MoHL in Bot. Zeit. 1855, S. 875— 878. * i>F. Bary, Vergl. Anatomie, 8. 591 — 593. ' B. L. Robinson, Beitraf;;e zur Kenntniss der Staininanatouiie von Phytocrene macrophylla Bl. in Bot. Zeit. 1889, S. 645, 661, 6yy^ 693 t. X and On the stem-striictiire of Jode.s tomentplla IVliQ. and rert^in otlier Phytocreneae in Annales du Jardin bot.ani(]ue de Biiitenzorg VIII, p. 96 — 121 T. VIII, IX. 150 Matheinatische und naturwissonsrhaflllichc Mittheiliingen. [248] Icacinaceen^ fiiuloii wir stets stralilige, 5-4tlioiligo Blüthon, meistens mit (loppelü^r, selt(*ner mit (*infaclier Blütheiihüllis die Blumenblätt<*r meist frei, bisweilen vereint, in den- selben abwechselnd, alle fruchtbar oder in weiblichen Blüthen alle steril. lh\s (lynaeceum ist nur bei der (Gattung Lophopyxis Hook. f. d(^n übrig(»n Ff>rmationen 2 Matli^'rnatJM'li^ und nHtnrw'issenscUzfillcUe Mittlieiinnifen. [250] wichtige* Brück #r, dir* von den f^fhu-n Irarin^a^ liinüJ)erfiilirt zu den VhyUp(mwa^, w^-lrhe, wie wir später sehen werden, in ihrem ana- t/iujiM!hen Verhalten recJit sehr von den ecliten Icacineen abweichen, liie Kntwiekelung des Xährgewehes in dem stets dünnscliali- ^en Samen der leaeinaeeen ist recht verschieden. Bei zald- reichen (iattun^en }>h'il)t der Keimling im Samen klein und liegt an dem einen Knde des in der Mitte oft einen Sjmlt zeifc^nden Nälir- j^ewelies. Bei Jrarinn lie^ der Keimling melir in der Mitte des Nähr^iCewehes und hat breite lladie Keimblätter. Bei Rytiearyum ist der Kinbryo nur weni^ kürzer als sein Nährgewel>e und hat an dem kurzen Stümmchen grosse flache Keimblatter. Bei Gonocaryum endlich ist das Nährgewr*be an seiner Perii>herie vielfach zerklüftet und die sehr dünnen Keimblätter sind gefaltet. Breite laubige Keimblätter finden wir bei allen PhylocrPiiHU', deren Samen uns bekannt sind, bei Pljrmarantha Hook., MujiiHUi Meissn., ChUnnydocarya Baill. und Phyto- vrt'iu* Wall., desgleichen bei Nattii/Unm IIam. und Jodes Blume. Bei PhyUxrnw ist nun noch ganz besonders auffallend die starke Zer- klüftung des Nährgewebes und die Längs- und Querfaltung des Em- l)ryo, welche b(»i (lojtocanjvjn ihr Analogon finden. Die Gattung »Sarc(ß/tli{j7na Wianr et ÄKS,, welche die früheren Autoren auch zu den Phytorr/^neap r(»chneten, hat (nach den Angal)en von Bkntiiam und IIooker, sowie Baillon's — - ich sen)st hatte* keine Samen zur Verfiigiuig) im reifen Samen kein Nährgewebe mehr auf- zuweis(»n; sie ist also in dieser Beziehung weiter vor- ge.Hchri tten, als die PkytocrfntfüP, Mit Rücksicht auf (li(» BeschalTenheit der Frucht und des Embryo lassen sich die bishcT zu d(»n Icacinaceen gest(*llten Gattungen in vier (irupp(*n ))nngen, welche sich folgendermaassen cliarakterisiren: 1. Iraruuw. Bämne od(»r Sträucher, selten kletternd, mit stets ganzrandigcMi, eiformigc^n l)is lanzettlichen Blättern, meist mit Zwitter- blttth(»n. Endocarp d(^r Frucht innen glatt oder nur runzelig. Kml)ryo klc^in, am Scheite*! des Nährgewebes, seltener so lang wie» (lies(\s. •2. Joflfw\ Kl(*tt(Tnd<* Sträuch(*r, bisweilen mit Ranken, mit ganz- randig(*n, (»il(h*migen odi^r h(»rzlormig(*n gezähnten Blättern, mit ober- scMt.s schwach g(*furcht(»m Blatt^stic^l, mit eingeschlechtlichen Blüthen. Endocarj) (1(m* Frucht innen runzelig. Embryo stets gross, fast so lang wie das Nährgewebe, mit dünnen breiten Keim- blättern. 3. Sarroslifjmatrar. Kletternde Sträucher, mit länglichen, ganz- randigcMi Bliitt(*rn, mit stic^irundem Blatt.stiel, mit (üngeschleclitliclien BlütluMK Endocarj) der Frucht innen runzelig. Embrjo nicht [251] Engler: Über d. Verwerthung anatum. Merkmale der Icacinaceae, 153 von Nährgewebe umgeben, mit dicken fleischigen Keim- blättern. 4. Phytocreyieae. Meist kletternde Sträucher, häufig mit gezähnten oder gelappten Blättern, mit stielrundem Blattstiel, selten mit Zwitter- blüthen, meist zweihäusig. Endocarp innen warzig oder sta- chelig. Embryo so lang wie das Nährgewebe, mit dünnen breiten Keimblättern. Die Gattungen Lophopyxis Hook. f. und Cardiopteryx Wall.,* von denen später die Rede sein soll, sind hierin noch nicht eingeschlossen. Es haben nun meine Untersuchungen ergeben, dass die vier ge- nannten Gruppen auch anatomisch gut charakterisirt sind und dass somit dieselben als natürlich gelten können. Das Hautgewebe und das mechanische Gewebe zeigt bei den vier Gruppen keine erheblichen Verschiedenheiten; die Unterschiede liegen hauptsächlich in den Leitungsgeweben. I. Icacineae. Das mechanische Gewebe des Pericykel stellt hier fiist immer einen continuirlichen Cylindermantel dar, der ent- weder nur aus dickwandigen Bastzellen oder aus Bast und fast iso- diametrischen Sklerenchymzellen gebildet wird; letzteres ist der Fall bei Villares^ia paniculata (Makt.) Miers, Platea excelsa Blume, Leptaulus (laphnoules Benth., Gonocaryum gracile Miq., Emmotum fagifolium Desv., Poraqueiba guianemis Aübl., Urandra apicalis Thwaites, Apodytes dimir diata E. Meyek, wo das Sklerenchym sehr stark vorherrscht, Rhaphio- slyles Poggei Engl., Pennantia Endlicheri Reiss. — Im Hadrom finden wir durchgehends mit spaltenformigen Hoftüpfeln versehene Tracheiden (Fasertracheiden) , meist in Gruppen, welche aus 2-4 Schichten mit deutlich radiärer, nur hier und da durch die Gefiisse gestörter Anord- nung bestehen. Die Markstrahlen sind in den meisten Fällen i bis 3 reihig, selten breiter, so bei Charie^sa Siriythü (F. v. Muell.) Becc. theil- weise 5-6reiiiig, bei Emmotum fagifolium Desv, 3- 5 reihig. Von den Gefassen liegen nur selten viele (so bei Platea excelsa Blume und PennantiQ, Endlicheri Reiss.) in einer Reihe, meist sind sie in den Prosenchymgruppen unregelmässig vertheilt ; sie besitzen an ihren Längs- wänden mehr oder weniger spaltenförmige gehöfte Tüpfel und an ihren sehr steilen und langen Scheidewänden zeigen sie Leiterperforirung, die gegen die Längswand hin bisweilen in netz- förmige übergeht. So fand ich es bei allen Gattungen, welche ich untersuchen konnte (CassinopsiSj Villaresia^ Charie^aj PlateUj AlsodeiopsiSj LeptauluSj ^ Die Gattung wurde von Wallich in »Plantae asiaticae rariores- Cardiopteris ge- nannt; der Name lautet aber richtig gebildet Cardiopteryx und collidirt dann nicht mit dem der fossilen Famgattung Cardiopteris Schimp. 154 Mathematische und natnrwissenschaftliclie Mittheihmgen. [252] iMsiani/ifra, St^rnomirnSj Vrmidra^ ApodyU'S^ Rhaphia^tyles^ Desinostachys , Prnnantiaj, KurnrnfTÜi^ Mappia, Ltrdid, Iraci/ia, Emmohun^ Poraqi(eif)a) ; Insweilen gelit auch an den Längswänden gegen die J^nden hin die gehörte ITipfehing in netz- oder leiterförmige Verdickung über. Der Durchmesser der einzelnen Gefiisse ist iY2-3mal so gross, als der der Tracheiden. Schliesslicli ist noch zu bemerken, dass die Entwicke- lung des Iladroms allseitig dieselbe ist und dass auch die Gefässe in dem secündären Hadrom in radiärer Richtung ziemlich gleichmässig vertheilt sind. 2. Jodeae. Das mechanische Gewel)e des Pericykel wird auch hier durch einen fa.st continuirlichen Mantel von Bast imd Skleren- chym gebildet {Jodes Blume und Polyporandra Be(t.) oder es ist ringsum nur dickwandiger Bast vorhanden [Nais'mhim Ham.). Im Hadrom finden wir sowohl bei Jodes und Polyporandra wie bei NatsUäum Gefässe mit spaltenförmigen Hoftüpfeln und mit einfacher Per- foration der Querwände; die Länge der einzelnen Glieder ist etwa 4 — 6 mal so gross wie der Querdurchmesser, docli kommen bei Jodes und Natsiatum in dem auf das Ringliolz folgenden Hadrom auch selir weite Gefässe vor, bei denen ebenso wie bei der unten zu ])esprechenden Gru])pe der Phytocreneae die Länge der Glieder nur iYj-3mal so gross ist, als ihr Durchmesser. Bei allen drei Gattungen finden wir die Gelasse von Tracheiden umgeben. Die J^nt- wickelung des Hadroms bei Jodes ist bennts eingehend von B. L. Ro- binson (Annales du jardin botaniqiie de Buitenzorg VIIL S. ()() ff.) be- schrieben worden. Hs sind im Hadrom verschiedene Schicliten zu unterscheiden : auf die primären Gefässe, welche die Markscheide bilden, folgt eine von Robinson als »Ringholz«, von Strasburger als »axiales Holz« bezeichnete Schicht, welche da, wo sie sich an die primären Gefässe anschliesst, ebenfalls Gefässe enthält, im Übrigen aber meist aus Tracheiden besteht, von denen je 1-2 Reihen von je 2 einreihigen Markstrahlen eingeschlossen sind. Während dieses Ringholz ringsum ziemlich gleich breit ist, ist das darauf folgende Hadrom nach den verschiedenen Richtungen hin sehr ungleichmässig entwickelt, nämlich an den beiden nicht Blätter tragenden Seiten des Inter- nodiums sehr stark und reich an weitlumigen Gelassen, welche die meist zweireihigen und von je 2 einreihigen 3Lirkstrahlen ein- geschlossenen Tracheidenreihen unterbrechen, dagegen an den beiden beblätterten Seiten in einer viel dünneren Lage, bestehend aus spindelförmigen durch Quertheilimg von Cambium entstan- denen Zellreihen, von denen die einen weitlumig und lang, die anderen englumig und 2-3 mal kürzer sind: aussenlem treten vereinzelt englumige Gefässe auf. Wälirend aber l>ei Jodes tomen-^ [253] Engler: Über d. Verwerthung anatom. Merkmale der Icacinaceae, 155 tella MiQ. dieses Gewebe zartwandig bleibt, geht es bei J. avalis Blühe und bei PolyporaJidra Hajisemanni Engl, sehr früh in Verholzung über. Auch die Gattung Natsiaturn zeigt im Wesentlichen dieselben Verhältnisse, wie Jodes und Polyporandra bezüglich der Hadrom- entwickelung , obwohl Natsiaturn nicht wie diese mit Ranken klettert und auch nicht gegenständige Blätter besitzt, sondern abwechselnde; auch bei Natsiaturn ist der Holzkörper zweilappig (bisweilen auch .dreilappig) entsprechend 2 Orthostichen , welche liier von altemirenden, nicht gegenständigen Blättern gebildet werden. An den Blattseiten der Intemodien erfolgt nur spärliche Hadromentwickelung. Bei allen 4 von mir untersuchten Arten der Jodeae ist das Leptom rings um das Hadrom entwickelt, aber bei Jodes tomenlella Blume finden sich an den beiden Seiten mit breiterer Hadromentwickelung nur schwache unregelmässig vertheilte Gruppen, dagegen an den beiden Seiten mit schwächerer Hadromentwickelung, also an den Blätter tragenden, je 3 breite durch breite Markstralden getrennte Stränge von Leptom, entsprechend je 3 Gruppen primären Hadroms, denen sie nahezu gegenüber liegen. Während also bei den Icacinaceae die Wasserleitung im ganzen Umfang der Zweige ziemlich gleichmässig vor sich geht, macht sich bei den Jodeae ein Fortschritt darin bemerkbar, dass an den nicht beblätterten Seiten Hadrom mit weitlumigen Gelassen be- sonders reichlich entwickelt wird. Die weitlumigen Gefasse sind, wie es namentlich von den später zu besprechenden Phytocreneae bekannt ist, besonders reichlich mit Wasser erfiillt. Da nun die weiten Wasserieitungsröhren bei den Blättern vorbei in die folgenden Intemodien hineinfuhren, so ist anzunehmen, dass in ihnen vorzugs- weise die Bewegung des Wassers vom Boden bis zum Ende der Liane erfolgt, während das geßlssarme aber tracheidenreiche Hadrom der Blattseiten das fiir die Blätter nöthige Wasser herbeischaffl. Man kann sich leicht vorstellen, wie diese Anpassung entstanden ist. Die reiche Entwickelung zählreicher und langer Intemodien und die vorzugsweise erst am Ende der in die Baumkronen hinaufgekletterten Liane erfolgende Verzweigung hat einen besonders starken Wasser- verbrauch in den oberen Regionen des Stengels zur Folge. Da nun immer die Bewegung der Stoffe nach der Richtung hin erfolgt, wo sie am meisten verbraucht werden, so ist leicht verständlich, dass das Bodenwasser vorzugsweise in den zwischen den Blättern ent- wickelten Hadrompartien fortgeleitet wird und der zugleich an diesen Stellen vorhandene Wasserreichthum eine Erweiterung der ganzen Gefiisse zur Folge hat. Ebenso bezeichnet die stärkere Entwickelung des Leptoms an den Blattseiten von Jodes tomentella Blume einen Fortschritt gegenüber der allseitig gleichen Entwickelung bei den Math. Q. DAtarwiM. MitUu 1893. IV. 14 156 Mathematische und natnrwissenschaiUiche Mittheihingen. [^^^1 Übrigen Jodeae und bei den Icadneae. Die Leptomstränge bilden so ein System, welches vorzugsweise die Blätter und deren Axel- knospen verbindet, in welchen der stärkste Verbrauch der im Leptom enthaltenen Baustoffe stattfindet. Dr. Schenck,^ der soeben seine sehr umfangreichen Untersuchungen über den anatomischen Bau der Lianen publicirt hat, sieht mit Stkasburger in den weiten Gefassen vorzugs- weise der Wasserspeicherung dienende Organe und fuhrt die Entwicke- lung weiterer Gefösse darauf zurück, dass der Stamm der Lianen im Verhältniss zu seiner reich entwickelten Laubkrone einen relativ gerin- gen Durchmesser besitzt und somit in seinem Holz eine bedeutend grössere Menge von Wasser leiten muss, als ein gleich dicker Holz- cy linder eines Baumes. Robinson^ hat an älteren Zweigen der zuletzt erwähnten Art, wie sie mir nicht zugänglich waren, das sehr eigenthümliche Ver- halten constatirt, dass in dem Ringholz da, wo die Blattspuren von dem Ring abgehen, zwei Lücken entstehen, in welche das peri- pherische Cambium eindringt, um dann schliesslich um jede Hälfte des Ringholzes und des Hadromes herum einen fast continuirlichen Ring zu bilden und in jeder seiner beiden neugebildeten markständigen Hälften zwei Leptombündel zu erzeugen. Da aber bei keiner anderen Icacinacee die Erscheinung wieder beobachtet wird, so ist sie sicher nicht von irgend welchem systematischen Werth und mehr als Curiosum anzusehen. 3. Sarcosiigmateae. Von der hierher gehörigen Gattung Sarco- sHgina untersuchte ich die indische S. Kleinii Wigth et Ahn. in Herbar- material. Im Gegensatz zu Jodes und Naisiatum ist bei dieser Kletter- pflanze das Hadrom ringsum gleichmässig entwickelt. Zwischen Tra- cheidengruppen , in welchen die Geßtsse sparsam und unregelmässig vertheilt sind, liegen meist zweireihige Markstrahlen. Die Gefösse sind ziemlich von gleicher Beschaffenheit, wie bei den Jodeae; aber von geringerer Weite. Vollständig abweichend verhält sich Sarcostigma bezüglich des Leptomes. Dasselbe ist ausserhalb des Gambiumringes nur sehr schwach entwickelt, dagegen sind auf jedem Querschnitt interxyläre Leptomstränge von ovalem Querschnitt wahrzuneh- men; ich fand deren 3 in einem Kreise liegend und in das Ha- drom eingebettet. Da mir von SarcosHgyna nur trockenes Material zur Verfügung stand, so konnte ich die Entstehung der interxylären Leptomstränge nicht entwicklungsgeschichtlich verfolgen, jedoch findet man an Quer- * H. ScHENCK , Beitrage zur Biologie und Anatomie der Lianen , 11. Theil , S. 7. ' Robinson, On the stem - structure of Jodes tomenteila M'iqv, etc. in Annales du jardin botanique de Buitenzorg. VIII. 98— 1 14, t. X VIII. f. 1,4. [255] Enoler: Über d. Verwerthung anatom. Merkmale der Icacinaceae, 157 schnitten aus dem oberen Theil eines Internodinms auch bisweilen einen Leptomquerschnitt aussen an den das Hadrom umgebenden Cambiumring anschliessend, woraus hervorzugehen scheint, dass nach- dem das Cambium an einzelnen Stellen (den Blattseiten) nach innen weniger Hadrom, nach aussen aber reichlicher Leptom entwickelt hat, der hierdurch unterbrochene Cambiumring ausserhalb des Hadroms wieder durch einen neuen ausserhalb des Leptomstranges entstehenden Cambiumstreifen ergänzt wird und dann wieder ringsum Hadrom er- zeugt, welches den zuvor gebildeten Leptomstrang einschliesst. 4. Phj/tocreneae. Das mechanische Gewebe wird bei diesen aus dickwandigem Bast und aus CoUenchym gebildet. Ersterer bildet einen fast continuirlichen Mantel bei Pyrenacantha volubilis Hook. f. und bei Miquelia Kleinii Miq., einen mehr unterbrochenen Mantel bei den anderen Gattungen: Trematosperma Urban, Chlaynydocarya Baill. und Phytocrene Wall. In den jüngeren Zweigen ist allgemein unter dem wenigschichtigen grünen Hypoderm eine mehrere Zelllagen starke CoUenchymschicht anzutreffen, die von dem danmter liegenden Bast nur durch wenige Parenchymschichten getrennt ist. An älteren Sten- geln von Phytocrene macrophylla Blume und Chlamydocarya Soyauxii Engl, geht das CoUenchym nach aussen noch in einen mehrere Schichten starken Sklerenchymmantel über und auch an dem knol- ligen Stamm von Trematosperma finden sich unter dem mehrschichtigen grünen Parenchym 1—2 Schichten Sklerenchym, das hier nur in geringem Grade mechanisch wirkt, da der Stamm auch durch ein saftstrotzendes Parenchym gefestigt wird. Das Hadrom verhält sich bei allen Gattungen, die ich als Phyto- creneae zusammenfasse, im Wesentlichen so, wie dies von B. L. Ro- binson^ für Phytocrene angegeben wurde. Durchweg ist das Hadrom stärker entwickelt an den Theilen, welche zwischen den Blattinsertionen liegen, unterhalb der letzteren tritt in der Regel das Leptom mehr hervor; allemal bildet sich zuerst um^ das Mark Ringholz, an dessen innerem Rande die primären Gefasse eingebettet sind, und darauf folgt an den zwischen den Blatt- insertionen liegenden Theilen eine starke Auflagerung von Hadrom mit zahlreichen Gefässen, insbesondere mit vielen weitlumigen, kurzgliederigen mit horizontal liegenden, ein- fach perforirten Querwänden und mit gehöften Tüpfeln, — an den unterhalb der Blattinsertionen gelegenen Theilen dagegen zunächst eine schwache Auflagerung von Hadrom mit gar keinen oder wenigen englumigen Gefässen; statt ' B. L. Robinson in Bot. Zeitung 1889 Nr. 40—43. 14* [257] Enqt.ih: Über d. Verwerthnng anatom. Merkmale der Icadaacfoe, 159 nur schwaches I^ptom, während dasselbe gegenüber dem gefässarmen Hadrom (also vor den Blättern) oft sehr reichlich entwickelt ist. Doch ist dieser Unterschied in der Leptomentwicklung nicht bei aUen Fig. 2. iB Hulrain mit öniclnen grotaen G«[l. •Bx^t TIfedram amgFbcndea Cunbimn i UeiDidligen Paitien Kil «D» I cm difitn SKngFl. (8j/i if folgt d» »ftr«<;he mrlirfkch Le LeptomhjtdromfltTiDge. herrorgegvigai au igorn QiunchDitlc gchÄiro doi Truhädea TLMhoi vreiüiunig« FBrfltctajm. Phytocrerteae gleich stark ; nämlich bei der Gattung Tremato^perma Ubban ist zwar, wie aus Querschnitten junger Stengel hervorgebt (Taf. n Fig. I und 2), die Hadromentwickelung an den unterhalb der Blattinsertionen gelegenen Stellen unterbrochen ; aber die Leptom- entwickelung ist, wenigstens an den älteren Zweigen, ringsum gleich mächtig und zwar ganz auffallend stark. Zwar sehen wir an dem in Fig. 3 dargestellten Querschnitt eines jungen Zweiges die sogleich zu besprechenden dem Leptom anliegenden Traclieidengruppen nur an der Blattseite (so will ich den Theil des hitemodiums nennen, welcher unterhalb der Blattinsertion liegt) hervortreten, hingegen nicht an den Zwischenblattseiten ; jedoch ist bei etwas dickeren und weiter vorgeschrittenen Stengeln die Entwickelung des Leptoms und der sie begleitenden Tracheidengruppen an den Blattseiten und Zwischen- blattseiten der Intemodien eine annähernd gleichartige (vergl, Fig. a). 160 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheihin gen. [25S] fV.Ä. n Theil äaa i an diekcD Stcngtb (340/1). in Thcil fdncr Hadrnniplatlii mit FucriTKrhadai und 1 gromma Ulf der luuenD Stiit AtM eugluffligs LeptoED und groiiieltige Partnch^m. Eine recht auffallende Erscheinung, die uns hier zunächst hei Ti-emalo- Sperma entgegentritt, ist nun die, dass die Tracheidengruppen entweder mit Leptomschichten abwechseln oder dem Leptom anliegen. Das Cambium verläuft zwar nicht ganz regelmässig in gleichem Abstände vom Centrum des Stengels ; aber man findet es an der Peripherie des gef^sreichen Hadroms und zwisciten den Hadromplatten ungefähr in derselben Zone (Fig. 2 und 3 r), F^.4. allerdings mehrfach von den Mark- strahlen unterbrochen. Dieses Cam- bium, welches nach innen an den Zwischenblattseiten Hadrom, an den Blattseiten sailreiches Paren- chym entwickelt , erzeugt nach aussen zunächst getüpfelte Tra- cheiden und dann Leptom, letzteres reichlich durchsetzt von Paren- chymgruppen. Das Leptom be- steht aus Siebröhren und Geleit- zellen , welche kaum mehr als dreimal so lang sind , wie die da- zwischen gelagerten Parenchym- zellen. Die Querschnitte zeigen häuüg deutlich die Gontiouität der Zellreihen von den Traeheiden des inneren Hadroms an bis zu den äusseren dem Lcptoman ange- [259] Enqler: Über d. Verwerthung anatom. Merkmale der Icaeinaeeae. 161 lagerten Tracheiden (Fig. 2 und 4). Ferner Oberzeugt man sich an radialen und tangentialen Längsschnitten leicht, dass das Leptom ein reich entwickeltes Maschennetz darstellt. % ■'>■ Fig. 6. 7WiM/(>ip.rmi («nAi(w> üha». S-^hirfa Ll^gwhiiiH durch ""* *"™*« Tr«h«d»r,g™pp* . d« m Fig. i qo» äata Sltngcl. Liski eüi Thtil d« RJnghoU«. R«hu dnrehMhiuttto ImL daron Hjttchen bildend« Leptonutringc mit diiwurbm ge- Der in Fig. 5 dargestellte Schnitt ist nicht vollkommen radial, sondern etwas schief und geht durch eine kurzzellige Gruppe des Kingholzes, dann durch das dickwandige, demselben anliegende safV reiche langzellige Gewebe, sodann durch mehrere mit einander netz- förmig verbundene Leptomstränge. Fig. 6 zeigt einen Längsschnitt durch eine innere Tracheidengruppe. Auch Fig. i , welche einen halb tangentialen Schnitt darstellt, zeigt deutlich die maschenförmige Ver- bindung der mächtig entwickelten Leptomstränge und ihr Verhältniss zu dem dazwischen gelagerten Parenchym ; man bemerkt aber auch anderseits , dass die äusseren Tracheidenstränge , welche dem Leptom anliegen , unter sich durch schräg verlaufende Tracheidengruppen ver- bunden sind, Kigenthümlich ist, dass die Siebröhren trotz ihrer Kürze oft sehr lange Siebplatten haben, welche vorzugsweise an den radialen Schnitten von der Fläche sichtbar werden (Taf. II Fig. 5), während an den tangentialen und an den schiefen Schnitten die Siebplatten durchgeschnitten werden (Fig. 7). Auch in dem mächtigen 3" Dicke erreichenden knolligen Stamm von ü-ematosperma findet man sowohl in der Längsrichtung als wie schief und quer verlaufende Leit- bündel, welche aus Leptom und mit geliöft^n spaltenförmigen Tüpfeln 162 Mathematische und naturmssenschafliiche Klittlieili iungen. [260] Fiff.7. versehenen Gefässen und Trachei- den bestehen. Diese Bündel sind aus neuerzeugten Cambien ent^ standen, welche sich in dem mächtigen durch interealares Wachsthum ungemein erweiter- ten Grundgewebe des Stammes bildeten. Diese Cambien sind unregelmässig zerstreut und auf die später von den Mestomsträn- gen eingenommenen Stellen be- schränkt. Es sei hierbei daran erinnert, dass aucli in dickeren Stämmen von Phytocrene secun- däre Cambien entstehen, in wel- chen neue Hadromstränge und Leptom - Hadromstränge erzeugt werden;' dort bilden aber das secundäre und die folgenden Cam- bien continuirÜche Zonen, welche bald im Pericyclus, bald auch zwisclien den älteren Leptom- Hadromsträngen und dem Bast verlaufen , und ebenso wie das erste Cambium nach aussen ge- fSssreiche Ha^lromstränge und ge- mischte I^ptom- Hadromstränge erzeugen, die grösstentheils von den Radien der zuerst gebildeten gleichnamigen Elemente getroffen wertlen, meist aber viel unregelmässiger sind, als die zuerst gebildeten. Bei dem dritten, vierten und den folgenden Cambien von Phytocrene nehmen die Unregelmässigkeiten immer mehr zu und die Dicke der Cambien sowie der aus ihnen hervorgehenden Stränge nimmt immer mehr ab, auch treten nunmehr häufig hinter den Leptom-Hadrombündeln gef3sa- reichc Hadrombündel auf und umgekehrt hinter diesen ein oder einige Ijcptom - Hadrombündel. Von Trematosperma ist schÜesslich noch zu erwähnen , dass hier schon in jungen St«ngeln die gross- zelligen Markstrahlen zwischen den ausserhalb des Ringholzes ge- legenen Leptom-Hadromsträngen verschleimen, dass auch diese selbst an der Verscldeimung theilnehmen und häufig der zwischen den geflssreichen Hadroinauflagerungen gelegene Raum von grossen Scldeim- Tnmaliitptrwia nrdmUm Uujtir. Schirfct, tiut UnumtUltr ~ ' ' ^ ireh tAuK LfptoApftrlj« imd ujgnD»end«i Puvn- hym. Dje SiebplaUm im Llngisphnitt ^ g die GdriUillco. ' KoBi t in Bot. Zxit. 1889, S. 666 fr. [261] Engler: Über d. Verwerthung anatom. Merkmale der Icacinaceae, 163 massen erfiillt ist. Einzelne Schleimgänge treten auch im Hadrom auf (Taf. n Fig. 3, schl,), da dasselbe in einzelnen tangentialen Strei- fen nicht verholzt. Die übrigen Gattungen der Phytocreneae: Pyrena- canthüj Miguelia^ Phytocrene imd Chlamydocarya sind alle dadurch ausgezeichnet, dass bei ihnen, wenigstens in den jungen Sten- geln, in viel höherem Grade als bei Trematospenna die Leptom- bildung auf die Blattseiten der Internodien beschränkt ist; ferner haben die an den Blattseiten verlaufenden Stränge insofern eine eigenthümliche Zusammensetzung, als bei ihnen Leptom und Hadromelemente in eigenthümlicher Weise gemischt sind. Was zunächst die Zsrfil der Stränge betrifft, so findet man in den jungen Stengeln häufig 3 oder 5 mit '^1^ Diver- genz ; an den älteren Stengeln der windenden Phytocrene werden auch in einer Zone 8, 9, 10, 11, 12, 13 Stränge wahrgenommen; Robinson (a.a.O. S. 681,682) hat gezeigt., dass diese Zahlen im Zusammen- hang mit der S/g- und S/i^- Stellung der Blätter stehen, dass aber die Stränge durch mehrere Internodien veriaufen und oberhalb der Blattinsertionen enden, so dass auf einzelnen Querschnitten die Zahl der Platten der Zahl der Orthostich en entspricht, während sie auf anderen Querschnitten geringer ist. An i"° dicken Zweigen der Chlamydocarya Soyaxixü Engl, fand ich bereits 5 Kreise von Leptom- Hadromsträngen und zwar interxylär, zweifellos alle aus demselben Gambiummantel hervorgegangen. Der innerste Kreis wird wie bei einjährigen Zweigen der Chlamydocarya Thomsoniana Baill. aus 5 Strän- gen gebildet, welche um ^/^^ divergiren, in den folgenden Kreisen werden die Stränge zahlreicher und zeigen keineswegs immer gleiche Abstände. Leider verffige ich nur über ein kurzes Stammstück mit 2 Internodien, welches nicht gestattet, den Veriauf dieser Leptom- stränge festzustellen. Über die Zusammensetzung der Leptom-Hadromstränge von Phytocrene j Chlamydocarya^ Pyrenacantha, Miquelia ist Folgendes zu bemerken : Siebröhren und Geleitzellen sind in eigenthümlicher Weise mit Tracheiden gemischt, bei Phytocrene macrophylla Blume so, dass auf eine tangentiale Reihe von Siebröhren eine Schicht von 2-3 tangentialen Reihen Tracheiden folgt, anderseits die Siebröhren mit den Tracheiden radiäre Reihen bilden, welche von einander durch Reihen englumiger Cambiform- und kurzer Sklerenchymzellen oder auch Krystallschläuche getrennt sind, die sich an die Markstrahlen anschliessen. Wir haben hier Stränge vor uns, die wir als Leptom- Hadromstränge oder als gemischte Stränge bezeichnen können. Von DE Bart (Vergl. Anatomie S. 592) und Robinson (Bot. Zeitung 1889, S. 662 flf.) werden diese Leptom-Hadromstränge »Bastplatten« genannt, 164 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheiiungen. [262] doch ist diese Bezeichnungsweise niclit beizubehalten, da von Bast in diesen Strängen keine Spur enthalten ist. Bei Phytocrene palmata Wall, fand ich keine so regelmässige Anordnung des Leptoms und Hadroms, wie bei Phytocrene macrophyUa Blubie. Zwar liegen auch hier die Siebröhren ziemlich deutlich in radialen Reihen und haben ihre ungemein steilen und langen Siebplatten radial gestellt; aber die Querreihen der Tracheiden sind nicht so regelmässig, wie bei der anderen Art, bald liegen zwischen 2 Siebröhren einer radialen Reihe 2, bald 3, bald 4 Schichten von Tracheiden, bald auch nur eine. Mi- quelia Kleinü Meissn. zeigt wieder eine ungemein regelmässige Ver theilung der Leptom- und Hadromelemente mit deutlich hervor- tretenden ein - und zweischichtigen Tracheidenreilien ; Pyrenacantha volubilis IIooK. f. dagegen verhält sich so wie Phytocrene pabnata; bei den- beiden von mir untersuchten Arten der Gattung Chlamydoc^rya^ Chi. Thornsoniana Baill. und Chi, Soyauxü Engl, dagegen treten die Tracheiden nur ganz vereinzelt in den Strängen auf und das Leptom gewinnt hier vollständig die Oberhand, was wohl damit zusammen- hängen mag, dass hier diese Stränge von dem Hadrom vollständig umschlossen werden (Taf. II Fig. 5). Somit kann als ein gemeinsames Merkmal der von mir zu den Phytocrnieae gestellten und durch ein stacheliges Endocarp ausgezeich- neten Gattungen das Vorkommen von gemischten Leptom- Hadromsträngen angesehen werden. Dass im anatomischen Bau der hinsichtlich ihrer Blüthenverhält- nisse einander so nahe stehenden Icacineaej Jodeaej Sarcostigmateae imd Phytocreneae so beträchtliche Verschiedenheiten wahrgenonumen werden, erscheint auf den ersten Blick befremdlich; es findet theil- weise seine Erklärung in der verschiedenen Lebensweise der Vertreter dieser Gruppen; aber keineswegs ausschliesslicli in derselben. Die Icacineae sind Bäume imd Sträucher, bei denen, obwohl sie auch bis- weilen als »scandentes« bezeichnet werden, das Klettern noch nicht weit vorgeschritten ist, bei denen namentlich kürzere Internodien und reiche Verzweigung die Regel sind, so dass also eine allseitig gleich- massige Vertheilung der Leitungsbahnen hier sich noch nützlich er- weist. Die Jodeae^ Sarcostigmateae und Phytocreneae' sind kletternde oder schwach windende Pflanzen, meistens mit langen Internodien, nur bei Trematospenna cordatinn Urban tritt das Klettern und Winden der Zweige zurück. Für solche Pflanzen kann einerseits die einfache Per^ forirung der weiten Gefässe, welche diesen drei Gruppen zukonmien, anderseits die Einschränkung der Entwickelung des Hadroms an den* Zwischenblattseiten und des Leptomes an den Blattseit^n nur von Vortheil sein ; die Wasserbewegung und die Bewegung der assimilirten [263] Enoler: Ober d. Verwerthung anatom. Merkmaie der Icacinaceae, 165 Stoffe wird durch diese Organisation beschleunigt, namentlich wird durch die localisirte Entwickelung des Hadroms und des Leptoms eine zu starke Verbreitung der geleiteten Stoffe in seitlicher Richtung eingeschränkt. Der Umstand, dass bei dem nur in geringem Grade win- denden Trematospernia cordatum die Vertheilung der Leptom-Hadrom- stränge und des saftreichen gefässfiihrenden Hadroms später eine an- nähernd gleichmässige in der ganzen Peripherie der Stengel ist, scheint noch besonders dafiir zu sprechen, dass die Einschränkung der Leitungs- bahnen bei den kletternden Phytocreneae eine specifische Einrichtung für Kletterpflanzen ist. Es scheint einleuchtend, dass bei Tremato- Sperma cordatum^ welches in geringer Höhe über der mächtigen Stamm- knoUe schon reichlich Äste entwickelt, eine allseitige Entwickelung der Leitungsbahnen mehr von Vortheil ist, zumal einerseits das mäch- tige knollige Wasserreservoir in den langen Zeiten der Trockenheit, welche im Somaliland ^ herrschen, die Zweige mit Wasser zu versorgen hat, anderseits bei dem mächtigen Durchmesser der Knolle eine all- seitige Zufiihrung von assimilirten Stoffen nothwendig ist. Die bei Trematosperma cordatum Urban ebenfalls vorhandenen weiten Gefässe können als ein Erbtheil angesehen werden, welches Trematosperma von seinen Vorfahren empfangen hat, welche wie die übrigen jetzt lebenden Phytocreneae wahrscheinlich auch Hydromegathermen waren , d. h. in einem warmen und regenreichen Klima gediehen. So würden also die bei Trematosperma cordatum auftretenden Ausnahmen eher dafiir, als dagegen sprechen, dass die Localisirung der Leitungsbahnen in der bei den anderen Phytocreneae auftretenden Weise eine specifische An- passungserscheinung bei Kletterpflanzen ist. Dass eine derartige Organisation fiir die Kletterpflanzen von Vor- theil ist, geht auch daraus hervor, dass sie bei Kletterpflanzen der verschiedensten Familien, wenn auch nicht immer in derselben Com- bination, wiederkehrt. Gewiss ist aber auch, wie Schenck (Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen 11 26) ausfiihrt, die Zertheilung des Holzkörpers von Vortheil fiir die Biegungsfähigkeit und Torsions- fähigkeit der Stämme. Die einfache Perforation der Gefässe herrscht entschieden bei den Kletterpflanzen vor (Aristolochiaceae, Nepenthaceae , Malpighiaceae ^ Polygalaceae ^ Connaraceae^ Combretaceae ^ Apocynaceae^ As- clepiadaceae^ Convolvulaceae, Bignoniaceae, Cwrurbitaceae etc.), wenn auch in einzelnen Familien mit Kletterpflanzen, z. B. den Vitaceae und Capri- foliaceae leiterfiirmige Perforation der Gefiisse die Regel ist und um- ^ Das nördliche Somaliland hat zwei Regenzeiten, eine grosse von April bis Juli oder August, in welcher starke Regengüsse fallen und eine kleine von October bis Deceinber. Von Januar bis Ende März ist im Hochland, woselbst Trematosperma cordatum Urb. vorkommt, Trockenzeit (Uann, Handbuch der Klimatologie, 8. 265). 166 Mathematische und naturwissenschafUiche Mittheiiungen. 1^64] gekehrt recht viele nicht kletternde Pflanzen ebenfalls einfache Per- forirung der Gefässe besitzen.* Einschränkung des Leptoms oder bevorzugte Entwickelung desselben an einzelnen Stellen des Stengel- umfangs ist ebenfalls bei Kletterpflanzen mehrfach zu finden, jedoch keineswegs so allgemein wie die einfache Perforirung der weiten Ge- fässe. Die Entwickelung von in das Hadrom einspringenden oder mit demselben abwechselnden Leptomsträngen findet sich bekanntlich häufig bei den Biffnoniaceaej bei mehreren Malpighiaceaej bei einzelnen Apocynaceae (Condylocarpon und Eckiles)^ einzelnen Asclepiadaceae (Gymr nema sylveslre)^ einzelnen Celastrus und einer Toumefortia (vergl. de Bary, Vergl. Anatomie, S. 593); merkwürdigerweise ist aber bei den kletternden Bignoniaceae das Hadrom an den Blattseiten,^ das Leptom an den Zwischenblattseiten der Intemodien entwickelt, also gerade umgekehrt, als bei den oben besprochenen Icacinaceae. Auch die Ent- wickelung von interxylärem Leptom, welche wir bei mehreren der kletternden Icacinaceof fanden, wird ebenfalls bei Kletterpflanzen an- getroffen, bei Malpighiaceae (Dicellajj Combretaceae (Tfdloa, Cab/copteris) und namentlich bei Loganiaceae ; aber die Zahl der nicht kletternden theils denselben Familien, theils anderen angehörenden Pflanzen mit interxylärem Leptom ist ebenso gross, wie die Zahl der Kletterpflanzen (vergl. SoLEREDER a. a. 0. S. 32). Es erweisen sich also bei näherer Betrachtung die anatomischen Eigenschaften, welche den kletternden und windenden Icacinaceae ebenso wie einer Anzahl anderer Kletterpflanzen zukommen, durchaus nicht als constantes Merkmal der Kletterpflanzen, wie man nach ihrer physiologischen Bedeutung für dieselben zunächst erwarten könnte. Es wurden auf meine Veranlassung von Hrn. Dr. Gilo eine grosse Anzahl von Kletterpflanzen und windenden Pflanzen des botanischen Gartens untersucht; aber die Förderung des Hadroms auf der Zwischeri- blattseite wurde nur noch beobachtet bei der Asclepiadee Arauja albens G. Don., bei der Piperaceae Piper Futokadsura Siebold. Auch ist zu beachten, dass der windende Stengel von Phytocrene eine wesentlich andere Vertheilung der Hadrommassen und der gemischten Stränge zeigt, als der ebenfalls windende Stengel von Chlamj/docarya und i^- renacanthaj dass aber anderseits die vier Gattimgen Phytocrene j Chlamy- docarya^ Pyrenacuntha und Miqueliaj die, so viel ich weiss, bei keiner anderen Familie wiederkehrende eigenartige Mischung von Leptom- * SoLEREDER, über den systematischen Werth der Holzstructur bei den Dicoty- iedonen, S. 19. ' Bureau sagt in seiner Monographie des Bignoniacees, p. 132: Les quatre pre- mieres portions saiilantes du bois repondent toujours aiix quatre lignes verticales suivant lesquelles se fait Tinsertion des feuilles. [265] Enoler: Über d. Verwertlmng anatom. Merkmale der Icacinaceae, 167 und Hadromelementen zeigen. Bei Tremaiosperma ist zwar die Mischung der Leptom- und Hadromelemente etwas anders, als bei den übrigen Phytocreneae \ aber auch hier erzeugt dasselbe Cambium nach aussen abwechselnd Tracheiden und Siebröhren. Da die anatomischen Merkmale der Icacinaceen - Gruppen Jodeae, Sacrostigmateae, Phytocrejieae nicht ausschliesslich bei Kletterpflanzen beobachtet werden, also nicht bloss auf die Lebensweise dieser Pflanzen zurückzufiihren sind, so gewinnen sie eine grössere Bedeutung für die Systematik, namentlich dann, wenn auch andere Merkmale zugleich mit ihnen für eine Gruppe sich constant erweisen. Das ist nun bei den Icacinaceae der Fall; wir können die oben gegebene Charakteristik fiir die vier besprochenen Gruppen der Icacinaceae bestehen lassen und brauchen jetzt nur noch Folgendes hinzuzufügen: 1. Icacineae. Gefässe mit leiterförmiger Perforation der steilen Querwände. 2. Jodeae, Gefässe kurzgliederig, mit einfacher Perforation. Ha- drom auf den Zwischenblattseiten vorzugsweise entwickelt. — Jodes, Polyporandra, Natsiatum. 3. Sarcostigmateae , Gefässe kurzgliederig, mit einfacher Perfo- ration. Hadrom ringsum gleichmässig entwickelt. Interxyläres Leptom. — Sarcostigma. 4. Phyioareneae. Gefässe kurzgliederig, mit einfacher Perforation. Saflreiches Hadrom, ausschliesslich oder vorzugsweise auf den Zwischen- blattseiten entwickelt. Gemischte Leptom -Hadromstränge an den Blatt- seiten, selten ringsum (Tremaiosperma). Durch diese anatomischen Merkmale sind nun die Gruppen der Icacinaceae, welche nur geringe Unterschiede in Blüthe und Frucht darboten, noch erheblich schärfer charakterisirt. Es bleiben nur noch die beiden Gattungen Lophopyxis Hook. f. und Cardiopteryx ^kll. übrig, deren Blüthenbau gestattet, sie mit den Icacinaceen in Verbindung zu bringen, die aber in anatomischer Be- ziehung von allen bisher besprochenen wiederum abweichen. LopJio- pyxis pentaptera (K. Schüm.) Engl, von Neu -Guinea klettert wie die beiden anderen zu dieser Gattung gehörigen Arten mit den in Ranken umgebildeten unteren Ästen der Blüthenstände. Der Querschnitt durch die jungen Äste ist deutlich 5 lappig und zeigt unter der mit einzelligen spitzen Haaren versehenen Epidermis ein ringsum gleich- mässig entwickeltes parenchymatisches Hypoderm, darunter einen con- tinuirlichen Bastmantel, dann aber unter dem Cambium ringsum durch breite Markstrahlen getrennte Hadrombündel mit je 2-5 Gefässreihen (Taf. n Fig. 6. 7). Auffallend ist nur, dass die vor den Einbuchtungen und die an den Seiten der Lappen liegenden Gefässbündel nach innen 168 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. [266] von einer mehrschichtigen, im Querschnitt meist halbmondförmigen Bastlage umgeben sind. Dagegen fehlt eine solche Bastlage vor den am weitesten nach aussen vorspringenden Bündeln. An älteren Zweigen besitzt der ganze Querschnitt zwar eine nahezu kreisförmige Peripherie mit fiinf sehr schwachen hervortretenden Lappen; aber der Querschnitt des Markes hat die Gestalt eines Pentagons. Die äussere Bastschicht entspricht der Peripherie. Die Hadrombündel sind nun durch Libri- formfasern verstärkt; jedoch enthalten die vor den seichten Lappen befindlichen Bündel, hier auch wieder die unter- halb der Blattinsertionen liegenden, viel weniger Gefässe, als die übrigen imd ebenso finden wir auch jetzt im vorgeschrittenen Stadium vor diesen Bündeln keine Bastlagen. Die Libriformfasem liegen in geraden Reihen, je 2-5 von einander durch meist ein- schichtige Markstrahlen getrennt. Die Gefässe sind wie bei den oben besprochenen Icacinaceen mit gehöften Spaltentüpfeln versehen; ihre schräg, aber nicht sehr steil aufsteigenden Querwände sind ein- fach perforirt. Die Libriformfasem zeigen sehr enge Spaltentüpfel und entsprechen den gehöften Tracheiden bei den anderen Gruppen. Diese anatomischen Merkmale im Verein mit dem 5 fächerigen Gynae- ceum berechtigen jedenfalls dazu, die Gattung LopJwpyxis als Vertreter einer selbständigen Unterfamilie anzusehen. Cardiopteryx lohata V^KLL.y welche als windende krautige Pflanze mit gelappten Blättern von den bisher besprochenen Icacinaceen schon habituell sehr abweicht, schliesst sich in ihrem anatomischen Verhalten auch nur theilweise an dieselben an. Auf die Epidermis folgte ein aus drei CoUenchymschichten bestehendes Hypoderm, dann nur wenige Schichten parenchymatisches chlorophyllfiihrendes Gewebe und eine einfache hier und da unterbrochene Bastschicht, selten mehr als eine Lage stark. Das Hadrom besteht aus zehn primären Gefässbündeln, von denen zwei einander gegenüber und an den nicht blatttragenden Seiten des Internodiums liegende etwas breiter sind, als die anderen, alle in der Mitte mit einer Reihe engerer Spiralgefässe und zu beiden Seiten mit weiteren getüpfelten Gefässen (Taf. II Fig. 8). Zwischen den Bündeln und ausserhalb derselben ist das Hadrom aus Tracheiden gebildet. Hinter den beiden breiteren Bündeln aber folgt auf die Tracheiden noch eine breite Hadrondeiste mit etwa zehn Gefässen, deren Lumen noch einmal so gross ist, als dasjenige der zuerst ge- bildeten Gefässe; sie sind mit gehöft;en Spaltentüpfeln versehen, sehr kurzgliederig , so dass die Länge der Glieder oft kaum dem Durch- messer gleichkommt, und sind einfach perforirt (Fig. 9); es zeigen also diese Gefässe grosse Übereinstimmung mit denjenigen der Phyto- creneae. Diesen beiden Hadrondeisten entsprechen äusserlich zwei [267] Über d. VerwerthiiDg anatom. Merkmale der leaciaaceae. 169 leistenförmige Wülste, welche im Intemodium zwischen den Blättern verlaufen, einige Millimeter unterhalb des nächsten Blattes aber gegen dieses hinbiegen. Endlich ist Cardiopteryx noch vor allen anderen Gattungen der Icadnacme durch, wie es scheint, ungegliederte Milch- saflschläuche ausgezeichnet, welche sich in der Peripherie des sehr dünnwandigen und grosszelUgen Markes vor den primären Gefäss- bündehi zerstreut finden.' Die Gattung Cardiopteryx stimmt also hinsichtlich ihrer GefEsse und der Beschränkung des secundSren Hadroms auf die Zwischen- blattseiten mit den Jodeae und Phylocreneae überein, weicht aber durch ihre Milchsaftschläuche von allen Icacmaceae ab. Da nun auch ihre Blüthen und Früchte erheblich anders beschaffen sind, als bei den anderen Gruppen der Icacinac-eafi, so kann Cardiopteryx höchstens als Vertreter einer eigenen Unterfamilie bei den Icacinaceae Platz finden. Schliesslich will ich noch anhangsweise auf eine Elgenthümlich- keit von T^ematoapn-ma corda- tum Urban und der Arten von fy-wwcan/Äo hinweisen. Schon der erste Beschreiber dieser Pflanze, Prof. Urban,' hatte erwähnt, dass am Ende der Hauptnerven der Blätter sich kleme eiförmige Körper be- finden, welche sparsam Was- ser ausscheiden. Die anato- mische Untersuchung von Blät- tern der im hiesigen botani- schen Garten cultivirten Pflan- zen ergab, dass diese eiförmigen Körper an der Peripherie . von Tracheidenbündeln durch- zogen sind, welche an die Leit- bündel der Spreite ansetzen (Fig. 8). Von diesen Bündeln ' Dieselben wurden kOrzlich beschrieben von Tbouvenim: Siir la presence de laticißres dans nne Olacacee, le Cardioptfris lobata; Bulletin de la sociale botanique de France XXXVIIl (1891) p. 139. * Urbar, über die Gattung Trematogpwma in Eicblkr: Jahrbuch des Kön. bot. Gartens und des botan, Museuma zu Berlin, III. 344. 170 Matliematische und naturwissenschafUiche Mittheilungen. [268] aus verlaufen iii radialer Richtung nach innen parenchymatische dünn- wandige Zellenzüge (Fig. 8), und diese föhren zu einer dünnwandigen aus eng aneinander schliessenden fast isodiametrischen Zellen bestehenden Schicht, welche kurz keulenförmige sehr dünnwandige Haare trägt, die den spaltenförmigen nach aussen eng mündenden Innenratun der Drüse ausföllen. Offenbar dienen diese Drüsen zeitweise zur Abgabe über schüssigen Wassers, während anderseits die starke Verschleimung in den Markstrahlen der Stengel und in einzelnen Partieen der Knolle zur Speicherung von Wasser beiträgt. Diese Wasser secer- nirenden Drüsen finden sich übrigens nicht bloss bei Tremato- Sperma j sondern sie kommen auch an den Blättern von Pyrena- cantha vor, welche Gattung in ihrem Blüthenbau sehr mit Tretnaio- Sperma übereinstimmt, im anatomischen Bau des Stengels aber den Gattungen Chlamydocarya und Miquelia gleicht. Während aber bei Trematosperma cordatum die Drüsen 2°*° lang und fast 1T5 dick werden, sind sie bei Pyrenacantha scandens Harv. von Natal und P. voluhüis Hook. f. von Ceylon kaum Vi"*"* lang. Es dürfte dies damit zusammenhängen, dass bei diesen in Wäldern vorkommenden Arten die Entwickelung der Zweige und Blätter so rasch fortschreitet, dass nicht so leicht ein Überfluss von Wasser eintritt, wie bei Tremato- spermaj die in dem sehr baumarmen Ahlgebirge vorkommt, und zur Zeit der im Mai eintretenden Monsunregen mehr Wasser aufnimmt, als sie später verbrauchen kann. Auch eine neue Pyrenacantha von Wasserplätzen bei Ndara (Teita) in Englisch Ostafrika, die wie Tre- matospenna einen runden fleischigen Stamm besitzt, P. malvaefolia Engl., hat am Ende der Blattnerven grössere i-i^f's lange Wasser secer- nirende Drüsen, woraus also hervorgehen dürft«, dass auch bei dieser Pflanze trotz der längere Zeit herrschenden Trockenheit zeitweise ein Überfluss von Wasser in den Leitungsbahnen eintreten kann. ■, .ifit/J>^ifu>,.frn /.y.'Ai V.\u\\y\- riliiidii'VrnirTlIiiiiijiaiiaUtmiHflior.Mcrl I»T«vsl('iiiali.srli('ii (Hif(!<'riinq di-r laicii [269] Enoler: Über d. Verwerthung anatom. Merkmale der Icacinaceae. 171 Erklfiniiig der Figuren auf Tafel II. Fig. 1 — 4. TremcUosperma cordatum Urban. Fig. I. Querschnitt durch einen jungen 2°^5 dicken Zweig mit den ersten Gefassanlagen, a die Blattseiten des Stengels (-^). Fig. 2. Querschnitt durcli einen älteren 6°*™ dicken Zweig; an die pri- mären Gefässe der Zwischenblattseiten das Ringholz anschliessend, welches von dem saftreichen Hadröm umgeben ist; an den Zwischenblattseiten die grossen Gefasse; ccccc die cambiale Zone. Fig. 3. Querschnitt durch ein Stück eines 6°™ dicken Zweiges, primäre Gefösse, Ringholz und das saftreiche Hadrom, sowie den Bast (/) und das Collenchym (co) zeigend, ausserdem die hier beginnende EntwiQkelung der äusseren Tracheiden {t)\ schl verschleimende Partieen des Hadroms (^). Fig. 4. Radialer Längsschnitt durch einen gemischten Leptom-Hadrom- strang, bei s die Siebplatten, bei t die Tracheiden (24?). Fig. 5. Chlamydocarya Thomsoniana Baill. Querschnitt durch einen 3°*™ dicken Zweig mit fünf gemischten Leptom-Hadromsträngen an den Blatt- seiten (y). Fig. 6. 7. Lophopyxis pentaptera (K. Schüm.) Engl. Fig. 6. Querschnitt durch einen jungen Zweig ("). Fig. 7. Querschnitt durch einen Theil desselben, stärker vergrössert, a die Blattseiten, / Bastschichten. Fig. 8. 9. Cardiopteryx lobaia Wall. Fig. 8. Querschnitt durch den Stengel (-). Fig. 9. Längsschnitt durch ein Gefass und das angrenzende Paren- chym (^). Die Zeichnungen wurden von meinem Assistenten, Hm. Dr. Gilg, nach den von ihm gefertigten Schnitten ausgeführt. SUth. n. sAlorwut. MitÜL 1888. Vf, 15 [275] 173 14 Einige 6rnndgesetze des Energie-Umsatzes im thätigen Muskel Von Prof. Johannes Gad in Berlin. (Vorgelegt vou Hrn. Y,. du Bois-Reymond am 20. April; — gedruckt im Bericht vom gleichen Tage [St. XXII]; — ausgegeben am 27. April). In der Fonn chemischer Spannkraft ist diejenige Energiemenge im Miiskelfaserinhalt aufgespeichert, durch welche der überlebende Mus- kel zur Leistung erheblicher Wirkungen nach aussen befähigt ist. Je nach den speciellen Bedingmigen , unter denen man die Wirkung nach aussen stattfinden lässt, kann Energie in verschiedenen Formen gewonnen werden: als kinetische Energie bewegter Massen oder Verrückung von Masse entgegen der Schwere, oder als mechanische Spannkraft. Mögen diese Formen gemischt oder annähernd rein, getrennt von einander auftreten , stets erscheint neben ihnen Wärme und stets ist die Siunme der als Wärme und der in anderer Form hervortretenden Energie aequivalent der im Muskel verbrauchten chemischen Spaimkraft. Die äusserlich hervortretenden elektrischen Andenmgen, welche du Bois-Reymond bei der Muskelthätigkeit genau zu beobachten gelehrt hat, sind för das Studium der Muskelprocesse von fimdamentaler Wichtigkeit; die denselben entsprechenden Energie- mengen fallen aber quantitativ nicht stark in das Gewicht. Während über die anfangliche und die endlichen Formen bei dem Energie- lunsatz im thätigen Muskel sowie über ihre Aequivalenz Klarheit herrscht, liegen die Zwischenstufen der Energieformen und liegen die speciellen chemischen und physikalischen Processe, an welche die Übergänge geknüpft sind, noch in argem Dunkel. Es sind zwar mancherlei Hypothesen hierüber geäussert worden, doch leiden sie alle an verfrühten imd einseitigen Specialisirungen. Dasselbe wie von den Energieformen gilt von den an den Muskelprocessen betheiligten chemischen Substanzen. Als Endpro- ducte kennen wir Kohlensäure und Wasser. Dieselben entstammen Atomcomplexen , welche an Kohlenstoff und Wasserstoff reich sind (Glykogen, vielleicht auch Fett) und welche ebenso, wie die in die 174 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheiliin)|j;en. [276] Verbrennung eingehenden Saiierstoffatome constitiiirende Bestandtheile lebender und die Verbrennung überlebender eiweissartig ge])auter Muskelmolecüle darstellen. Specielle Angaben über die Kette der Zwis.clienstufen sind verfrüht. Zu diesen Zwischenstufen auf dem Wege zur vollständigen Verbrennung gehören wahrscheinlich die- jenigen Substanzen, welche nach den bekannten Entdeckungen von VON Helmholtz und du Bois-Reymond den alkoholischen Auszug ver- mehren und die Säuerung bedingen. Allgemeine Behauptungen , welche nach dem Vorangestellten selbstverständlich sind und von denen wir bei der weiteren Unter- suchung ausgehen müssen sind folgende: Wenn chemische Spann- kräfte den Wirkungen des Muskels nach aussen zu Gute kommen sollen, so bedarf es zunäclist — als ersten Erfolges d(*r Reizung und als erten Theiles des Erregungsvorganges — chemischer Processe, als deren Producte neue chemische Substanzen auftreten, und Energie in neuen Formen erscheint. Unter den Energiefonnen muss eine solche sein, welche mit Steigerung der Längsattraction (oder der Querabstossung) zwischen den Elementen der eigentlichen Muskel- substanz verbunden ist. Verhindert man den Muskel bei seiner Er- regung ganz an der Verkürzung, so tritt diese vermehrte längs- attraction vollkommen als mechanische Spannkraft, welche dynamo- metrisch gemessen werden kann, in die Erscheinung; der Mukel ver- hält sich dann bei fast unveränderter I-Änge, wie ein aus seiner Gleichgewichtsfigur stark längs gedehnter elastischer Strang. Die Kraft, welcher die Spannung eines solchen Körpers das Gleichgewicht halten kann , nimmt ab (proportional oder nach verwickelterem Gesetz) mit Seiner gestatteten Annäherung an die GleichgewichtÄfigur ; und dies ist der Sinn des ScnwANN'schen Versuches, nach welchem ein Muskel bei wiederholt gleicher Erregimg ein um so geringeres Ge- wicht von einer Unterlage abzuheben vermag, je mehr er sich — bis zu seinem Angreifen an dem Gewicht — zusammenziehen darf. Lässt man einen Muskel bei seiner Erregung sich frei, ohne angehängtes Gewicht und ohne widerstehende Federkraft zusammen- ziehen, so fiihrt die vermehrte Längsattraction, in dem Maasse, wie sie mit dem Ablaufe der chemischen Processe sich bildet, zur Form- änderung und verschwindet dementsprechend sofort wieder. Dieses Verschwinden ist vollkommen in Bezug auf die Wirkung nach Aussen, wenn auch im Innern eine gewisse Längsspannung be- stehen bleibt, eine so grosse nämlich als erforderlich ist, um den der Querdehnung widerstrebenden elastischen Kräft;en das Gleich- gewicht zu halten. Solche Querelasticität kommt deji adventitiellen Muskelsubstanzen zu, in erster Linie dem Sarkolemm; wir dürfen aber [277] Gap: Einige Grundgesetze des Energie - Umsatzes iip thätigen Muskel. 175 annehmen, dass sie erst hei den stärkeren Contractionsgraden erheh- Hche , dann aher auch mit der Contraction schnell wachsende Werthe annimmt. Lässt man den Muskel bei seiner Erregung ein Gewicht frei heben, so ist zu beachten, dass die Längsattraction sich ändert mit der Verkürzung einerseits und mit dem Ablauf der chemischen Pro- cesse andererseits. Die jeweilige Muskellänge ist also eine Function der durch die chemischen Processe veränderten Längsattraction, der Geschwindigkeit, mit der diese Veränderung vor sich geht, femer der Trägheit und des Gewichtes der bewegten Masse und schliesslich der Grösse der Querelasticität. So gross ist also die thatsächliche Verwickelung bei dem ursprünglichen und scheinbar einfachsten Ver- such, aus dem zeitlichen Verlaufe der Längenänderung des gereizten Muskels Aufschluss über die Natur des Erregungsprocesses zu er- halten. Etwas übersichtlicher gestalten sich die Verhältnisse , wenn man bei der Hebung des Gewichtes die Schleuderung auf ein Minimum beschränkt; dann ist die jeweilige Muskellänge nur bestimmt durch die veränderte Längsattraction, die Grösse des Gewichtes und die Querelasticität. Die äusserlich an dem Muskel angreifende dehnende Kraft bleibt in diesem Falle bei jeder Grösse und Geschwindigkeit der Längenänderung dieselbe. Jedoch entsprechen dieser gleichbleibenden Spannung verschiedene Muskellängen, in dem Maasse, wie die Längs- attraction sich ändert kraft des Ablaufs der chemischen IVocesse. Sieht man von der durch Querdehnung bedingten Veränderung der inneren Spannung ab, was bis zu gewissem Grade gestattet ist, so erfährt man durch ein nach diesem Princip geleitetes myographisches Ver- fahren den zeitlicben Verlauf der Längenänderung des Muskels bei constanter Spannung. Solche »isotonischen« Myogramme bilden das Gegenstück zu den »isometrischen«, die das zuerstgenannte dynamo- metrische Verfahren liefert, und welche den zeitlichen Verlauf der Spannungsänderung bei fast vollkommen verhinderter Verkürzimg darstellen. Das isometrische Myogramm giebt Aufschluss über diejenige mechanische Zustandsänderung des Muskels, welche von allen dem Experiment zugänglichen mechanischen Zustandsänderungen zweifellos die nächste und einfachste Beziehung zu den chemischen Processen hat. Dass wir trotzdem nicht gemeingiltige Schlüsse aus Unter- suchungen bei ausschliesslich isometrischem Verfahren ziehen können, liegt daran, dass der Verlauf der chemischen Processe nicht unab- hängig von den mechanischen Bedingimgen ist, unter denen man den Muskel nach Aussen wirken lässt. Es geht dies aus der funda- 176 Mathematische und natiirwissenschailliche Mittheihmgen. [278] mentalen Entdeckung ITeidenhaun's liervor, nach welcher Stoffumsatz und Wärmeentwickelung im Muskel wächst mit dem Widerstände, welcher sich der Zusammenziehung entgegenstellt, eine Einsicht, welche durch Steiner noch insofern erweitert wurde, als er zeigte, dass die Grösse des Energie-Umsatzes auch dann noch durch äussere Bedingungen gesteigert werden kann, wenn ihnen der Muskel erst im Stadium der sinkenden Energie miterworfen wird. Bei dem isometrischen Verfahren sind die der Zusammenziehung bereiteten Widerstände maximale, während sie bei Isotonie leicht minimal gehalten werden können; deshalb müssen die isotonischen Curven, wenn sie auch weniger directe Schlüsse auf die Änderungen der Längsattraction gestatten als die isometrischen, den letzteren ergänzend zur Seite gestellt werden. Es versteht sich von selbst, dass man umgekehrt Versuche nach isotonischem Verfahren, welchen man der leichteren Ausfiihrbarkeit wegen l)ehufs erster Annäherung oft den Vorzug zu geben geneigt ist, stets durch entsprechende iso- metrisch angestellte Versuche controliren muss. Die letztere Vorsichts- maassregel ist im Princip übrigens schon so alt, wie die Myographie überhaupt, denn Helmholtz ergänzte seine Myogramme, aus denen der zeitliche Verlauf der LAngenänderung des gereizten Muskels in erster Annähenmg hervorging, durch die nach Pouillet's von ihm vervollkommneter Methode ausgeführte Messung der Zeiten, w^elche vom Reizmoment an gerechnet vergingen, bis der schwach belastete Muskel Überlastungen verschiedenen Gewichtes von der Unterlage abhob, und er gewann auf diese Weise in einer Reihe aufeinander- folgender Versuche die Daten zur Construction der Curve des zeit- lichen Verlaufes der isometrischen Spamiungsentwickelung fiir das Stadium der wachsenden Energie. Auf eine Anregung Marey's ist die jetzt gebräuchliche Art zu- rückzufuhren, den zeitlichen Verlauf der isometrischen Spannungs- änderung in einem einzigen ('urvenzuge und fiir die ganze Zuckungs- dauer zu gewinnen, und Fick hat die hierfür zweckmässigste Methode ausgelrildet. Der Letztere hat femer gelehrt, die Schleudenmg des den Muskel belastenden Gewichtes durch einen einfachen Kunstgriff auf ein Minimum zu beschränken und so den zeitlichen Verlauf von recht rein isotonischen iJingenändenmgen zu gewinnen; sein Haupt- verdienst ist aber, die von ilmi ausgebildete isotonische und iso- metrische Methodik auch zuerst nutzbringend angewandt zu haben. Ich selbst hal)e mir in zielbewusster Weise die systematische Anwendung des vergleichend isometrich- isotonischen Verfahrens zur Aufgabe gestellt und ich verdanke dieser Anwendung schon einige allgemeingiltige Aufschlüsse über den Energie -Umsatz im thätigen [279] Gad: Einige Grundgesetze des Energie -Umsatzes im th&tigen Muskel. 177 i-V- J- Muskel. Ehe ich dazu übergehe, diejenigen derselben , welche von erhei)licher Tragweit« sind, hier mit- zutheilen, habe ich von der Art Rechenschaft zu geben , wie ich das Verfahren anwende. Es geschieht dies mit Hilfe eines Muskelstativs, welches ich unter Berücksichtigung der Angaben Fick's construirt habe, und dessen wesentliche Einrichtun- gen in beistehender Fig. i schema- tisch dargestellt sind. Ein starker in allen seinen Theilen unbiegsamer schmiedeeiserner Bügel hat einen oberen horizontalen und einen ge- spaltenen verticalen Arm. Die Schenkel des letzteren sind unten nach vorn horizontal und dann am Ende nochmals vertical aufwärts gebogen. In dem oberen hori- zontalen Arm ist })ei o, mikrometrich auf- und abwärts verschiebbar, ilie Muskelklemme angebracht. Die Schenkel des verticalen Armes tragen bei b ein genau gearbeitetes starkes Schraubenpaar als Lager fiir die Achse des isotonischen Hebels. Mit der Mitte der vierkantigen Stahlachse ist ein Wirtel von 3T5 Durchmesser concentriseh und fest verbunden, über welchen der Faden mit dem zur Belastung des Muskels dienenden Gewichte läuft. Der Muskel greift mittelst fester und elektrisch isolirender Haken ^™ von der Drehaxe am isotonischen Hebel an, welcher bis dahin aus zwei auf der hohen Kante stehen- den Aluminiumstreifen gebildet ist. Die zimi Aufzeichnen der Muskel- vcrkürzung in vergrössert^-m Maassstabe dienende Verlängerung des Hebels ist sehr leicht, aber genügend steif aus Schilfrohr hergestellt. Aus dem Verhältniss der Länge des Hebelarmes der I,ast 2T5 zur Ijänge des Hebelarmes der Kraft (5™) folgt, dass wenn man den Muskel mit lo' spannen will, 200* an dem über den Wirtel laufen- den Faden befestigt werden müssen. Dieser 50 fachen Masse wird nur '/so fl^'' Geschwindigkeit ertheilt, welche 10^, direct am Muskel angehängt., erfahren würden. Da die Schleuderung proportional der ersten Potenz der Masse und proportional der zweiten Potenz der Geschwindigkeit wächst, so ist in diesem Beispiele die Schleuderung durch den FicK'schen Kunstgriff auf '/50 reducirt. In analoger Weise wie die isotonische Axe zwischen den Armen des absteigenden Bügelarmes bei b, ist die isometrische zwischen den 178 Mathematische und Datur wissen schaiVliche Mittheihingen. [280] Schenkeln des vom wiederaufsteigenden Bügels bei c angebracht, er- heblich tiefer und so weit davor, dass die 5*"" vor der isotonischen Drehaxe befindliche Verticale durch den Angriffspunkt des Muskels an dem isotonischen Hebel, 2°\™5 hinter der isometrischen Drehaxe herab- steigt. Der isometrische Hebel, welcher nach hinten entsprechend wenig die zugehörige Axe überragt, bietet hier einem passenden möglichst un- ausdehnbaren Zwischenstück den Angriffspunkt fiir die Kraftüber- tragung. Ist dieses Zwischenstück zwischen isotonischem und iso- metrischem Hebel entfernt, so greifl der Muskel nur an ersterem an und zeichnet isotonische Curven; im anderen Falle bewegt er beide Hebel aber in einem durch die Dynamometerfeder d stark be- schränkten Maasse. Der isometrische Hebel zeichnet diese Bewegung in einem viel grösseren Maassstabe auf, als der isotonische; der Spannungswerth der Ablenkungen der isometrischen Zeichenspitze wird empirisch bestimmt, nachdem die isometrische Feder von solcher Stärke gewählt ist, dass die maximale isotonische Ordinate bei gleich- zeitigem Schreiben mit dem isotonischen und isometrischen Hebel nur einen kleinen Bruchtheil der entsprechenden Ordinate bei alleinigem Angriff des Muskels am isotonischen Hebel beträgt. Ist dieser Bruch Y,o, so ist die, natürlich nie vollkommen herzustellende, Isometrie für die erste Annäherung ausreichend. Das fiir die Justirung und Controle des Apparates nützliche Schreiben mit beiden Hebeln unter- bleibt natürlich bei den eigentlichen Muskelversuchen; bei diesen wird entweder imr mit dem isotonischen oder nur mit dem isometrischen Hebel geschrieben, zu welchem Zwecke jede Zeichenspitze einzeln leicht von der Zeichenlläche entfernt werden kann. p^^ 2. ^^^ typischen Unterschied in der Form einer «^ isotonischen und einer isometrischen Zuckung ver- anschaulichen die Curven der Fig. 2. Schon Fick hatte darauf hingewiesen, dass der zeitliche Ver- lauf der Spannungsent Wickelung bei unveränderter Länge ein anderer sei, als der der Verkürzung bei *. i.otoni8che. b. isometrische Unveränderter Spannung, dass namentlich in erste- Curve bei gleicher ReizsULrke T-^n-i-n/r t -xr i /»i und 5«^c. rem Falle das Maximum der Veränderung iruher er- reicht werde, als in letzterem. Mit grösserer Schärfe aber , als bei ge- wöhnlicher Temperatur, tritt der typische Unterschied bei niederen Tem- peraturgraden auf; die hier gewählten Beispiele entsprechen dem Ver- halten bei etwa 5° C. Die Curven, deren Form, wie gesagt, typisch ist, veranschaulichen die Nothwendigkeit der Ergänzung der einen Unter- suchungsmethode durch die andere, eine Nothwendigkeit, welche oben von allgemeinen Gesichtspunkten aus entwickelt worden ist. Ein [281] Gad: Einige Grundgesetze des Energie - Umsatzes im thätigen Muskel. 179 helangreiches Beispiel von der Nützlichkeit der systematischen Com- hination bei den Untersuchungsmethoden ist Folgendes. Als ich den Einfluss der Temperatur auf die Leistungsßlhigkeit der Muskelsuhstanz untersuchte und untersuchen liess , stellte sich die merkwürdige Thatsache heraus, dass die Zuckungshöhe ein relatives Minimum bei gewöhnlicher Temperatur hat; von diesem Minimum steigt die Zuckungshöhe in ganz regelmässiger Weise und in breiten Grenzen , mag man nun von etwa 1 9° C. an die Temperatur steigen oder sinken lassen. Dass die Beziehungen zwischen der Zuckungs- höhe und den chemischen Vorgängen im Muskel, auf welche diese ebenso, wie alle Leistungen der Muskelsubstanz zurückzufiihren sein werden, recht verwickelte sind, ist zu erwarten, nicht aber, dass die Intensität dieser chemischen Processe ebenso wie die Zuckungshöhe bei 19° ein relatives Minimum haben solle. Wären die Zuckungs- curven nur nach der einseitigen, früher allein üblichen Methode ge- wonnen worden , so hätte sich eine sehr bequeme Erklärungsmöglich- keit dargeboten; man hätt« annehmen können, dass die Intensität der chemischen Processe in der eigentlichen Muskelsubstanz mit sinkender Temperatur zwar beständig abnähme, dass sich aber auch die die Zuckungshöhe einschränkende Querelasticität adventitieller Substanzen derart verringere, dass unterhalb 19° trotz weitersinkenden Werthes der I^ngsattraction die Zuckungshöhe wieder zunehmen könne. Diese P>klärungsmöglichkeit wurde aber durch das Resultat der Temperaturversuche, welche nach isometrischem Verfahren an- gestellt worden waren, abgeschnitten. Dasselbe relative Mininmm bei 19° zeigte sich fiir die Spannungsentwickelung bei constanter Länge wie tiir die Verkürzung bei constanter Spannung ; die Wiederzunahme der Zuckungshöhe beim Sinken der Temperatur unter 19° beruhte also thatsächlich auf stärkerer Entwickelung der Längsattraction. Wenn man nun nicht zugeben wollte, dass auch die Intensität der che- mischen Processe unter 19° wieder zunehmen könne, wurde man mit logischer Noth wendigkeit auf Grund sicher constatirter Thatsachen dazu gezwungen, dem Eingangs motivirten ganz allgemeinen Aus- spruch über die Beziehung zwischen Entwickelung von Längsattraction und chemischem Muskelprocess die erste berechtigte Specialisirung in Form des Satzes hinzuzufiigen , dass auf die Entwickelung der Längs- attraction zwei Kategorieen chemischer Processe von Einfluss sind, welche sich in dieser Hinsicht antagonistisch verhalten. Die erste Kategorie von Processen, oder um kurz zu sein, der erste Process beeinflusst den Energie -Umsatz im thätigen Muskel derart, dass die resultirenden Energieformen Componenten im Sinne vermehrter Längs- 180 Mathematische iiijd natiirwissenschaOliche Mittheihingen. [282] attraction enthalten; der zweite Process macht diese Componenten verschwinden. Dem merkwürdigen Verhalten bei sinkender Temperatur kann auf Grund dieser Annahme — und nur auf Grund dieser Annahme — alles Paradoxe genommen werden. Jetzt kann man zugeben, dass sich die Intensität beider chemischen Muskelprocesse mit sinken- der Temperatur beständig verringere, obgleich die Summe der zeit- weise im Muskel vorhandenen Componenten vermehrter I^ngsattraction in einem gewissen Bereiche niederer Temperatur thatsächlich wieder zunimmt; es kann dies in einem Bereich geschehen, in welchem der Ablauf des zweiten Processes stärker verzögert ist, als der Ablauf des ersten Processes. Diese Erklärung durch veränderte Interferenz zwischen den Wirkungen beider Processe setzt voraus , erstens , dass nicht nur die Intensität der chemischen Muskelprocesse abnimmt, son- dern dass auch ilir Ablauf mit sinkender Temperatur verzögert wird, wofür aus der sich verlängernden Zuckungsdauer der sichere Beweis zu entnelunen ist, und zweitens, dass die Verzögerung des zw^eiten Processes in einem gewissen Temperaturbereiche grösser sei, als die des ersten, wofür zwar kein directer Beweis vorgelegt werden kann, was aber auch nicht paradox ist. Dass übrigens die Geschwindig- keit des Ablaufes beider Processe eine verschiedene Function auch anderer Factoren sei, wird weiterhin gezeigt werden. Für die bisherigen Schlussfolgerungen hat sich das Heranziehen von Versuchsresidtaten , welche unter isometrischen Bedingungen ge- wonnen wurden, von bahnbrechender Wirkung erwiesen, weil sich bei Isometrie die Form des Muskels nicht ändert und weil deshalb die Querelasticität adventitieller Substanzen ausser Spiel bleibt. Die thätsächliche Verhindenmg und Gestattung äusserer Formänderung bei Isometrie und Isotonie hat aber noch weit-ere logische Consequenzen, deren Beachtimg von principieller Wichtigkeit ist. Eine Verkürzung und Verdickung bei constantem Volum , welche im Erregimgszustande eintritt, kann nicht ohne molecidare Umlagening im Muskelfaser- inhalt zu Stande kommen. Denkbar wäre freilich auch eine Zimahme der Dichte in der I^ngsrichtung bei aequivalenter Abnahme in der Quere. Die in dieser Beziehimg ganz competenten optischen Unter- suchungen haben aber nichts derartiges erkennen lassen. Bei ge- statteter Verkürzimg im Erregiuigszustande müssen also Molecüle des Muskelfaserinhaltes der Quere nach nebeneinander zu liegen kommen, welche vorher der Länge nach hintereinander lagen. Da diese Art der molecularen Umlagening, wenn sie eintritt, die Formänderung, wie sie bei Isotonie beobachtet wird, zur Folge hal>en muss, so muss man auch mit Nothwendigkeit schliessen, dass bei Isometrie, wo [283] Gad: Einige Gnindgesetze des Energie - Umsatzes im thätigen Muskel. 181 diese Formänderung verhindert ist, die der Isotonie entsprechende moleculare Umlagerung unterbleibt. Sie wäre nur denkbar bei gleich- zeitiger Abnahme der longitudinalen und aequivalenten Zunahme der transversalen Dichte, wovon optisch nichts wahrzunehmen ist. Mit aller Strenge bewiesen ist also der fundamentale Satz, dass die fiir die isotonische Verkürzung maassgebenden molecularen Umlagerungen unter den Bedingungen der Isometrie verhindert sind. Isotonie und Isometrie unterscheiden sich von einander nicht nur durch die Gestat- tung oder Verhinderung äusserer Formänderung, sondern auch durch die Gestattung ufid Verhinderung molecularer Umlagerung. Das Streben nach derselben molecularen Umlagerung, welche, wenn sie gestattet ist, die isotonische Verkürzung bedingt, tritt, so lange sie verhindert ist, als isometrische Spannung in die Erscheinung. Der regelrechte Aufl)au des Muskelfaserinhaltes aus optisch ver- schieden wirksamen Substanzen ist bekannt, und es ist zu erwarten, dass der optischen Differenzirung auch eine chemische entspreche. Wenn Substanzen verschiedener chemischer Constitution sich be- rühren, so ist ferner zu erwarten, dass chemische Processe, welche sich in diesen Substanzen abspielen, die Bedingimgen für die räum- lichen Beziehungen der Substanzen ändern werden, sei es durch Änderung der die Grösse der Berührungsflächen bestimmenden Ober- flächenconstanten , sei es durch Änderung der Mischungsmöglichkeit oder des Mischungsstrebens. Diese Betrachtung eröffnet uns schon eine Aussicht auf die bis hierher gefiihrte Herstellung von Bezie- hungen zwischen den chemischen Muskelprocessen und denjenigen molecularen Umlagerungen, welche je nachdem sie gestattet oder verhindert sind, die Änderungen der Form oder der Spannung im Muskel bedingen und dadurch die mechanischen Wirkungen des thätigen Muskels nach aussen vermitteln. Setzen wir nun die Be- trachtung fort, indem wir die durchaus wahrscheinliche Annahme hinzufiigen, dass der Ablauf der chemischen Muskelprocesse selbst wesentlich beeinflusst werde durch die räumlichen Beziehungen, welche zwischen den chemisch differenten Substanzen bestehen, so wird auch die p]ntdeckung Heidenhain's von der Steigerung der chemischen Muskelprocesse durch Vermehrung der Contractioniswider- stände sofort unserem Verständniss nähergerückt und wir können, gestützt auf diese grundlegende Thatsache, zuversichtlich in unseren Schlussfolgerungen fortfahren. Als Maassstab fiir den Umfang der gesammten chemischen Pro- cesse im Muskel benutzten Heidenhain und Fick, welcher die E]nt- deckung des ersteren bestätigte und weiter ausbaute, die Resultate von Temperaturbeobachtungen am thätigen Muskel, die unter Be- 182 Mathematische und' natiirwissenschadliche Mittheihmgen. [284] dingungen angestellt wurden, bei denen sämintliche im Muskel um- gesetzt^^ Energie seinem Wärmeinhalt zu Gute kommen musste. Die- jenige Kati^gorie von ehemischen Processen im Muskel, welche oben kurzweg als zweiter Process bezeichnet wurde, kann nicht allein oder in erster Linie fiir eme Steigerung der Wärmeentwiekelung ver- antwortlich gemacht werden; denn da der zweite Process imr das entfernt, was der erste geschaffen hat, so ist die Grenze seines Um- fanges durch diesen bestimmt; es ist auch nicht anzunehmen, dass der specifische Wärmewerth des zweiten Processes grösser sei, als der des ersten; wahrscheinlich wird er ihn bei weitem nicht er- reichen. Nothwendig ist der zweite Pi-ocess im ganzen Umfang des ersten, damit der Muskel bei der Erschlaffung durch ein kleineres Gewicht auf die ursprüngliche Länge gebracht werde, als er bei der Contraction gehoben hat; nur hierdurch wird der Muskel dazu be- fähigt, mechanische Arbeit zu summiren, wie an Fick's Arbeits- sammler — aber die I^istung der euizelnen mechanischen Arbeit selbst muss doch durch den Energie-Umsatz des ersten Processes be- stritten werden. Die an und für sich nicht unmögliche Hypothese, dass gerade der specifische Wärmewerth des zweiten Processes durch Behinderung der Verkürzung gesteigert werde, liegt so weit ausser- halb des Bereiches der einfachsten Annahmen, dass es unfruchtbar erscheint, ihr nachzugehen. Wir kommen also zu dem neuen Schluss von fimdamentaler Bedeutung und erheblicher Tragweite, dass zu den Bedingungen, unter denen der Umfang des ersten Processes ge- steigert ist, die Beschränkung der molecularen Umlagerungen gehört. Die ursprüngliche Definition des ersten und zweiten Processes beruhte auf dem Antagonismus ilirer mechanischen Wirkungen, und es taucht mm die Frage auf, ob sich ihr Antagonismus nicht etwa auch auf ihre Bedingungen erstreckt. Versucht man eine Bejahung der Frage zu motiviren, so stösst man zunäclist anf eine logische Einschränkung, denn eine Begünstigung des zweiten Processes unter Bedingungen, welche dem ersten ungünstig sind, kann sich nicht auf den Umfang erstrecken, dessen Grenze durch den Umfang des ersten Processes gesteckt ist, sondern nur auf die Beschleunigung. An die experimentelle Erfahrung haben wir uns also zu wenden zur Beantwortung der Frage, ob die Beschleunigung des zw^eiten Pro- cesses mit dem Umfang der molecularen Umlagerungen wächst. Eine Steigerung der letzteren ist bei Isotonie durch Erhöhung der Reiz- stärke zu erzielen, wie aus der Zunahme der Hubhöhen zu schliessen ist. Eine der aufTalligsten Erscheinungen der Myophysik ist es, dass bei fortschreitender Verstärkimg der Einzelreize eine Hubhöhe er- reicht wirdy welche zwar durch weitere Verstärkung des Reizes nicht [285] Gad: Einige Grundgesetze des Energie- Umsatzes im thätigen Muskel. 183 Übertroffen werden kann, wolil aber durch Wiederliohmg des Reizes in passend kurzem Zeitintervall. Die Grenze fiir Steigerung der Hub- höhe bei Einzelreiz ist aber nicht in inneren Widerständen gegeben, welche — wie die Elasticitat der Sarkolemmschläuche — vom Reize unabhängig sind; auf dem von uns gewonnenen Standpunkt dürfen wir annehmen, dass es sich um einen chemischen Process handelt, der durch Interferenz um so stärker dämpfend eingreift, je mehr er bei gestatteter innerer Umlagerung durch Verstärkung des Reizes be- schleunigt wird. Es wäre dies der von mis gedachte zweite Process. Würde dieser bei wachsender Stärke des Einzelreizes in seinem Ab- lauf mehr beschleunigt als der erste Process, so würde da.s Phaeno- men' der maximalen Einzelzuckung verständlich sein. Es müsste dann aber auch erwartet werden, dass bei Isometrie, wo der zweite Pro- cess weniger oder gar nicht mit zunehmender Reizstärke beschleunigt werden würde, die Reizstärke bis zur Erzielung der maximalen Span- nung weiter sollte gesteigert werden können, als es bei Isotonie zur Erzielung maximaler Verkürzung möglich ist. Die leicht zu gewin- nenden Curven der isotonischen Höhen und isometrischen Spannungen als Functionen der Reizstärke erfiillen das soeben entwickelte Postu- lat in der grossen Mehrzahl der Fälle und zeigen auch sonst Einzel- heiten, die der Theorie nur günstig sind. Die ausgezogene (isotonische) und die punktirte (isometrische) Curve der Fig. 3, welche derselben Versuchsreihe entstammen, ver- r i; j 4f j z / oB.A, K. isotonische Höhen. b. isomrtriüche Spannungen. c. isotonische W&rme. 184 Matliematische und naturwisseDschaftliche Mittheil iingen. [286] anschaulichen das bisher Gesagte. Die Abscisse misst die Rollenab- stände des zur Reizung benutzten du Bois-REYMONn'schen Schlitten- inductoriums. Der bequemeren Vergleichung zu Liebe sind die isometrischen Spannungswerthe ebenso wie die isotonischen Verkür- zungen nach oben aufgetragen, und ist der Spannung bei dem iso- tonisch-maximalen Reiz (R.-A. = 3*°*) derselbe Ordinatenwerth ertheilt, wie der maximalen Verkürzung. In auffallender und ich kann wohl sagen erfreulicher Weise hat sich hier das theoretisch Vorausgesagte durch das Experiment bestätigt gefimden. Von heuristischem Werth hat sich also die Vermuthung erwiesen, die Grenze des isotonischen Zuckungsmaximums sei dadurch bedingt, dass die mechanischen Wir- kungen der mit dem Reize noch weiter wachsenden chemischen Pro- cesse durch Interferenz sich theilweise aufhöben, — aber um zu zeigen, dass sie die einzig berechtigte sei, gehört noch der Beweis, dass der Umfang der chemischen Processe thatsächlich noch wächst, wenn durch weitere Steigenmg des Einzelreizes eine Vergrösserung der Verkürzung nicht mehr zu erreichen ist. Diesen Beweis kann man nun wirklich älteren Wärmeversuchen von Danilewsky entnehmen, welche dieser angestellt und veröffentlicht hat, ohne die hier inter- essirende Fragestellung zu kennen. Die gestrichelte Curve der Fig. 3 stellt die Zunahme der Wänneentwickelung mit w^achsender Reizstärke im Verhältniss zur Zuckungshöhe dar, wie sie aus Danilewsky's Ver- suchen folgt. Aus der (iesammtheit dieser Versuche geht hervor, dass bei Isotonie, das heisst l)ei gestatteter Umlagerung, der zweite Process durch Verstärkung des Reizes mehr beschleunigt wird, als bei Iso- metrie, dass aber auch die Beschleimigimg l)ei Reizzuwachs nicht nur auf gesteigerter Umlagenmg l>eruht. Einen unmittelbaren Eindruck hiervon l)ekommt man übrigens beim Vergleiche gut isotonischer Curven. Wenn bei zunehmender Reizstärke die Hubhöhe kaimfi noch oder gar nicht mehr gesteigert winl, dann zeigt sich noch Verkürzung des Stadiimis der »wachsenden Energie« und Beschleunigiuig der Er- schlaffung im ersten Tlieile des Stailiums der »sinkenden Energie«. Fig. 4 zeigt ein Beispiel hierfiir. Es sind dies Feinheiten, welche Ftg,4 Isotonische Zuckungen: « bei R. — A. = 4; b bei R. — A. = 3. [287] Gad: Einige Grundgesetze des Energie -Umsatzes im thätigcn Muskel. 185 bisher der Beobachtung entgangen waren, und welche erst ganz neuerdings Kohnstamm als typisch fiir gut isotonische Curven kennen gelehrt hat. Etwas Almliches hatte freilich schon früher von Kries beobachtet, als er zwei gleiche Reize in kurzer Folge auf denselben Muskel wirken liess und das Stadium der wachsenden Energie, oder, wie er es nannte, die Gipfelzeit, bei der zweiten Zuckung, welche sich der ersten superponirte , verkürzt fand. Wie zwanglos sich diese isolirt gebliebene Beobachtung dem hier verfolgten Ideeengange einfiigt, tritt am deutlichsten hervor, wenn man eine grössere Anzahl ganz gleicher Reize in passend gewähltem \md ganz gleichem Zeitintervall auf den f^^ 5^ Muskel emwirken lässt, wozu mir zuerst ein yr>y\/' Magnetinductor eigener Construction Gelegenheit gab. In Fig. 5 ist ein Beispiel so gewonne- ner Curven abgebildet, und da die Thalspitzen — abgesehen von einer möglichen, aber jeden- 10 inittei8t*r e ize in 1 o. ^^^^^ ^^j^^ kleiucn Ändcrimg der Latenzzeit — den Reizmomenten entsprechen und also aequidistant sind, so kann man die anfangliche von Reiz zu Reiz zimehmende Verkürzimg der Gipfelzeit und die Steilheitszunahme der Erschlaffung unmittelbar ablesen. Diese beiden anschaulichen Änderungen haben wir von dem gewonnenen Standpunkt aus auf dieselbe Ursache, nämlich auf die Beschleunigung des zweiten Processes zu beziehen; und die zweck- mässig erweiterte von Kries'scIic Beobachtung enthält also ein neues Beispiel veränderter Interferenz zwischen den Wirkungen der beiden chemischen Muskelprocesse. Wir lernen aus diesem Beispiel, dass ebenso wie Verstärkmig des R(*izes, so auch Wiederholung des gleich starken Reizes in passendem Intervall — wahrscheinlich durch Ver- mittlung gesteigerter Erregbarkeit — den zweiten Process beschleu- nigen kann, voi^ausgesetzt , dass die molecularen Umlagerungen der Isotonie gestattet sind; denn bei Isometrie bleibt das Phaenomen aus. Kurz erwähnen kann ich im Anschluss hieran nur, dass ohne die gewonnene Einsicht in die gleichsinnige Abhängigkeit des zweiten Processes von der Reizstärke , der Reizfolge und der gestatteten mole- cularen Umlagerung die mannigfaltigen und sehr interessanten Er- scheinungen, welche die nach neuen Methoden angestellten Unter- suchungen zur Analyse des Tetanus ergeben , nur verwirrend wirken könnten, während sie von dem gewonnenen Standpunkt aus leicht zu übersehen sind. Auf derartige Einzelheiten einzugehen, muss ich mir in dieser Mittheilimg versagen, deren Zweck mit Entwickelung einiger Grundgesetze erfüllt ist. An die schon zum Gemeingut ge- wordenen Anschauungen anschliessend und über dieselben hinaus- 186 Mathematische iind naturwissenschafUiche Mittheihingen. [288] gehend wurden im Vorstehenden die nächsten berechtigten Special- sätze bewiesen, welche hier nochmals kurz zusammengestellt werden mögen : 1. Der Energie - Umsatz im thätigen Muskel ist an zweierlei chemische Processe gebunden; die eine Kategorie kann man zunächst kurz als den ersten Process bezeichnen, die andere als den zweiten Process. 2. Der erste Process bedingt den Energiewandel aus der ur- sprünglichen Form chemischer Spannkraft bis in solche Formen, welche Componenten vermehrter LÄngsattraction enthalten; bei dem zweiten Process werden diese Formen weiter umgewandelt in solche, denen diese Componenten fehlen. Der zweite Process ist in seiner mechanischen Wirkung antagonistisch zum ersten. Die als Wärme erscheinenden Wirkungen beider Processe summiren sich einfach. 3. Der Umfang des ersten Processes wird gesteigert: a) durch Verstärkung des Reizes, b) durch Erhöhung der Temperatur, c) durch Vermehrung der Widerstände , tlie sich der Zusammen- ziehung entgegensetzen. 4. Der zweite Process wird beschleunigt: a) durch Erhöhung der Temperatur bei Isotonie und Isometrie, b) durch Erhöhung der Reizstärke bei Isotonie, c) durch die Reizfolge bei Isotonie. Als nützlicher Hülfssatz hat sich ergeben: Die Widerstände, welche sich der Zusammenziehung entgegensetzen und bei Isometrie am stärksten zur Wirkung kommen , schränken die molecularen Um- lagerungen em, welche sich bei Isotonie am freiesten entfiilten können. 130 IJ 187 15. Untersuchungen über etwaige Änderungen des Gesammtgewichtes chemisch sich umsetzender Körper. Von H. Landolt. (Vorgetragen am 12. März 1891 und 4. Februar 1892; — gedruckt im Bericht vom 27. April [St. XXII]; — ausgegeben am 4. Mai.) l5ekanntlich gilt die alte PROUT'sche Hypothese, nach welcher die Atomgewichte aller Elemente ganze Vielfache desjenigen des Wasser- stoffs sein sollen, durch die Arl)eit^n von Stas und Marignac, sowie durch manche neuere Atomgewichtsbestimmungen als vollständig wider- legt. Die Abweichungen von den näclistliegenden ganzen Zahlen sind oft sehr gross, wie bei Chlor (35.3^4), Brom (79.763), Jod (126.557), Silber (107.668), Platin (194.34), l)ei andern Elementen wie Lithium (7.012), Kohlenstoff (i 1.973), Stickstoff (14.006), Natrium (22.995), Schwefel (31.983), Kalium (39.038) dagegen nur klein, aber selbst in den letztem Fällen übersteigen die Differenzen stets die Versuchsfehler, indem letztere höchstens jt 0.004 betragen. Dass somit die durch Analyse oder Synthese ermittelten Werthe für die Atomgewichte stets mit Decimalen behaftet sind, zu deren Streichung man nicht l)erechtigt ist, steht unzweifelhaft fest, aber es lässt sich die Frage aufwerfen, ob nicht Ursachen vorhanden sein könnt-en, 'welche die Abweichungen von ganzen Zahlen hervorbringen. Dieser Gedanke wurde schon im Jahre 1865 von Marignac* aus- gesprochen, und zwar hält Letzterer es nicht fiir unmöglich »dass man Prout's Gesetz heben die Gesetze von Mariotte und Gay-Lussac stellen und die Existenz einer wesentlichen Ursache anerkennen könne, auf Grund deren alle Atomgewichte einfache Verhältnisse zeigen miissten, sowie femer secundärer Ursachen, welche leichte Störmigen in diese Verhältnisse bringen«. Eine Vermuthung über die mögliche Art solcher störender Ein- flüsse ist ebenfalls bereits geäussert worden. Dieselbe stammt von * LiEBio's Ann. Siippl. Bd. IV. 206. Math. u. MturwiM. Blitih. 18U3. IV. 16 188 Mathematische und natnrwissenschartliche Mittheihingen. [302] Lothar Meyer/ welcher in seinen »Modernen Theorien der Chemie« sagt: »p]s ist wohl denkbar, dass die Atome aller oder vieler Priemen te doch der Hauptsache nach aus kleinern Priemen tartheilchen einer ein- zigen Urmaterie, vielleicht des Wasserstoffes, l)cstehen, dass al)er ihre Gewichte darum nicht als genaue Vielfache von einander erscheinen, weil ausser den Theilchen dieser Urmaterie etwa noch grössere oder geringere Mengen der vielleicht nicht ganz gewichtlosen den Weltraum erfiillenden Materie, welche wir als Lichtaether zu bezeichnen pflegen, in die Zusammensetzung der Atome eingehen. Es ist das eine Hy- pothese, die nicht unzulässig erscheint und, obwohl sie zur Zeit weder erwiesen noch widerlegt werden kann, doch in weiterer Ausfnhrung, vielleicht zukünftig lohnende Früchte zu tragen vermag, wenn sich auch filr den Augenblick die Gewinnung solcher noch nicht erwarten lässt.« Anstatt eine chemische Bindimg des Aethers anzunehmen, hat man sich auch vorgestellt, dass die Atome von einer Schicht äusserst stark verdichtetem und dadurch wägbarem Aeth(*r umgeben seien. Diese Ansicht ist namentlich von dem Botaniker C. v. Nageli in seiner Schrift:^ »Knifte und (irestaltimgen im molecularen (iebiet« entwickelt worden. Die Urmaterie soll aus kleinsten Theilchen, so- genannten Ameren , l)estehen , welche sich zu Gruppen von wesentlich verschiedener Grössenordnung zusammenballen. Anhäufungen einer ungeheurem, Billionen beitragenden Zahl von Ameren bilden die Atome der chemischen P]lemente. Agglomerationen von weit germgerer Dichtigkeit erscheinen als sogenannter Schwcraether oder wägbarer Aether, welcher die Atome als Hülle inngiebt. Dieser geht in weiterer Entfernung von den Atomen üIxt in den noch dunnern sogenannten ZwischenhüUaether, der auch die Molecüle des Köri)ers umgiebt und den Durchgang des Lichtes vennittelt.^ Gruppen von wenigen Ameren oder vielleicht auch die letztem allein sind endlich der Leichtaether, welcher mit dem jfreien Lichtaether oder VVeltaether identisch ist. — 1 II. Aufl. (1872) S. 293. V. Aufl. (1884) S. 135. * Zuerst erschienen als Anhang zu C. v. Naoeli^s Mechanisch - physiologische Theorie der Abstammungslehre. 1884. ' An die WagbarkiMt des in einem Körper vorkommenden, der Lichtschwingungen fahij^en Aethers ist nicht zu denken. Seine Dichte D lässt sich liekanntlich aus der zuerst von Fresnkl aufgestellten Beziehung D = n^d ableiten, wobei n der Brechungs- index der Substanz und d die Dichtigkeit des Aetliers im freien Raum bedeutet Für letztere kann nach L. Graetz (Wied. Ann. 25. 165) angenähert der Werth iO"->7, bezogen auf Wasser = i, genonmion werden. Hiernach berechnet sich z. B. ftlr Schwefelkohlenstoff mit dem mittlem Brechungsexponent n = 1.628 und dem specifischen Gewicht 1.263, ^^^ ^^^ *" einer Million Kubikmeter dieser Flüssigkeit befindliche Aether o°I'^0266 wiegt, oder dass 50000 Millionen Kilogramme Schwefelkohlenstoff i™K3 Aetlier enthalten. [303] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Körper. 189 Macht man nun auf Grund dieser NAGELfschen Anschauungen die zulässige Annahme, dass die Schweraetherhüllen der verschiedenen chemischen Atome ungleich dicht sein werden, so muss, wenn in dem Molecül einer Verbindung ein Element sich durch ein anderes ersetzt, an der eintretenden Gewichtsänderung auch die veränderte Menge des wägbaren Aethers Antheil haben. Somit könnt^i der Fall eintreten, dass bei sehr genauer Wägimg das Gesammtgewicht zweier Körper vor und nach ihrer chemischen Umsetzung nicht völlig gleich gefimden wird, indem eine gewisse Menge ponderablen Aethers aus oder eingetreten ist. Das Gleiche wäre möglich, wenn der Aether von den Atomen chemisch aufgenommen würde. Eine andere Vermuthung welche sich aufstellen liesse, wenn in der That solche Gewichtsdifferenzen nachweisbar wären , ist die , dass die Schwere nicht auf alle Substanzen mit völlig gleicher Intensität wirkt. Wie schon Bessel 1833 bemerkt hat, kann diese Frage nicht absolut sicher entschieden werden, sondern nur mit einer Genauigkeit, welche von der zeitweiligen Präcision der Instrumente und Beobach- tungsmethoden abhängt. Die mit verschiedenen Metallen sowie Mine- ralien angestellten Pendelversuche Bessels* hatten ergeben, dass der fragliche Unterschied kleiner sein muss als '/60000 der gemessenen Grösse (Länge des Secundenpendels). Durch neuere von R. v. Eötvös^ mit Torsionswaagen angestellte Versuche ist diese Grenze indess viel weiter hinausgerückt worden. Dieselben zeigten, dass wenn überhaupt eine Differenz in der Schwere der Körper von gleicher Masse aber ver- schiedener Substanz vorhanden ist, diese zwischen Luft und Messing weniger als '/looooo» und hinsichtlich Messing, Glas, Antimonit und Korkholz weniger als '/aooooooo beträgt. Auf das Gewicht eines Kilo- grammes bezogen, würde die erste Zahl dem Unterschiede von 10°**, die zweite einem solchen von o°l^o5 entsprechen. Greift man zur gewöhnlichen Waage und stellt Versuche in der Weise an, dass man Substanzen, welche in einem hermetisch ge- schlossenen Gefasse sich befinden, chemisch umwandelt, so mOsst^ eine dabei beobachtete Gewichtsändenmg von einer verschiedenen Wirkimg der Schwere herrühren, wenn die Annahme gemacht wird, dass die Gesammtmasse der Stoffe vollständig gleich geblieben sei. Setzt man anderseits voraus, die Gravitation wirke auf alle Körper absolut übereinstimmend, so müsste der Gewichtsimterschied davon herrühren, dass die Masse zu- oder abgenommen hat. Dies liesse sich ^ Bessel. Versuche über die Kraft, mit welcher die Erde Korper von verschie- dener Beschaffenheit anzieht. — Schumacher's Astronomische Nachrichten X. 97 (1833). * R. V. EüTVüS. Über die Anziehung der Erde auf verschiedene Substanzen Math. u. naturwissensch. Berichte aus Ungarn. Vlll. 65 (1891). IC* 190 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheihingen. [^04] nur (lenken, wenn die ol)en erwähnte Vorstellung von der Existenz eines wägbaren Aethers adoptirt wird, und man annimmt, dersell>c könne durch die Wandung des (Jefasses ein- oder austreten. Die letztere Erklärungsweise würde in den Fällen die wahrscheinlichere sein, wo die Versuche ergeben sollten, dass die Anerhaupt feststellen lassen, sie von einer derartigen Grosse sind, dass dadurch eine wesentliche Beein- flussung der Atomgewichte stattfindet. Ks musste, wenn möglich, mit Bestinmitheit festgestellt werden, ob die Chemiker wirklich mit einem wägbaren Aether zu rechnen halben oder nicht. Die Versuche von Stas, welche zu jener Zeit allein vorlagen, galten noch keine genügende Auskmift; es ging aus denselben nur her\^or, dass man sich auf die Bestimmung sehr kleiner Gewichtsdifferenzen ge&sst machen musste und fenier sichere Resultate nur zu erwarten sind, wenn man die chemischen Umsetzungen in zugeschmolzenen Glas- gefössen vornimmt. Inzwischen erschienen die Untersuchungen Kreich- gauer's, welche bereits auf diese Weise ausgeführt waren: aber die- sell»en konnten mich nicht hindern, die begonnene Arbeit fortzusetzen, da ich wesentlich andere Reactionen, und zwar auf nassem Wege verlaufende, in Anwendung zog. Dagegen war ich in Folge der viel- fachen Schwierigkeiten , welche sowohl l)ei der Herstellung der Appa- rate als auch bei den Wägungen auftraten, und deren Überwindung ein grosses Maass von Geduld in Anspruch nahm, melumals auf dem Punkte, die ganze Untersuchung fallen zu lassen. Indessen drängte der Reiz der Sache, sowie der Umstand, dass die anfanglich erhal- tenen Resultate einen bestimmten Sinn zu haben schienen, immer wieder zur Weiterfalirung , trotz des Bewusstseins, ein wahrscheinlich unerreichbares Ziel zu erstreben. Die Reactionen, welche ich der Prüfimg unterworfen habe, sind folgende : 1. Umsatz von Silbersulfat und Ferrosulfat in Silber und Ferrisulfat. Eis wurde schwefelsaures Sill>er mid nicht salpetersaures aus dem Grunde angewandt, weil Stas das erstere zu Atomgewichts- l>estimmungen des Silbers benutzt hatte, und es sich darum handelte, eine etwa gefundene Gewichtsändennig zur Correction dieser Analysen zu verwenden. 2. Umsetzung von Jodsäure und Jodwasserstoff in Jod imd Wasser. 3. Uberfiihrung von Jod in Jodwasserstoff mit Hülfe von Natriumsulfit. Diese beiden letzteren Reactionen stehen annähernd in lunge- kehrtem Vorhältniss zu emander, insofern bei der einen sich Jod in festem Zustande abscheidet, bei der andern dagegen verschwindet. Man konnte daher erwarten, dass die Gewichtsänderungen im ent- gegengesetzten Sinne auftreten werden. [307] Landolt: Gesainmtgewicbt cheuiisch sieb umsetzender Körper. 193 4. Umsetzung von Chloralhydrat und Atzkali in Chloro- form und Kaliumformiat. Hält man an der Vorstellung des wägbaren Aethers fest, so muss, wenn bei diesen Reactionen eine Zu- oder Abnahme des Gewichts eintritt, diese davon herrühren, dass die zwei neu gebildeten Sul)- stanzen einen andern Aethergehalt besitzen als die beiden ursprüng- lichen. Bleibt das Gewicht unverändert, so könnte dies allerdings davon herrüliren, dass bei dem chemischen Umsatz nur eine andere Vertheilung des Aethers stattfindet, und die Summe desselben in den vor und nach der Reaction vorhandenen Körpern die gleiche bleibt. Bei der grossen Verschiedenheit der bctreflenden Substa.nzen ist jedoch dieser Fall wenig wahrscheilich. Angewandte Methoden. Zur Aufnahme der Substanzen dienten förmige Glasgefasse, deren beide verticale unten geschlossene Schenkel 1 8*"°* lang und 5*"°* weit waren, während das obere gekrümmte Verbindungsstück nur einen Durchmesser von etwa 2*"°* besass. In das letztere mündeten beiderseits kurze offene Röhren, welche zum Einfällen dienten und nachher zu- geschmolzen wurden. Bevor die theils aus Thüringer theils Jenaer Natronglas geblasenen Apparate in Gebrauch kamen, wurden sie behufs Verminderung des Alkaligehaltes der äussern Glasoberfläche erst mehrere Tage in verdünnte Schwefelsäure gelegt und sodann in Wasser 8 Stunden lang auf 80- 100° erhitzt. Für jeden Versuch wählte man zwei Apparate von nahe übereinstimmender Grösse aus, und be- schickte dieselben in möglichst gleicher Weise mit den abgewogenen Mengen der Reactionssubstanzen , sowie den zur Lösung nötliigen Wassermengen, wodurch die Schenkel sich zu etwa 3/^ anfüllten. Nach- dem die beiden seitlichen Röhrchen abgeschmolzen worden waren, handelte es sich darum , dass äussere Volmn der zwei Apparate gleich zu machen, um bei den Wägungen die Correction fiir die verdrängte Luft umgehen zu können. Hierfor wurde durch hydrostatische Wä- gung der Volmnunterschied beider Gefässe bestimmt, und zu dem kleinem sowie leichtern aus einer Glasröhre ein im Innern beschwerter Zusatzkörper angefertigt, den man mittelst Platindraht befestigte. Diesen Körper verbesserte man so lange, bis der Unterschied im Volum der beiden Apparate weniger als o^^^o 5 , und die Gewichtsdifferenz einige Milligramme betrug. Schliesslich werden die Gefasse melirere Tage im luft verdünnten Ramn neben Phosphorsäureanhydrid stehen gelassen. Es folgte nun mittels Praecisionswägungen die genaue Bestim- mung des Gewichtsunterschiedes der beiden Apparate A und By erstens 194 Mathematische und naturwisseiisclialtliche MittlieiUiiigen. [308] in ursprünglicliem Zustande, zweitens nach Voniahine der Reaction in A inid drittens nach derjenigen m B. Fand zwischen den Wä- gungen I und II eine Abnalmie der Gcwichtsdiflerenz A —B sUitt, so musste zwischen 11 und III eine Zunahme eintreten, und am Schlüsse wieder der anfängliche Unterschied vorhanden sein; jeder Versuch war somit ein doppelter. Zur Ausfiihrung der Reaction wurde die Flüssigkeit aus dem einen Schenkel in den andern überfliessen ge- lassen, und zwar in kleinen Portionen, um jede stärkere Erwärmung als bis höchstens etwa 30^ zu vermeiden. Da die gänzliche Voll- endung der Reactionen meist einige Tage in Anspruch nahm, so wurde der Apparat während dieser Zeit in einen dicht schliessenden Glaskasten eingesetzt, um ihn vor Staub zu schütz(Mi. Zu den Wägungen habe ich folgende Instrumente angewandt: 1 . Eine von P. StCckratu in Berlin verfertigte Praecisionswaage erster Classe mit Vorrichtung zur selbstthätigen Umwechselung der Belastungen sowie zum Niedersenken von Reitergewichten auf die Gehänge, und zwar im geschlossenen Gehäuse aus i'/^"" Entfernung. Spiegela})lesung niit Glasscale und Fernrolir. Balkenlänge 30*"". Trag- fähigkeit 172^- Als Gehäuse diente anfänglich ein mit Messingdeckel versehener Glascylinder , später eine Glocke aus dickem vernickeltem Kupferblech, welche blos eine kleine mit Glasplatte verschlossene Oflftiung för den Durchgang des Lichtstrahles besass. Die hiermit erreichte gleichförmige Wärmevertheilung zeigte sich von wesentlichem Erfolg. Die über beiden Gehängen befindlichen Sätze Reitergewichte aus Aluminiumdraht bestanden aus 5 Stücken von nominell 10, ioYj, II, 13, 17 mg, mittels deren alle Combinationen zwischen o°!*5 und 21°!^ 5 um 0.5 steigend, sich herstellen lassen. Der wahre Werth der Gewichte war bis auf einige Tausendstel Milligi*amm mit Hülfe einer SxücKRAXH'schen Spitzenwaage l)estimmt worden. Die Apparate, deren Gewicht sich auf 700-900^ belief, wurden auf vergoldete Messingstative gesetzt und mit diesen zusammen gewogen, wodurch die Belastung auf nahezu 1300^ stieg. Die Ejnpfindlichkeit habe ich stets so eingestellt, dass i ""^ einen Anschlag von 30 bis 40 Scalen- theilen gab, wobei die Schwingungsdauer etwa i Minute betrug. — Das Instrument war ursprünglich zu Wägungen hn Vacuum construiil: worden, jedoch gelang es nicht, die Verdünnung genügend lange Zeit constant zu erhalten, und ich habe daher stets in Luft gewogen. 2. Eine Waage von Mech. A. Rueprecht in Wien, liir 2*"^ Be- lastung, successive Auslösung von Schaalen, Gehänge und Balken aus i'/a"" Distanz, und Spiegelablesung. Meist wurde indess auf die Weise beobachtet, dass man die Bewegimg des Zeigers an der Scale mit dem Verticalfaden eines Femrohres verfolgte , welches durch eine [309] Landult: Gesaiimitgewicht cheuiiscli sich umsetzender Körper. 19d Miknniietersclii'auho sich horizoiitiil })ewegeii liess. Zur Regiilirurig der Schwingiiiigeii dieiiton zwei heim Ahk\sefenirohr liegende Guiiiini- hälle, von wek'hen enge Kautschukröhren zu Ghisspitzen führten, die unt(*r jeder Wa^geschale sich })efanden, wodurch (»in schwacher Luft- stoss gegen die letztern liervorge})racht werd(*n konnte. Empfindlich- keit })ei I ^*^ Belastung für i"*^ 3 Theilstriche , von welchen Zwanzigstel sich mit Sicherh(»it schätzen Hessen. Dauer einer Schwingimg 50 Se- cunden. Der ang(»wandte Gewichtssatz lunfa^sste hlos 4 aus Alumi- niumdraht liergestellte Stücke von 4, 4^/^, 5 imd 7"'^', welche durch Aullegen auf })eide Waageschaalen alle Gewichte zwischen 0.5 und 9°!*5, mn Ya"*^ zunehmend, sich herstellen lassen. Die Waage zeigt(» ])ei wiederholter Auslösung ein ungemein gleichlT^nniges Alvsetzen des Balkens und der G(»hänge. Behufs gleichförmiger Wärm(*vertheihing wurde das Gehäuse mit einem doppelwandigen Kasten aus Kupfer- hlech überdeckt, dessen vordere Seite sich emporschieben liess. Beim G(*brauche dieser Waage mussten die beiden Apparate mittels eines starken Platindrahtes an dem am Schaalenlmgel }>efindlichen Ilaken aufgehängt, und bei geöflneten Thüren umgewechselt werden, wjis anfangs mit der Hand, später mit Hülfe einer besonders dazu con- struiiten Zange geschah. 3. Eine Waage aus der Werkstatt von G. Westphal in Celle mit Auslösung von Balken imd Schalen (aber nicht der (Jehänge) aus I '/j™ Entfenumg. Tragkraft 2^*^. Die Ablesung d(T Nadel sowi<*, alle übrigen Manipulationen wurden genau wie bei der RuEPREc^iiT'schen Waage Vorgenommen. Das Instrument ist })loss bei einer einzig(Mi Vei^suchsreihe benutzt w^orden. Die Schneiden der zwei erstem Waagen wurden während des mehrjährigen Ge])rauclis von Hrn. St('(^kratii mehrmals neu geschliffen. Zur Bestimnumg d(vs (iewichtsunt<"rschiedes ,— A>|. 1881; II Z),— i>s2. 1883; III i>5-7>,3o. 1884. * K. Wkinstkin. liandl). d. pliys. Maassbesti (Innungen. 11 422—427. 196 Mathematische und naturwissenschafUiche MitUieilungen. [^1^] die Bestimmung von 8 Gleichgewiclitslagen umfassenden Schema aus- geführt, mit Anwendung der rechts aufgelegten Millignunmgewichte Pr und pry von welchen P^ um '/2 oder i°** grosser war als p^y und der links aufgelegten P/ und p/, die sich durch den gleichen Betrag unterschieden. Theilwägung Links Rechts Gleichgewichtslage Nr. 1 App .A App. B + P, Ä. 2 A B+Pr r, 3 B+p, A A 4 B + P, A L, 5 B + P, A L, 6 B + p. A K 7 A B+Pr r^ 8 A B + P, R, Aus den Mittel werthen : Ri+Ri „ ^1 + ^2 A + 4 7^1 + ^'2 T = Ky = ^j =^ *> ~ " = X/ 2 2 2 2 ergab sich der Gewichtsunterschied der Apparate: ^ _ j, = 1 l^p, + p, + ,p, _ p, + p, _ p,) __z^^. _|. Die Gleichgewichtslagen 7J, r, /, u.s. w. wurden durch Beo))achtung von 3 oder 4 UmkehrpunktiMi /, 4 l^ l^ nach den von M. Tiiiesen^ ge- gebenen Formeln: K'^-'-) berechnet. Diese Bestimmungen sind stets durch zwei- bis fünfmalige Auslösung der Waage wiederholt und aus denselben das Mittel ge- nommen worden. Als Beispiel ge})e ich nachstehend eine vollständige mit Hülfe des STÜCKRATirschen Instrumentes ausgefiilirte Wügung. Die Rueprecht- sche Waage gab ganz ähnliche Ablesungen. * Trav. Mem. Biir. intern. V. Abth. II. 25. 1311] : tiesamoitgewicUt chemisch sich umseUender Körper. Beginn der Wlgniig 1^30'. Temperatur i9'?io. tjchlnss ■ ■ 4'' 30'. Temperatur 19740. )er Nuilpniikt der unbelasteten Wnnge liegt ungefähr bei dem Tlieilatrieh« 150. Tlieil- Wäg. Nr. du Aufgelegte Keiter- Gewichtc Em- Hpiei'lipiidcs Gowiuht Üeoh;iclitfle Uiiikeiu-- |iuiiklo bei dreimnliger AuslÜsiuig der Waage (Ueii-Ii- gewiehlB- lag« Mittel ■. A B 10.5 17 6-5 corrigiit Ö.508 ^ P, 264.0 — 126.3 — i6o.S 172.1 — 211.0 — 267.2 ä44-35 245.31 244.83 ^ Äi a A B M .7 6- eorrigiit 6.026 — p. 283.3 — H3-i — a79-9 290.0 — 137.8 — 286.2 ^74-9 — »50-5 — '7'-i 262.35 162.95 161.85 161.38 = r, 3 B A M - 111 eorrigirl .0.985 =pj 180.2 — 233.0 — 175.7 178.8 — 233.3 - 174-9 182.6-131.1 — 1784 1554S 155.08 156.30 255.61 = i, 4 B A ■ 0.5 + 10 nV5 i-orrigirt ..485 = /*/ ^93-5 — ^5^-3 — 290-4 291.0— 157,6 — 288.1 174.11 273-58 173.85 = i, 5 B A Wie bei Nr. 4 Wie bei Nr. 4 196.1-151.1-191.9 194.7 — 254.7 — 291.6 173.38 173.92 173.65^1, 6 B A Wie bei Nr. 3 Wie bei Nr. 3 277.0-136.5 — 173.7 181.3 — 230.0 — 275.8 179.6 — 2324—277.2 155,92 254.18 25540 155.20=1, 7 A B Wie bei Nr. 1 Wio bei Nr. 1 277.6 — 248.0—274.5 282.2 — 143.7 — »78-0 184.3 ~ *40-7 — sSo.a 262.03 261.90 261.47 261.80 = 7-, 8 A B Wie bei Nr. 1 Wie hei Nr.i 158.1 — 131.0 — 255.2 267.1—220.0 — 263.5 143-85 242.65 343.15 = Ä, [8.04 0.481 ' = 'SS4i p,= 10.985 i = 273.75 P,= .,485 ■34 r— / = 6.68 1.500 p . + P, = 17.011 6.Ö8 1 ™ ^ Fehlerquellen. Diese konnten erstens durch die Ulasgefässe verursacht sein und zwar in Folge: a) ungleichen Volums derselben. Da die Apjiarate bis auf einige Hun(lert.st<^l ('ubikccntimeter ausgeglichen waren, so betrug die durch die gewöhnlichen Schwankungen der Luftdichte {1"" Luft ^ i°l*i 5 bis i^'^s) hervorgebrachte Verschiedenheit des Auftriebes höchstens 11)8 Mathetiiatische uiid natiirwisstTiscliaftlielie Mittheiliiiigeii. [312] etwa o°l^oo5. Domnacli erschien es ül)erilüssig, die betreffende Cor- rection anzubringen. Die in der Folge bei Sil])ersulfat und Eisenvitriol Versuch II angegebenen WSgungen, welchen die zugehörige Luftdichtig- keit Ixngelugt ist, lassc^n in der That keinen bestimmten Zusammen- hang zwischen den Schwankungen beider erkennen. b) der Veränderlichkeit der äusseren Wasserschicht am Glase. Wie schon erwähnt, wurden die Apparate, deren Oberfläche etw^a SSO***""" l)etrug, mit verdünnter Schwefelsäure sowie kochendem Wasser behandelt, um den Alkaligehalt der Aussenseite und damit deren wasseranziehende Wirkung zu vermindern.* Nach Versuchen von LiMORi" beträgt die auf ausgekochtem Jenenser Glas pro Quadrat- centimeter niedergeschlagene Wassermenge 0.3 5-0.68 Milliontel Gramm, bei 350**""" Fläche würde dieselbe demnach o. i 23-0. 238mg wägen. Dieses Gewicht kaim sich ändern durch den Wechsel im Feuchtigkeitsgehalte der Luft, besonders a})er möglicherweise dann, wenn in dem Gefasse die chemische Reaction vorgenommen wird und dasselbe dadurch eine Erwärmung erlitt^^n hat. Über di(^sen Punkt sind mehrere Versuche angestellt worden, und zw^ar in der Art, dass man entweder einen oder auch beide Apparate in einem Luftbade auf 30—45° erhitzte, und dann nach theils langsamer theils rascher Abkülilung am nächsten Tage wog. Wie aus den später bei Jodsäure und Jodwasserstoff (Versuch III), sowie Jod und Natriumsulfit (Versuch I) angegebenen Wägmigen ersicht- lich ist, liess sich ein bestimmter Einfluss dieser Erwärmungen nicht erkennen. Da bei den Reactionen die Temperatur der Apparat« niemals über 30° stieg, so war von dieser Seite kein wesentlicher Fehler zu befürchten.^ c) Änderungen des (Jewichtes der Apparate durch auf die Aussenseite g(»rathene fremde Körper. Da die Gefässe behufs Ausftihrung (l(*r Reaction aus der Waage genommen, angefiisst, auch mit einem feinen leinenen Tuche abgc» wischt wurden, so war es nöthig zu untersuchen, ob solche Manipulationen von PZinfluss sein können. Derartige Prüfungen, von welchen einige bei SiU)ersulfat und Eisenvitriol Versuch II näher angegeben sind, haben nie bestimmte AVirkimgen er- kennen lass(Mi. Nur einmal' wurde als Ursache einer aufgetretenen Ge- wich tsvennehrung von o"*>'i ein am Apparate hängendes, vom Staub- pinsel stiunmendes Haar aufgefunden. Was zweitens die Wägungsfehler betrifft, so waren dieselben durch folgende Ursachen bedingt: * Siehe Warbi:rg und Ihmori. Wikd. Ann. 27. 492. ' luMORi. WiEi). Ann. 31. 104. * Auch Kreichoauer hat, wie sich aus seinen früher mit^etlieilten Wagiinpen ergiebt, keine wesentliche Gewichtsanderung beim Erlützen der Glasgefasse beobachtet [313] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Körper. 199 a) ungleiche Temperatur der beiden Balkenarme. Um eine möglichst gleichförmige Wärmevertheilung an den Waagen zu l)e\virken, wurden dieselben wie schon früher bemerkt, mit kupfernen Gehäusen umgeben, und auch noch weitere Vorsichtsma^issregeln getroffen. War der Raum nicht geheizt, so zeigten die in den Waagekasten hinein- ragenden Thermometer während der etwa i'/j Stunden ])etragenden Dauer einer Wägimg höchstens eine Temperatursteigerung von o?3, bei Heizung des Zimmers konnten dagegen Andenmgen bis zu i° ein- treten. Gehen diese Ab- oder Zunahmen der Temperatur regelmässig von Statten, so werden sie durch das Wägungs verfahren mit zwei- maligen Umtausch der Belastungen compensirt. Dies ist jedoch nicht mehr der Fall, wenn diesel})en schwanken. Wenn man })edenkt, dass ein Temperatunmterschied der })eiden Balkenanne von nur Y,oo° das Gewicht eines Kilogrammes um o°!^ 1 8 ändert, so düi-ften die Differenzen zwischen den einzelnen Wägungen, welche meist einige Hundertstel Milligramme betragen, wohl zum grössten Theil von der genannten Ursache herrühren. })) ungleiche Lage der Belastungen auf den Waageschalen. Hierüber wurde bei d(T SxücKRATn'schen Waage eine Prüfung derart angestellt, dass man bei einem Apparate die in beiden Schenkeln enthaltene Flüssigkeit zuerst gleich, sodann imgleich vertheilte, ferner die Gefasse in um i8o^ gedrehten Stellungen auf das Schalenkreuz sich niedersenken liess. Die später bei Silbersulfat und Eisenvitriol Ver- such II angelRihrten Wägimgen zeigen, dass kein wesentlicher p]influss sich bemerkbar machte. Ebenso wenig war dies der Fall bei der RuEPREcnx'schen Waage, wo die Apparate in hängender Lage sich befanden. c) Erschütterungen der Waage. Die beiden Gebäude (Labo- ratorium der landwirthschaftli(»hen Hochschule und IL chemisches In- stitut der Universität) , in welchen die Versuche vorgenommen wurden, lagen ziemlich erschütterungsfrei, und ich hatte von dem })etreffenden Ubelstande nicht sehr oft zu leiden. d) Störungen durch Elektricität. Veranlasst durch eine von Hennig* gemachte Mittheilung habe ich stets die Waage sowie die (le- fässe mittels eines P'lektroskops gej)nift, wobei es jedoch luir zweimal vorkam, dass ein elektrischer Zustan5 6. • 7- • 12.7 12.9 183 132 Mittel .... 1^199 l".*032 i"M()3 Wahrsch. Fehler des • Mittels JL0.005 Jt 0.009 jLO.OI I Grösste Differenz zwi- schf m 2 Wäj jungen 0.035 0.062 0.087 Hiernach hat man: Reaetion in Apparat A, Vor der Reacticm: A = ()2 2f3() + i"!*^i9() Nach » » : A = 922.36+ 1.032 Gewichtsahnahme o"!^ 1 67 jlo.(3 i 4 Gewichtsabnahme der Reactionsmasse (114^22) um '/(>8oooo des Apparates (922.36) » '/s 500000 Reaetion in Apparat Ä. Vor der Reaetion: B = A — i°!^o32 Nach » » : B =^ A 1.161 Gcnvichtsal )nahme o"I^ 131 jt o . o 2 o (iewichtsahnahme der Rejictionsmasse (i 14^22) '/S/Oooo » des Apparates (922.36) ^7000000 Versuch 11. Ajiparatc aus Jenaer Glas, gefüllt Juni 1891. Die Beschickung des einen Schenkels ])estand aus 86?75 Silbersulfat und 2 38^2 5 Wasser, die des andern aus 200^ Eisenvitriol (theoretische Menge 154^, ent- [317] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Körper. 203 haltend 84^59 Fe SO^ ^^^ ^^5^ ™^^ etwas Schwefelsäure versetztem Wasser. Somit enthielt die Reactionsmasse : Vor der Umsetzmig: 86?75 AgjSO^+ 84?59 FeSO^ = i7>?34 Nach » » : 60.03 ^S + 'J^-S^ F€ij(S0^)3 = 171.34. Der Volumunterschied der fertigen Appamte {B mit Zusatzkörper) wurde vor und nach Ausfidirung der Versuche hestimmt. Aus den in Wasser von verschiedener Temperatur vorgenommenen Wägungen ergab sich: App. A App. B DiiTerenz Mittel Am Anfang: i868'^"30 1 868.39 868'™2 6 868.35 o":'"o4 0.04 o'To. ( 868.26 868.20 0.06) Am Schlüsse: j 868.29 868.26 0.03) 0.0 ( 868.31 858.25 0.06 ) Das Gewicht jedes Apparates betrug 92 7?3o. A war um etwa 8"* schwerer als B. Der erste Theil des Versuches missglückte, indem nach Vornahme der Reaction in Apparat A der letztere eine stetig zunehmende Gewiclits- verminderung zeigte, als deren Ursache ein kleiner Spnmg an einer der zugeschmolzenen Glasspitzen erkannt wurde. Durch denselben waren binnen einigen Tagen mehrere Milligramme Wasser entwichen. Nach abermaligem Zuschmelzen der Spitze wurde der zweite Theil des Versuches mit Ausfiihrung der Reaction in Apparat B mit Hülfe der SxucKRATH'schen Waage ausgeführt. Bei den Wägungen bestimmte man zugleich die jeweilige Dichtigkeit der Luft, um zu prüfen ob deren Veränderlichkeit einen Einfluss ausübt. Wie aus den Zahlen ersichtlich, ist ein solcher nicht mit Bestimmtheit zu erkennen, eben- sowenig eine Wirkung der wechselnden Temperatur. Die Wägungen werden zugleich benutzt, um zu prüfen, ob die Api)arate Gewichtsveränderungeu erkennen liesson, wenn dieselben, wie es behufs Ausfiihnmg der Reaction nöthig war, aus der Waage genommen, wiederholt angefasst, leicht mit einem Leintuche abge- wischt, und in verschiedenen Tragen wieder in die Waage eingesetzt wurden. Nach Vornahme dieser Manipulationen jRihrte man die Wägung sodann am nächsten Tage aus. Wie aus der nachstehenden Ta})elle ersichtlich, ist ein wesentlicher Einfluss nicht zu constatiren. In Folge Heizung des Zimmers war die Temperatur bei den ver- schiedenen Wägungen schwankend. M*th. u. natunriM. Mitth. 1893. IV. 17 204 Matlieinatische und naturwissenschaiUicIie Mittheilungen. 1318] Vor der Reaction. Wäg. Nr. Datum 1892 A—B Tenip. Gewicht von Luft I 2 3 4 5 6 7 16. Jan. «7- 18. 20. 21. 25- 27- Nach 24stündigeni Stehen der Apparate in der Waage Nach Abwischen beider Apparate ani 16. Jan. . . Nichts geändert Nach Abwischen von Apparat B aui 19. Jan. . . Nichts geändert Nach 3tägigein Stehen von Apparat A ausser- halb der Waage Nichts geändert Mittel .... Wahrscheinlicher Fehler des Mittels Grosste Differenz zwischen 2 Wägungen 8T«462 466 500 447 468 499 420 14:2 17.3 15.9 164 14.8 180 17.2 1^212 1.2 1 1 1.224 1.218 1.222 1.193 1.203 8-^466 i.0.007 0.080 Nach der Reaction im Apparat B. Wäg. Nr. Datum 1892 A--B Temp. Gewicht von i«*- Luft I 2 3 4 5 6 7 8 9 10 II 12 »3 »4 >5 16 '7 18 3 1 . Jan. I. Febr. 2. 3- 4- 5- 6. 7- 8. 9- 10. 12. 14. 16. 20. » 5. März 6. . 7- » Nach dem Einsetzen beider Apparate am 30. Jan. Nichts geändert Nach Abwischen beider Apparate am 3. Febr.. Flüssigkeit in den Schenkeln von A ungleich gestellt Apparat A um 1 80 ^ gedreht Nichts geändert Flüssigkeit in A wieder gleich hoch gestellt. . . Nichts geändert, Lage wie bei Nr. i Apparat B 24 Stunden ausserhalb der Waage . Nichts geändert, Lage wie bei Nr. i 624 620 589 625 604 618 611 596 634 603 589 603 563 545 560 542 563 5.1 5« 7.0 6.5 64 5.8 5-7 6.5 5-4 4-3 3.8 5.6 4-9 4.8 5-9 4-7 4.5 4.8 8-:«596 Jl 0.005 0.093 l"'200 1.203 1.177 I.I9I 1.178 1.188 I.I90 I.I97 I.I92 1.225 1.232 1.205 1.2 10 I.20I I.I96 1.229 1.226 1.2 15 Mittel .... Wahrscheinlicher Fehler des Mittels Grosste Differenz zwischen 2 Wägungen Die eingetretene Gewiehtsverandening ist hiemach folgende: Vor der Reaction: B = 92 7?3o — 8^^466 Nach» » 5=927.30— 8.596 Somit Gewichtsalmahme von B um: o"*i3o Jio"?*oi2 entsprechend einer: [319] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich uinseteender Körper. 205 Gewichtsabnahme der Reactionsmasse (i7i?34) um: '/i 300000 » des Apparates (927.30) » ^jyoooooo- Das Resultat der drei Versuche über die Reduction von Silber- sulfat durch Eisenvitriol ist schliesslich: Versuch I': o"?^i()7 Gewichtsabnahme für i 14^22 Reactionsmasse » I^: 0.131 » »1 14.22 » » II: 0.130 » » 171.34 » Hiemach betragt die Gewichtsverminderung: fiir loo* für loo* Reactionsmasse ahgoschiedeneii Silbers Versuch I': 0*^146 o":«4i7 » I**: o.i 1 5 0-327 » II: 0.076 0.217 Mittel: 0^^320 Die Beurtheilung dieser Zahlen folgt später. Zweite Reaction. Jodsäure und Jodwasserstoff. Zu der Reaction Hess sich wässerige Jodwa^sserstoffsäure nicht benutzen, weil bei dem langen Stehen der Apparate ein allmähliches Übertreten von Jodwasserstoffgas zu der Jodsäure stattfinden konnte. Es musste in der Weise verfahren werden , dass man in den einen Schenkel Jodsäurelösung nebst Schwefelsäure und in den andern Jod- kaliumlösimg brachte. Die beim Mischen auftretende Umsetzung war daher folgende: HJO3 + sH.SO, + 5 KJ = 6 J + sKHSO.^ + 3H,0. Versuch I. Der obigen (dc^ichung entspr(*chend ist in die Apparate* eingefiillt worden : ^, , 1 WT Stoochiometrischc Sulvstanzeii nach der Substaiizon vor der Uinsetziiiii; •, it * " Menge Umsetzung in den einen l HJO3 15^ auf 15*^ J ^4^92 Schenkd \ 11,80, 4*5 41.82 KIISO, 58.10 i. d. and. Schenkel KJ 71 70.80 H^O 4.()o 127^62 1 27^62 Die für jeden Schenkel bestimmten Substanzen wurden zuerst in einem 200**"" Kol})en in Wasser gelöst und die Flüssigkeit sodann eingefüllt. 17* 206 Matheniatische und naturwissenschaftliche Mittheihmgen. [320] Die Volumhcstimmung der fertigen Apparate bei der Temperatur 14? 3 hatte ergeben für: A : 873'^^45 B : 873«™43 Diff. : o^"°o2 Das Gewicht jedes Apparates betrug 720^75 und es war A um etwa 4°* schwerer als B. Erste Versuchshälfte. Reaction in Apparat A, Zu diesem Versuch, welcher der erste aller vorgenommenen war, hatte die WEsxpnAL'sche Waage gedient. Da nur eine einmalige Um- wechselung der Belastungen ausgeführt wurde, konnten die Wägungs- differenzen bis über o°!*i betragen. Vor der Reaction Nach der Reaction Wäg. Datum A — B Wäg. Datum A—B Nr. 1890 Nr. 1890 I 8. Jan. 4"^44ß 16 17. Febr. 4*^423 2 1 1 " 377 »7 18. - 365 3 14 • 363 18 19. 326 4 »5 • 408 '9 21. 374 5 16 • 432 20 22. 364 6 17 • 410 21 24. . 405 7 18 ** 454 22 I. März 291 8 29. • 385 23 3- - 320 9 I. Febr. 453 24 4- • 400 10 4- • 34« 25 5- • 339 11 5- a 417 26 6. . 380 12 7- a 344 27 8. - 310 '3 8. N 369 28 13. . 298 14 '3- • 375 29 31. . 339 «5 14. « 409 30 3. April 347 Mittel 4*^399 4'^352 Wahrscheinlich. Fehler des Mittels AO.007 ±.o.ooS Grosste Differenz zwi- schen 2Wa kgungen . 0.113 0.132 Hiemach war: Vor der Reaction: A = 720?75 + 4"^399 Nach » » A = 720.75 + 4.352 Somit Gewichtsabnahme um: ,°»g oT*o47 AO.oi 5. üew.-Abnahme der Reactionsmasse (i27?62) :'/27ooooo » » des Apparates (72o?75) : Vi 5000000. Zweite Versnchshälfte. Reaction in Apparat. B, Hierzu diente die RuEPRECHx'sche Waage. Da bei dieser das Verhältniss der Balkenarme von demjenigen der WEsxPHAL'schen Waage [321] Landolt; Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Koq)er. 207 abwich, so musste, um die Belastimg der Scale «anzupassen, an Ap- parat B ein anderes Stückchen Platindraht als Ausgleichungsgewicht angebracht werden. Hierdurch wurde B um etwa 3°* schwerer als A. — Doppelte Umwechselung der Belastungen. Vor der Reaction Nach der Reaction wag. Datum B-^A Wäg. Datum S— i4 Nr. 1890 Nr. 1890 I 2. Mai 3'^59 6 9. Mai 3-«654 2 4. . 772 7 10. • 656 3 5- " 755 8 1 1. • 632 4 6. . 766 9 12. - 682 5 7- - 776 10 13. . 635 Mittel 3-«766 3"^52 Wahrsch. Fehler AO.003 JL 0.006 Grosste Differenz zwi- scher [ 2 Wägungen. 0.021 0.030 Somit hat man: Vor der Reaction: B =^ 720^75 + 3"^766 : B= 720.75 + 3.652 Nach Gewichtsabnahme: o°!*i 14 JLo.oog Gewichtsabnahme der Reactionsmasse (i 27^62): '/i 120000 des Apparates (720.75): » /6300000. Versuch II. Die Beschickung der Apparate war folgende: Substanzen vor Stoechiom. der Umsetzung Menge In dem einen IIIJO3 i8?48 i8?48 Schenkel | H^ S 0^ 5 5 5 < • 6 3 Iiri andern KJ 87.21 87.21 Substanzen nach der Umsetzung J 79?98 KHSO, 71.56 H,0 5.68 g. I 57?22 g. 1 57?22 Die Jodsäure nebst Schwefelsäure wurde in 200*, das Jodkalium in 185*^ Wasser gelöst. Zwei Volumbestimmungen der fertigen Apparate hatten als Unterschied ergeben: i. A = 903^^51 B = 903^^57 Diflferenz o'Toß 2. A= 903.53 B= 903.60 » 0.07 Gewicht jedes Apparat<*s: 756?95, A um etwa 2"^ schwerer als B. Die Wägungen wurden mittels der RuEPREcnx'schen Waage unter zwei- maligem Umtausch der Belastungen vorgenommen. 208 Matlieuiatiscbe uud naturwh»seii5cliaAliclie Mittlieiliiiigt*n. Erste Versiichshälfte. Ueaction in Apparat A. [322J Vor der Rcaction Nach der Reaction Wäg. Nr. Datum 1891 AS Wäg. Nr. Datum 1891 A-B 1 2 3 4 5 22. Febr. 24. • 25. . 26. • 27. . 27416 414 448 421 440 6 7 8 1. März 2. • 3- - ^■^3» 5 336 324 Mittel Wahrsch. Fehler des Mittels Grösste DifTerenz zwi- schen 2 Wägungen. 2-«428 J:.0.005 0.034 2"*325 + 0.004 0.021 Zweite Versuchshälfte. Heaction in Apparat B, In Folge Aufstellung der Waage in einem andern Raum und neuer Justinnig derselben musste die Differenz A — B abermals be- stimmt werden. Sie ergab sich um o°l*2 höher als früher. Vor der Reaction Nach der Rcaction Wäg. Nr. Datum 1891 A^B Wäg. Nr. Datum 1891 A—B I 2 3 4 5 7. Mäi-z 9- • 10. • 18. . 26. • 2".'524 545 520 543 557 6 7 8 9 10 28. März 29. 30. • 31. • I. April 2V644 664 657 619 616 Wahrsc MitU Grosstc scher Mittel ;h. Fehler de» ils 2-«538 jLO.005 0.033 2^640 jto.006 1 Differenz zwi- i 2 Wägungen. 0.048 Das Resultat der beiden Versuche ist hiernach: Reaction in Apparat A Vor der Reaction: A= 756?95 + 2"!*428 Nach » » -^=756-95+ 2.325 Gewichtsabnahme: o°!*i03 jto.009. Reaction in Apparat B Vor der Reaction: B = A — 2°1*538 Nach » » B =^ A — 2.640 Gewichtsabnahme : o°I^ 102 jt o . o 1 1 . Gewichtsverminderung der Reactionsmasse (i 57^22) 71500000 des Apparates (756-95) 'I7400000. [*(2l^ Landolt: Ge^iiiiiiitgewielit chemisch sicli umsetzender Korper. 201) Versuch ÜL Die Apjiarato waren in folgender Weise iH^solückt worden : Substanzen vor der Stöehioui. Substanzen nach der Umsetzung Mengen Umsetzung HJO3 37?3 3Ö?07 J 1(>0?00 HjSO^ 110 103.07 KIISO^ 143.15 KJ 174.46 174.46 II3O 11.35 In dem einen Selienkel Im andern 3i4?5o 314-50 Zur Lösung der Jodsaurt* warten 220^ Wasser, zu derjenigt^n des Jodkaliums 200* verwandt wonlen. Das äussere Volum der AppaKite nach dessen Ausgleichung durch einen Hulfsköri)er hetrug bei: A 938^."89 B 938":™84 Diff. 0^05 (i(^wicht jedes Apparates 98()?74. A um t^twa 3°**^ schwenk als B. Die ])eiden Apparate wurden nach der Vohiinlxvstinnniing 3 Stun- den im Luftbade auf 45° erhitzt, sodann im Vacuum und zidt^tzt im Waagengehäuse 2 Wochen st(*hen gelassen, ehe man mit tlen Wiigiuigen begann. RuErRECHx'sche Waage. I. II. III. Vor der Reaction < Wäg. Nr. ^ach der F in App Datum i8cM teaction .A A B Wag. Nr. Naoh der ] in App Datum i8*)i U^action . B Wäg. Nr. Datum A-B A~ B I 6. Mai 3^*870 5 13. Mai 3T*()(H> »3 5. Juni 3^22 2 7- • 870 6 14. . 738 14 (). • 701 3 9- • 884» 7 25- • 706 »5 8. . 701 4 10. • 871 8 27. . 709' 16 12. • 7^'i^ 9 29. - 711' »7 19. • 711 10 30. • <73 1 1 2. Juni (S88 12 3- • (»2 Mittel .... 3""874 3'^">97 3^708 Wahrsch. Fehler des Mittels .... jLO.002 .±.0.006 jl 0.003 Grosste Abwei- chung zwischen 2 Wäj ^ngen . . 0.014 0.072 0.02 1 ^ Wagiing Nr. 3 war ausgeführt worden nach i stundigeni Krhitzen d(\s Ap|m- rates A auf 40°. ' Wagung Nr. 8 nach 2stQndigeni Erliitzen von A auf 40° und raseher Al)- kuhhing. ' Wägung Nr. 9 nach 4stundigeni Erhitzen heider Apparate auf 45° und huig- sauier AYikilhhing. * Wägung Nr. 16 nach 2stilndiger Erhitzung l)eider Apparat43 auf 45°. 210 Matiieinatische und iiaturwisscnschnitlidie Mittheilungpn. [*^2^] Wie aus der Tahello ersichtlich ist eiii Einfluss dieser Erhitzungen auf das Gewicht der Apparate nicht mit Bestimmtheit wahrzunehmen. Die beiden Versuche haben somit folgende Gewichtsänderungen ergeben : Reaction in A Vor der Reaction: A = 986?74 + 3"?*874 Nach » » A = 986?74 + 3-697 Gewichtsabnahme: 0*^177 ±0.008 Gewichtsabnahme der Reactionsmasse (3 i4?5o): '/, 200000 » des Apparates (986?74): «/söooooo Reaction in B Vor der Reaction: B ^= A — 3*^697 Nach » » B = A — 3.708 Gewichtsabnahme : 0*^0 11 jt o . o o 9 Gewichtsabnahme der Reactionsmasse (3i4?5o): */29oooooo » des Apparates (986.74): »/90000000 Stellt man schliesslich alle bei den drei Doppelversuchen erhaltenen Gewichtsänderungen zusammen, so zeigt sich folgendes Ergebniss: Reactions- Boob. Gewichts- Abnahme filr lOG Versuch masse abiiahme Reactionsmasse la I2 1?62 0*^047 0*^037 16 » o.i 14 0.089 Ua 157.22 0.103 0.066 nb » 0.102 0.065 lila 3«4-5o 0.177 0.056 fflft » O.Ol l 0.003 Dritte Reaction. Jod und Natriumsuljit. Beim Zusammenbringen dieser beiden Körper können zwei ver- schiedene Umsetzungen eintreten. Fugt man Jod zu überschüssigem Natriumsulfit, so bleibt die Flüssigkeit neutral und enthält dann di- thionsaures Natrium: 2J + 2Na,S03 =: 2NaJ + Na^SjO^ . Wird umgekehrt zu überschüssigem Jod schwefligsaures Natrium gesetzt, so z(»igt die Mischung stark saure Reaction in Folge Bildung von Jodwasserstoff bez. Schwefelsäure: 2J + Na,S03 + 11,0 = 2HJ + Na,SO, . Bei der Ausfiihnmg der nachfolgenden Versuche konnten beide Reactionen gleichzeitig auftreten. [325] Landolt: Gesainintge wicht chemisch sich umsetzender Korper. 211 Versuch I. Der eine Schenkel der Apparate wurde mit go^ gepulvertem Jod und 200* Wasser beschickt, der andere mit 134^ Na^SOj + yH^O und 156* Wasser, was dem Verhaltniss von 2 At. J auf i'/^ Mol. NajSO» entspricht. Um den Übertritt von Joddämpfen zu der Natriumsulfit- lösung zu verhindern, habe ich die Flüssigkeit in beiden Schenkeln mit einer etwa 5°™ hohen Schicht von Paraffinöl bedeckt, welches Mittel auch bei langem Stehen der Apparate vollständig seinen Zweck erfüllte. Bei der Reaction verschwand das Jod gänzlich. Gewicht der Reactionsmasse : 90^ J + 67* Na^SOj = 157^. — Volum der ausgeglichenenApparate: il = 9o6'^.'"94, 5 = 906*^^96; Diff. o*^.™02. — Gewicht jedes Apparates 9i8?58; A um etwa 5™* schwerer als B. — RuEPRECHT'sche Waage. Zweimalige Umwechselung der Belastungen. Vor der Reaction Wäg. Nr. I 2 3 4 5 6 7 8 9 10 II 12 >3 Datum 1890 6. 7- 9- II. 12. 18. 19. 20. 22. 23. 25- 26. 27. Juli Ursprünglich Nach 2 stündigem Erhitzen von Ap- parat A auf 30 his 32° Nach abermaligem 3 stündigem Er- hitzen von Apparat A auf 32^ Nach 2 stündigem Erhitzen beider Apparate auf 40° Mittel .... Wahrscheinlicher Fehler des Mittels Grosste Abweichung zwischen 2 Wägmigen A — B SV488 5>9 502 478 482 480 475 492 482 496 5»3 508 487 5-49^ jLO.003 0.044 Nach der Reaction in App. A Nach der Reaction in App. B Wäg. Datum A — B Wäg. Datum A — B Nr. 1800 Nr. 1890 14 29. Juli 5^599 »9 5. Aug. SVßig 15 30. • 608 20 6. . 654 16 I. Aug. 582 21 7- • 610 »7 2. • 596 18 3- - 602 Mittel 5'^597 5'?«628 Wahrscheinlicher Feh- ler des Mittels io.003 jiio.009 GrOvSste Abweichung zwisc hen 2 Wäg. . . 0.026 0.034 212 Matlieinatische und naturwisseiiscliaftliche Mittliciliingen. Das Ergebniss der beiden Versuche ist somit: Reaction in Apparat A, Vor der Reaction: A = 918^58+ 5^^492 Nach » » j4 = 918.58+ 5.597 [326J Zunahme: o"?*io5 io.006 Reaction in Apparat B, Vor der Reaction: B = A — 5°^597 Nach » » B = A— 5.628 Abnahme: 0*^031 jto.012 Versuch 11. Die Beschickung der aus Jenaer Glas hergestellten Apparate be- trug in dem einen Schenkel i lo"^ Jod und 200^ Wasser, in dem andern 164* Na, SO3 + 7 H2O und 14 5^ Wasser. — Gewicht der Reactionsmasse: 1 10* J + 82^ Na.j SO3 = 1 92^. — Volum der ausgeglichenen Apparate: il = 969*='"990, B = 969^^965; Differenz 0^^025 — Gewicht: 9i3?()5. Erste Versuchshälfte. Reaction in Apparat A. RuEPRECHT'sche Waage. Zweimalige Umwechselung der Belastungen. Vor der Reaction Nach der Reaction Wäg. Nr. Datuiu 1891 A-B Wäg. Nr. Datum 1891 A-'B 1 2 3 4 5 30. Juti . 2. Aug. 4- - 6. . 8. . 4".«436 509 497 472 456 6 7 8 9 10 10. Aug. 12. • 13. . 14. . >5- • 4^473 495 486 448 477 Mittel Wahrsch. Fehler des Mittels Grosste Abweicliung zwischen 2 Wäg. . . 4'?474 jLO.009 0.073 4^476 jLO.005 0.047 Zweite Versuchshälfte. Reaction in Apparat B, STÜCKRATH'sche Waage. Um die Belastungen der Scale des Instru- 'mente-s anzupassen, musste der als Ausgleichungsgewicht dienende Platindraht geändert werden, wodurch sich die Differenz A ~ B ver- schob und vor der Reaction nochmals zu bestimmen war. [327] Landult: Gesainiiitge wicht ciieiuisch sich umsetzender Körper. 213 Vor der Reactioii Nach der Reaction Wäg. Nr. Datum A—B Wäg. Nr. Datum A B 1 2 1891 II. D( 13. . ?c. 8-«o73 8.038 10 11 1891 27. Dec. 28. - 8-«i73 »47 3 14. . 8.021 12 29. • 133 4 16. . 7-979 13 29. • 137 5 6 7 16. . 17. . 18. . 8.02! 8.060 7.987 14 16 30. - 31. . 1892 2. Jan. »53 146 160 8 9 22. • 23. . 8.057 8.002 «7 18 4. - 7- • 132 198 Mittel 8T'o26 8-.« 153 Wahrsch. Fehler des Mittels Grosstc Differeuz zwi- JL0.007 jLo.005 scher 1 2 Wägungi Bll. 0.094 0.066 Man hat somit: Vor der Reaction Nach » » Reaction in Apparat ^4 A = 9i3?65 + 4°!»474 A = 913.65 + 4-47^ Zunahme: 0*^002 jto.014 Reaction in Apparat B Vor der Reaction: B = A — S'^^026 Nach » » 5 = il - 8.153 Abnahme: 0*^127 dio.012 Das Endresultat der ])eiden Doppelversuche ist folgendes: a + o":«io5 6 — 0.031 a + 0.002 6 — 0.127 Versuch I. Versuch II. Vierte Reaction. Chlaralhjfdrat und Kaliumhjfdroxyd. C CI3 . CII (011), + KOH = C CI3H + CHKO, + H,0. Apparate aus Jenaer Glas, der eine Schenkel ])eschickt mit 150^ gepulvertem Chloralhydrat, der andere mit einer Lösung von 5 5^ Atz- kali (theor. Menge 51*^ in 100* Wasser. Nach der Umsetzung mussten entstanden sein 108*^ Chloral, 76*^ Kaliumfomiiat und 17* Wasser. Ge- 214 Matliematische und naturwissensciiailliciie Mittlieilungen. [328] wicht der Reactionsmasse 201^. Gewicht jedes Apparates 670^20. Voluni der Apparate: A = 894**""86, B = 894'^"82, DifT. o"*'."o4. RuEPREciiT'sche Waage. — Da die (iewichtsbestimmung Nr. 10 nach Vonialiine der Reaction in B vollständig mit den früliern zu- sammenfiel, so wurden die Wägungen nicht weiter fortgesetzt. • Vor der Reaction 1 ^lach der Reaction in Apparat A 1 ^ach der Reaction in Apparat B. Wäg. Nr. Datum 1891 Ä-B Wäg. Nr. Datum 1891 A-'B Wäg. Nr. Datum 1891 A'-B I I. Juli 4^081 6 12. Juli 4-«074 10 9. Aug. 4'?05i 2 3- • 068 7 24. - 053 3 5- - 010 8 2. Aug. 075 4 7' - 022 9 3- - 029 5 9- - 050 Mittel .... 4'?046 4-.«058 Wahrsch. Fehler des Mittels .... jt 0.009 jLO.007 Grösste Abweichg. zwisc ihen 2 Wäg. 0.071 0.046 Das Ergebniss ist: Reaction in App. A, Vor der Reaction A = 6^0^20 + 4°?o46 Nach der Reaction A = 670.20 + 4"^0 58 Zimahme : o°l^o 1 2 jto.016 Reaction in App. B. B = A- 4"«o58 B = Jl-4"«o5i Zunahme : o"*o o 7 Das Mittel o°!*oi entspricht einer Änderung: des Gewichtes der Reactionsmasse um ^/^ooooooo » » des Apparates » V07000000. Die beiden beobachteten Abnahmen liegen innerhalb der Ver- suchsfehler und es hat sich demnach bei der Reaction zwischen Chloralhydrat und Aetzkali keine Gewichtsänderung nachweisen lassen. VersucAe über etttaige Geftichtmnderungen beim Ijösungsprocess. Die Veranlassung zu den folgenden Wägungen lag in dem Um- stände, dass die anfanglich ausgefiihrten Versuche über die Reduction von Sill>ersulfat sowie Jodsäure eine Gewichtsabnahme ergeben hatten, während bei der Umsetzung zwischen Jod und Natriumsulfit eine Gewichtszunahme auftrat. In den beiden ersten Fällen findet Ab- scheidung eines festen Körpers (Silber oder Jod) statt, und wenn aus den specifischen Gewichten der einzehien in den Apparaten vorhan- denen flüssigen und festen Bestandtheile die mittlere Dichte des Ge- [329] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Korper. 215 sammtinhaltes berechnet wird, so zeigt sich, dass diese nach der Reaction grösser ist als vorher. Umgekehrt wird hei dem Ver- schwinden von festem Jod mittels Natriumsulfit die mittlere Dichte der Masse kleiner. Die Änderungen waren beispielsweise bei einigen der frühem Verbuche folgende: Silbersulfat und Eisenvitriol. Versuch I. Mittlere Dichte des Ivor der Reaction: 1.2332 Inhaltes der Apparate ( nach » » 1.2538 Zunahme: 0.0206 = 1.67 Proc. Jodsäure und Jodwasserstoff. Versuch I. Mittlere Dichte des Ivor der Reaction: 2.2196* Inhaltes der Apparate (nach » » 1.2287* Zimahme: 0.0091 =0.75 Proc. Jod und Natriumsulfit. Versuch I. Mittlere Dichte des (vor der Reaction: 1.2686 Inhaltes der Apparate (nach » » 1.2480 Abnahme: 0.0200 = 1.58 Proc. Somit schien ein Zusammenhcang zwischen diesen Ändenmgon der Dichte und den bei den Reactionen beobachteten Ab- und Zu- nahmen des absoluten Gewichtes nicht unmöglich zu sein, und in Folge dessen lag es nahe, Systeme von Körpern anzuwenden, welche vor und nach der Umsetzung eine möglichst grosse Verschiedenheit der mittlem Dichte ])esitzen. Dies lässt sich am einfachsten erreichen durch Auflösen fester Körper in Wasser, und ich habe hierfür Chloral- hydrat angewandt. Chloralhydrat und Wasser. Die Dichte des festen Chloralhydrats betragt nach Bestinmiungen, welche Hr. Plath ausfälirte, 1.9093, und wenn der eine Schenkel der Apparate mit 3 Th. dieser Substanz, der andere mit i Th. Wasser beschickt wird, so muss die mittlere Dichte des Inlialtes 1.5557 ^^^' tragen. Fiir eine 7 5 procentige Chloralliydratlösimg ergab sich dagegen * Beispielsweise aus folgenden Zahlen Y)erechnet: Vor der Reaction besass die in dem einen Schenkel eingefßllte Jodsaurelosung das specif. Gewicht d^ = 1.1915, die im andern Schenkel befindliche Jodkaliumlosnng das specif. Gewicht 1.2490; das absolute Gewicht jeder Flüssigkeit betrug 248! 6. — Nach der Reaction waren vor- handen: 64*92 Jod vom specif. Gewicht 4.922, und 432*28 FlQssigkeit, deren Dichte = 1.1042 gefunden wurde. 216 Mnthematisclie und naturwissonschnftlichc Mittheilungen. [330] da.s spoc (iew. dH =1.4787; es findest demnaeli beim Lösungsprocess eine Verminderung der Dichte um 0.0770, entsprechend 4.95 Procent statt. Dieser Betrag übersteigt bedeutend denjenigen, welcher bei den chemischen Reactionen auftrat, und wenn die oben genannte Ver- muthung richtig war, so musste eine erliebliclie Änderung und zwar Zunahme des absoluten Gewichtes erwartet werden. In die angewandten Apparate wurden einerseits 3 i 2^ gepulvertes Chloralhy drat , anderseits 104^ Wasser eingefiillt und die Oberfläche des letztern mit einer dünnen Schicht flüssigen Paraffins })edeckt, um die Verdunstung zu verliindern. Das äussere Volum der durch einen Zusatzkörj)er ausgeglichenen Gefasse betrug fiir A 878**T72, tur B S'jS'^So; Diffen^nz o"':"o8. Gewicht GgSH)2 \ STÜCKRATH'sche Waage. Der Xösungsprocess ist bloss in einem der beiden Apparate vorge- nonmien worden. Vor der Aufl ösung Nach der Auflösung Wäg. Nr. Datum 1891 A—B Wäg. Nr. Datum 1891 A B 1 2 3 4 5 15. April 16. 17. - 18. . 19. 703 705 73« 719 6 7 8 9 10 22. April 23. » 23. - 24. - 25. • 5*^5 721 713 686 723 Mittel Wahrsch. Fehler des Mittels Grösste Abweichung zwischen 2 Wäg. . . . 5l«7ii jt 0.004 0.035 iLO.005 0.035 Das Gewicht vor und nach der Auflösung ist völlig unverändert geblieben, und es können daher die bei den chemischen Reactionen beobacliteten Ab- und Zunahmen des Gewichtes nicht von blossen Dichte-Änderungen der Körper herrühren. Dieses Resultat ist auch in Bezug auf die bekannten Aetherstoss- theorien der Schwere von Interesse. Nach denselben müsste, wenn die Dichtigkeit einer Masse sich ändert, deren gravitirende Wirkung hierdurch beeinflusst werden. Diese Frage ist bis jetzt experimentell nicht entschieden, der obige Versuch spricht gegen jene Hypothesen. Ein zweiter Versuch musste leider unterbrochen werden, weil die Gewichtsdifferenz der beiden Apparate von Anfang an eine all- * Zu diesem Gewicht kam noch dasjenijjje eines verj?()ld<»ten Messungstativs , in welches der Apparat gesetzt und mit diesem zusammen gewogen wiii*de. Die ganze Belastung jeder Waageschale betrug 1315^. 8pat<*r wurde jenes Stativ durch ein leicht-eres ersetzt. [331] Landolt: Gesainintge wicht chemisch sich umsetzender Kurper. 217 mähliche Zunahme zeigte, und zwar wahrscheinlich in Folge einer kleinen Offiiung am Gefasse 5, welche sieh jedoch nicht entdecken liess. Siehe die Tabelle am Schlüsse des Abschnittes über die Fehlerquellen. Resultate. Die folgende Tabelle enthält zunächst eine Zusammenstellung der erhaltenen Versuchszahlen : I II UI IV V Reaction Vereuch Gewicht des Apparates Gewicht der Reactions- ^asse Beobachtete Gewichts- Anderung Wahrscheinl. Fehler der Wägungen Grewichts- Änderung fUr loo* React.-Masse Silbersulfat und Eisenvitriol la Ib II 922* * 927 ii4!2 • 171.3 — o?*i67 — 0.131 — 0.130 + 0^014 0.020 0.012 — 0^146 — 0.1 15 — 0.076 Jodsäure und Jodwasserstoff* la Ib IIa Üb lUa lUb 721* • 757 • 987 * 127*6 * 157.2 ■ 3 «4-5 • — o"?*047 — 0.114 — 0.103 — 0.102 — 0.177 — 0.0M ^0^015 0.009 0.009 O.OII 0.008 0.009 -o":«037 — 0.089 — 0.066 — 0.065 — 0.056 — 0.003 Jod und Natriumsulfit la Ib IIa IIb 919« • 914 • 157-0 * 192.0 • + o":«io5 — 0.031 -f 0.002 — 0.127 .to^oo6 0.012 0.014 0.012 + o"!^o67 — 0.020 -f 0.001 — 0.066 Chloralhydrat u. Ätzkali a b 670* • 20I?0 • + 0*^12 -f 0.007 jto"!V)i6 + 0*^006 -f 0.003 Chloralhydrat u. Wasser 699« 416« — o';^3 Ao'!*oo9 — Aus dieser Tabelle lassen sich nachstehende Ergebnisse ableiten: I. Die Reaction zwischen Silbersulfat und Eisenvitriol hat bei allen drei Versuchen eine Gewichtsabnahme von o"?*i3o bis o^^^ißy ergeben, welche den wahrscheinlichen Fehler der Wägungen um das 6 bis 1 2 fache übersteigt. Trotzdem kann das Auftreten einer solchen Gewichtsänderung noch keineswegs als sicher festgestellt erachtet werden, denn es ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass viel- leicht In jedem dieser drei Fälle eine der früher erwähnten plötz- lichen Versetzungen der Waage bei dem Herausnehmen des Apparates stattgefunden hat. Wie ferner die bei Jod und Natriumsulfit Vers. I* und 11^ (Col. III) beobachteten Gewichtsändenmgen von +o°!^io5 und — 0°^ I 2 7 zeigen , kann der bei einem Versuch auftretende Gesammt.- fehler bis über o"*^! hinausgehen. Endlich ist noch der Umstand 218 Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. [332] verdächtig, dass die bei der Absclieidung von Silber stattgefiindenen Gewichtsabnahmen sich nach Col. V nicht proportional den ange- wandten Reactionsmassen erweisen. Aus diesen Gründen wären noch mehrfache Wiederholungen des Versuches nöthig, um die Fi-age mit Sicherheit zu entscheiden. Ein bestimmtes Resultat kann indessen schon jetzt aus diesen Beobachtungen gezogen werden: Nimmt man die erhaltene Gewichts- abnalmie als wirklich stattfindend an, so lässt sich prüfen, ob die- selbe auf das Atomgewicht des Silbers einen solchen Einfluss ausübt, dass dadurch dessen Abweichung von einer ganzen Zahl erklärlich wird. Wie bekannt hat Stas eine Reihe von Atomgewichtsbestim- mungen des Silbers mittels Reduction von Silbersulfat durch Wasser- stoff ausgefiihrt, und wenn auch dieser Process nicht völlig mit dem bei Anwendung von Eisenvitriol vor sich gehenden übereinstimmt, so hat man doch in beiden Fällen den Übergang von Sil])ersulfat in metallisches Silber. In der folgenden Tabelle enthält Col. I sowie 11 die von Stas' angegebenen Versuchszahlen, III das aus denselben mit Zugrundelegung von = i6 und S = 32.074 abgeleitete Atomgewicht des Silbers, und IV das letztere bezeichnet unter der Annahme, dass je 100^ aus Silbcrsulfat abgeschiedenen Sil])ers um o"!^32 zu leicht gefunden werden. Diese Zahl folgt als Mittel aus den ol)en niitge- theilten drei Gewichtsabnahmen. I 11 HI IV Versuch von Stas Nr. Angewandtes Silbcrsulfat Erhaltenes Silber A tonige wii-lit des Silbera Atomgewicht mit Correction I 72*137 49?9»9 107.9289 107.9298 2 3 60.251 81.023 41.692 56.071 9133 9468 9142 9477 4 5 83.115 55.716 57-523 38-5595 9727 9641 9737 9650 6 63.922 44-2355 9392 9401 Wie ersichtlich wird durch die (>orrection das Atomgewicht des Silbers nur um 0.0009 vergrössert, während die aus den verschiedenen Analysen sich ergebenden Werthe schon in der zweiten Decimale um mehrere Einheiten von einander abweichen ; es übt somit die fragliche Gewichtsänderung, wenn sie wirklich auftreten sollte, keinen irgend- wie in Betracht kommenden Einfluss aus. Wenn das Atomgewicht sich auf 108 (0=1 6) erhöhen sollte, müsste bei der Abscheidung * Die Zahlen finden sich in den alteren •Rocherches sur les rapports reciprocpies des poids at4)ini(]iie^« von J. S. Stas, sowie in der AnoNsrEiN^schen UlxTsetzun^ der •Nouvelles recherches etc.« S. 218. [333] Landolt: Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Körper. 219 von loo^ Silber aus dem Sulfate eine Gewiclitsabnahnie von 2 5°1'^2 8 stattfinden. Setzt man mit ZugiTindelegung der Wasserstoffeinheit Ag = 107.668, so würde sogar eine Verminderung um 118°** er- forderlich sein. 2. Bei der Reaetion zwischen Jodsäure und Jodwasserstoff haben die sechs Versuche sämmtlich eine Gewichtsalmahme ergeben. Dieselbe ist jedoch zweimal (Vers, la und III />) so klein (0^^047 und o"?^oi i) ausgefallen, dafs sie dem wahrscheinlichen Fehler der Wägimg selir nahe steht, und man daraus auf ein völliges Constantbleiben des Gew^ichtes bei der chemischen Umsetzung schliessen kann. In den vier andern Fällen übersteigt die Gewichtsänderung von o°!^io2 bis 0^^177 die Wägimgsfehler sehr bedeutend, und sie zeigt sich auch, wie aus Col. V ersichtlich, annähernd proportional der Reactionsmasse. Bedenkt man aber, dass, wie aus den bei Jod und Natriumsulfit erhaltenen positiven und negativen Zahlen hervorgeht, der mögliche Fehler eines Versuches über o°!^i betragen kann, so wird man auch hier die beobachtete Gewichtsabnahme noch durchaus nicht als sicher con- statirt ansehen dürfen. Immerhin bleibt es auffallend, dass nie eine Gewichtsvennehrung gefunden wurde. 3. Die vier Versuche betreffend die Umsetzung zwischen Jod und Natriumsulfit haben zweimal eine Zunahme und zweimal eine Abnahme des Gewichtes ergeben und zwar in Beträgen, welche sich naliezu aufheben. Hiernach muss bei dieser Reaetion eine völlige Unveränderlichkeit des Gewichtes als höchstwahrscheinlich angenommen werden. 4. Bei der Zersetzung des Chloralhydrats durch Atzkali Hessen die zwei Versuche keine Gewich tsändenmg erkenn(»n, d(*nn die aufgetretenen Differenzen bleiben unterhalb der Wägungsfelilor. 5. Beim Auflösen von Chloralhydrat in Wasser ist das Ge- wicht völlig unverändert gel)lieben. Das Endresultat der Untersuchung ist somit, dass bei kein(»r der angewandten Reactionen sich eine Gewiclitsänderung mit Bestimmthc^it hat constatiren lassen. Wenn solche dennoch bestechen soUtt^n, so sind sie, wie die Versuche über die Abscheidung von SiU)er und von Jod gezeigt haben, von einer derartigen Kleinheit, dass dadurcli die stoechio- metrischen Rechnungen in keiner Weise beeinllusst werden. Demzu- folge ist auch die der ganzen Arbeit zu Grunde gelegte Frage, ob die Abweichungen der Atomgewichte von ganzen Zahlen etwa davon her- rühren, dass bei den chemischen Umsetzungen der Körper eine gewisse Menge wägbaren Aotliers aus- oder eintritt, im verneinenden Sinne entschieden. Damit schliesst sich der letzte Ausweg, welcher der PROUx'schen Hypothese noch offen geblieben war. Math. u. naturwiss. Btitih. 1893. IV. 18 220 Mntli('iiiatis(*li(; 1111(1 iiMtiirwiss<>iis(*li;irtlir!i(' Mittficiliiiiti^cn. [^^^1 VAno w('it(*iT Fortsotzuiijo: dieser Vei'suelie schl<»n mir lüelit inelir iiothweiuliic zu sein, besonders da (Las Kr«:(»l)niss dersellx^n mit dem- j(»ni|[;en ülxTeinstinunt, w(4elies selion Stas sowie Kuekmigaukr bei Anwendung ganz anderer R(»aetion(Mi erlialtc^n lialtiMi. Wenn sich aueli di(* (ienauigk(*it d(T (lewiehtsbestinnnini/^en noeh pünstipfer ge- stalten lässt, namcMitlieh dureli völliges Constanthalt(Mi der Temperatur des \Vaag(»nzinnners . so ist es doeli zweifelhaft, ob man bei der Wägung von (ilasgelassen. welehe ungi^lahr i Liter Yohnn mid i Kilo- grannn Gewieht l)esitzen. jemals dazu gelangen wird, kleincTe ünter- schic^le als o"^'i mit Sieherln^it festzustellen. Aber selbst im Falle dies gelänge*, würden wie schon oben bemerkt, die etwa beobachteten üewichtsänderungen ihres minunalen Betrages weg<*n fiir die Chemie doch von keiner reellen Bed(»utung sein. In physikalisdier Hinsicht dürfte es (lag(*g(»n wohl Inten^sse bieten, die nicht genügend aufge- klärten (i(*wiehtsabnahmen, welche sich bei der Reduction von Silber und Jod stets g(»zeigt halx^n, durch (^ne Reihe weiterer Versuclie auf ihr wirklich(\s Bestehen zu prüfen. d(Mm es herrscht immerhin keine* vollständige Sicherheit darüber, dass dieselben sämmtlich auf Beobaclitiuigsfehlern beruhen. Berlin , c<'miii>|j iti<* KlliUtllein^' ANZEItt ■"'mathematische und naturwissenschaftliche MITTHEILUNGEN AUS uES si r/1-siisiiF.iiiamiN KÖNltiUCH l-un-ssIsniKN AK^-KMIF t-TO WLSsESSaiAHKN ;..,* ..<» fn<*.MI'"W SlTZL^^'(iyT^KKICUTE KÖNIGLW.U PHEUSSISCHK- -..T,„.M,E DER WISSENSCHAFTER 1 ^^,1 „ii,L— i...., li. Mionwli.'!.... . I "'''"äiJTiralTiscHE"'rai) NATOwissENSciumicHE bittheilüngeh '■^ ^v« IT*.* sn7.i;N(iH!iL'Rii'ini:.N